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Keiner wie er (German Edition)

Keiner wie er (German Edition)

Titel: Keiner wie er (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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verwenden.“
    „Leck mich!“, flüsterte sie.
    „Hmmm, gute Idee, darauf komme ich später bestimmt noch einmal zurück.“
    „Schön ...“
    Längst hatten beide ihr Pulver verschossen. Tina fror tatsächlich, trotz trockener Sachen, denn sie wurde hin und wieder von einem Beben geschüttelt. Warm konnte Daniel seinen derzeitigen Zustand auch nicht bezeichnen. Doch er wagte nicht, sich umzuziehen. Das dämliche Weib war so durchgeknallt, dass es sein kurzes Verschwinden garantiert als nächste Fluchtgelegenheit genutzt hätte. Nachdem er ihren Tee ein wenig weiter über den Tisch geschoben hatte, widmete er sich seinem eigenen. Die heiße Flüssigkeit half wirklich – erwartungsgemäß. Tina stützte den Kopf in eine Hand und betrachtete in Gedanken verloren die Tasse. Offenbar war sie müde, denn ihre Lider drohten ständig, zuzufallen. Doch Daniel dachte nicht im Traum daran, sie in ihr Bett zu entlassen. Wegen der geistig umnachteten Fluchtentschlossenen würde er die gesamte Nacht kein Auge zumachen. Keineswegs sah er ein, die Zeit allein abzusitzen. Wenn, dann konnte sie auch bei ihm bleiben, damit er sich jedes Mal, wenn er den Fehler beging, sie anzusehen, über ihre Dämlichkeit ärgern durfte.
    Es funktionierte sogar hervorragend. Je schläfriger Tina wirkte, desto wütender wurde Daniel. Und als sie drohte, doch tatsächlich im Sitzen einzuschlafen, begann er, sie mit Gewalt wachzuhalten.
    „Also, was sollte das?“
    „Hmmm?“
    „Der ganze Schwachsinn!“
    „Ach so, das ... Ich wollte weg.“ Es kam sogar verdammt schläfrig.
    „Das ist mir schon klar, aber weshalb konntest du nicht bis morgen warten?“
    Mit sichtlicher Mühe zwang sie die Augen auf, und Daniel war versucht, ihr zwei von den Streichhölzern anzubieten, damit es auch ja nicht schief ging. „Du würdest es nicht verstehen.“
    „Versuch es!“
    „Keine Lust“, seufzte sie.
    „Aber ich habe Lust und jede Menge Zeit, also, sprich dich nur aus!“
    Nach einem erneuten Seufzen sah sie ihn an. „Ich dachte mir, dass es so einfacher ist.“
    „Ach? Dachtest du das? Dann bist du einer gewaltigen Fehleinschätzung aufgelaufen! Ich hätte auf die nächtliche Dusche ehrlich verzichten können!“
    „Niemand hat dich gezwungen, mir zu folgen.“
    „Richtig! Und ich frage mich ernsthaft, warum ich so dumm war, es trotzdem zu tun.“
    „Vielleicht solltest du demnächst erst überlegen und später handeln, könnte dich vor einigem Ärger bewahren“, empfahl sie leise. Unvermittelt ging ein Ruck durch ihren Körper, die Lider flogen auf. „Moment ...“, murmelte sie und verschwand im Bad.
    Stirnrunzelnd blickte Daniel ihr nach. Magenverstimmung? Irgendeine Darmerkrankung? Oder ... entnervt stöhnte er auf. Sie würde doch nichts geschluckt haben, oder? Keine Ahnung, woher sie ‚nichts’ beziehen sollte, aber dem dämlichen Weib traute er auch zu, dass es sich über die heimische Pflanzenwelt hermachte. Um mit deren Hilfe konnte sie ... ja, woher sollte er das genau wissen? So irre war er noch nicht, um ihre total durchgeknallten Gedankengänge in Gänze nachvollziehen zu können.
    Im Wald hatte er sie unter diesem dämlichen Baum gefunden, während sie zum Himmel starrte. Dabei bot er wegen des hohen Stammes überhaupt keinen Schutz. Irgendwie wirkte sie nicht, als wollte sie ihre Flucht demnächst fortsetzen. Hatte sie auf ihr Dahinscheiden gewartet? Je länger er darüber nachdachte, desto überzeugter wurde Daniel, mit seiner Vermutung richtig zu liegen
    Kaum betrat sie die Küche, fuhr er sie an. „Was hast du genommen?“
    In aller Gemütsruhe setzte Tina sich. „Du hast echt ein Problem!“
    „Ja!“, nickte Daniel. „Dich.“
    „Lass mich einfach in Ruhe, Problem gelöst.“ Müde hob sie die Schultern.
    „Nichts lieber als das.“
    „Schön.“
    „Ja.“
    Längst ruhte ihr Kopf wieder in einer Hand. Die Worte passten möglicherweise zu einem giftigen Schlagabtausch, doch so verhielt es sich nicht. Ihre Antworten kamen träge und Daniel klang eher kalkulierend, als wütend.
    „Was hast du?“
    „Nichts.“ Als sie seine Miene betrachtete, seufzte sie. „Ich habe nichts genommen. Du hältst mich für eine verkappte Selbstmörderin, aber ich versichere dir, nichts in der Art vorzuhaben. Ich wollte wirklich nur gehen.“
    Das klang vernünftig und in jeder anderen Situation hätte er ihr das auch abgenommen. Aber plötzlich fiel ihm auf, wie blass sie wirkte. Viel zu bleich, um es nur auf ihre Müdigkeit

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