Keiner flirtet so wie du
seinem viel zu hübschen Gesicht.
Dieser Mann trieb sie auf die Palme.
Dieser Mann machte sie rasend.
Dieser Mann sprach nur aus, was sie selbst sich in ihrem kranken Kopf ausgemalt hatte.
Sie drehte die Musik voll auf, und er war klug genug, den Mund zu halten.
„Willkommen in Ballarat, Miss Chambers“, begrüßte die Hotelangestellte Charli.
„Danke. Haben Sie unsere Zimmerschlüssel?“
Das Lächeln der Empfangsdame erstarb. „Natürlich, aber es gibt da ein kleines Problem.“
Als hätte Charli nicht genug Probleme. „Was ist los?“
Die Augen der Empfangsdame weiteten sich, und ihre Kinnlade klappte herunter, als Luca den Raum betrat.
Die Frau musste über fünfzig sein, aber Luca ließ eben alle Frauenherzen höher schlagen – leider auch ihr eigenes, denn sie hatte die ganze Fahrt über nicht aufhören können, an diesen Kuss zu denken.
„Ich habe doch gesagt, du sollst im Auto warten“, tadelte sie ihn streng, doch sein Dauerlächeln wurde nur noch breiter.
Er neigte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich muss dich warnen. Ich tue nicht immer, was man mir sagt.“
Sie schluckte, als sie den gefährlichen Unterton in seiner honigsüßen Stimme hörte, und war froh, als die Empfangsdame ihnen zwei Schlüsselkarten reichte.
„Die Geschäftsführung entschuldigt sich bei Ihnen, aber wegen der Bauarbeiten nebenan und einiger Rohrbrüche müssen Sie sich ein Apartment teilen. Es hat zwei Schlafzimmer und liegt am Ende des Flurs. Wenn Sie irgendetwas brauchen …“
„Aber ich habe schon vor Monaten reserviert. Es muss doch noch ein anderes Apartment geben.“
Ihre Stimme klang schrill, und sie presste verlegen die Lippen aufeinander, als die Empfangsdame den Kopf schüttelte.
„Tut mir leid, Miss Chambers, mehr kann ich nicht für Sie tun“, erwiderte die Frau gereizt. Und da Storms erster Auftritt in der Stadt mit irgendeinem Folkfestival zusammenfiel und alle Zimmer in der Stadt ausgebucht waren, blieb Charli wohl keine andere Wahl.
„Kein Problem“, erklärte Luca und nahm der älteren Dame die Schlüsselkarten mit einem betörenden Lächeln ab. „Danke.“
„Nichts zu danken, Sir.“
Charlis Mut sank, als Luca ihr einen Arm um die Schultern legte. „Komm schon, meine neue Mitbewohnerin. Ich kann es kaum erwarten, die Betten auszuprobieren.“
Sie stieß ihn unsanft in die Rippen.
Als Luca die Tür aufschloss, dachte Charlie noch, dass es auch schlimmer hätte kommen können. Doch als sie das Apartment betrat, das kaum größer als ein Schuhkarton war, verpuffte dieser tröstliche Gedanke.
Entnervt nahm sie ihre Reisetasche und trug sie in eines der beiden Schlafzimmer, wobei sie sich den Ellbogen an der Tür stieß.
Dass Luca ihr amüsiert zusah, machte die Sache nicht besser. Entrüstet ging sie auf ihn zu, mit jedem Schritt entschlossener, ihm eine zu scheuern. Er musste das irre Funkeln in ihrem Blick bemerkt haben, denn er schloss hastig die Tür und hob beschwichtigend die Hände.
„Hey, ich bin unschuldig. Du hast die Reservierungen gemacht. Ich bin nur für die Finanzen zuständig, schon vergessen?“
„Wie könnte ich das vergessen?“ Sie stand ihm direkt gegenüber und hätte ihn am liebsten geohrfeigt, nur weil er gerade da war und sie ihre Wut an irgendjemandem auslassen musste. Eigentlich wurde sie nie handgreiflich, hatte gelernt, ihre Gefühle zu kontrollieren und unter dem Mantel der Gleichgültigkeit zu verstecken. Es war der einzige Weg gewesen, mit den Stimmungsschwankungen ihrer manisch-depressiven Mutter und deren völliger Gleichgültigkeit gegenüber ihrem einzigen Kind klarzukommen.
Doch die Wut hatte sich die ganze Fahrt über in ihr aufgestaut, und sie musste irgendein Ventil finden, bevor sie noch explodierte. Ist es wirklich Wut oder doch etwas anderes? Sofort verdrängte sie den Gedanken, nicht willens zuzugeben, dass dieses leidenschaftliche, unkontrollierbare Gefühl mehr Verlangen war als Wut.
Aber es war da, brodelte zwischen ihnen, und als ihre Blicke sich trafen, flimmerte die Luft.
Charli blieb fast das Herz stehen, als Luca sie berührte, und der Schreck holte sie in die Realität zurück.
Sie hatte ihren Job zu erledigen, und er seinen. Sie kümmerte sie um Storm, er kümmerte sich ums Geld. Für die nächsten vierzehn Tage waren sie Kollegen, mehr nicht. Und spätestens als ihr wieder einfiel, dass er der Enkel von Hector war, dem Mann, dem sie alles verdankte, kam sie wieder zur Vernunft.
Nachdem sie ein paar Mal
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