Keiner flirtet so wie du
1. KAPITEL
Charli hasste Babysitten.
Nichts gegen Kinder, aber den Enkelsohn ihres Chefs auf die Comeback-Tournee von Storm Varth mitzunehmen war ein Fehler.
Ein Riesenfehler.
Jetzt musste sie sich nicht nur um einen flippigen Rockstar kümmern, sondern hatte auch noch Luca Petrelli am Hals.
So ein Mist.
Während sie auf den Fahrstuhl wartete, blickte sie sich in der Lobby von Melbournes Crown Towers Hotel um. Das gedämpfte Gold und die warmen Brauntöne der Einrichtung strahlten Klasse und Luxus aus.
Charli lebte praktisch in diesem Hotel, in dem viele Musiker und Rockstars abstiegen. Und wo die Stars von Landry Records waren, war auch sie zur Stelle, um ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
Das war ihre Spezialität: Rockstars auf der Durchreise verhätscheln, ausgefallene Wünsche erfüllen, dafür sorgen, dass alles lief wie geschmiert.
Sie liebte ihren Job: die Aufregung, die Hektik, den Stress.
Nichts konnte sie erschüttern. Nicht mehr.
Als sie den Fahrstuhl betrat, blickte sie auf die Uhr und verzog das Gesicht. Hoffentlich war Luca Petrelli fertig, wenn sie an seine Tür klopfte.
Sie hatte den Weg von hier nach Ballarat auf die Sekunde genau kalkuliert. Storms Tourbus war gerade losgefahren, und obwohl der mürrische Rockstar sich jede Störung bis zum nächsten Morgen verbeten hatte, musste sie sich vergewissern, dass seine Ankunft bei der ersten Station seiner Tournee reibungslos verlief.
Es gab viel zu tun, und niemand, auch nicht dieser Taugenichts von einem Playboy, würde sie aufhalten.
Als sich die Fahrstuhltür lautlos öffnete, strich sie ihren auberginefarbenen Lieblingsrock glatt, zupfte ihr Jackett zurecht und wandte sich nach einem flüchtigen Blick auf die Zimmernummern nach rechts.
Mit wachsender Ungeduld folgte Charli dem langen Korridor.
Für Hector Landry, Boss von Australiens größtem Plattenlabel, hätte sie alles getan, doch als er sie vor wenigen Stunden mit der Neuigkeit überraschte, dass Luca sie auf die Tournee begleiten würde, hatte sie protestiert.
Offenbar hatte der berühmt-berüchtigte Luca Petrelli sich von der französischen Riviera und den Partys in Rio de Janeiro losgeeist – Hector zuliebe, der gerade seinen Finanzmanager gefeuert hatte und dringend einen Nachfolger brauchte.
Und da kam besagter Playboy ins Spiel, der seinen Charme über den ganzen Globus versprühte. Dass er seinen Bekanntheitsgrad nutzte, um Spenden für wohltätige Zwecke zu sammeln, machte Charli umso skeptischer.
Was wollte er hier, nachdem er seinen Großvater in den letzten zehn Jahren kaum zu Gesicht bekommen hatte?
Vor der Suite blieb sie stehen und klopfte, um einen neutralen Gesichtsausdruck bemüht. Es war nur ein Job wie jeder andere, den sie für Hector erledigte, und es stand ihr nicht zu, ihren Boss oder die Beweggründe für den Besuch seines flatterhaften Enkels anzuzweifeln.
Doch als die Tür aufging und sie Luca Petrelli zum ersten Mal gegenüberstand, wusste sie sofort, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Job handelte.
„Sie wirken enttäuscht“, begrüßte er sie, lässig an den Türrahmen gelehnt – und von der Hüfte aufwärts nackt.
Charli wagte nicht, nach unten zu sehen, und obwohl die verschiedensten Gefühle über sie hereinstürzten, Enttäuschung gehörte nicht dazu.
Sie kannte Luca von Fotos in Zeitschriften, und gelegentlich zeigte Hector ihr irgendwelche Schnappschüsse, die sie sich höflich ansah. Den Stolz in Hectors Stimme hatte sie nie nachvollziehen können. Wie konnte er auf diesen Taugenichts von einem Enkel stolz sein, der ihn nie besuchte oder sonst irgendwie von ihm Kenntnis nahm?
Doch hatte sie nie richtig hingesehen, hatte stets nur einen flüchtigen Eindruck von einem großen Mann gewonnen, mit zu langem Haar, zu vielen Bartstoppeln und zu vielen Affären.
Die Realität sah anders aus.
Sein Haar war kürzer. Schwarze Locken standen in alle Richtungen ab. Er hatte sich rasiert, und es war auch keine vollbusige Botox-Blondine in Sicht.
„Enttäuscht?“, brachte sie schließlich hervor, als er wissend lächelte. Ein laszives, verführerisches Lächeln …
„Dass ich kein Rockstar bin“, fügte er erklärend hinzu.
„Niemand würde Sie für einen Rockstar halten.“
Widerstrebend ließ sie den Blick zu seiner Brust wandern. Mit seinem breiten gebräunten, wie gemeißelt wirkenden Oberkörper unterschied er sich deutlich von den schmächtigen blassen Männern, mit denen sie normalerweise zu tun
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