Keiner wie er (German Edition)
verstärkte sich. „Du weißt, dass Pille allein kein Schutz ist, ja?“
Abfällig schnaubte sie auf. „Meinst du, ich treibe es mit irgendwem ohne Kondom?“
Darauf antwortete er besser nicht. Das Ganze entwickelte sich immer schneller zu einem Inferno, und langsam schien Tina auch dahinter zu kommen. Ihre Augen wurden groß.
„Ich ... ich habe wirklich nur bei dir, ich bin ... du warst, das war doch ...“
Eine flatternde Hand suchte ihren Bauch. „Aber ... ich habe das nicht bemerkt ...“ Erst jetzt schien sie wirklich zu begreifen. „Was ... was soll ich denn mit einem Baby?“, wisperte sie.
„Darüber musst du dir keine Gedanken mehr machen“, bemerkte er trocken.
„Was?“
„Es ist weg, oder was meinst du, soll das ganze Blut?“
„Was?“
„Das war eine Fehlgeburt, Tina.“
„Was?“
Ja, was?
Eilig überlegte er – so eilig es ging, jedenfalls. Bis zur Klinik in Ithaka benötigte man nicht länger als eine halbe Stunde. Eigentlich kein Problem. Doch sie wirkte so weiß, er konnte nicht einschätzen, wie viel Blut sie bereits verloren hatte. Verdammt, warum hatte er das denn nur nicht sofort gesehen? Fahren und sie gleichzeitig wachhalten war ein Risiko.
Aber hier konnte auch kein Helikopter landen. Sein Blick fiel auf die blasse Tina, deren Lider immer häufiger zufielen. „Wir müssen ins Krankenhaus fahren.“
„Was?“ Mit deutlicher Anstrengung sah sie ihn an. „Nein, ich muss nur ein bisschen schlafen. Bitte, kann ich schlafen? Morgen ist es wieder gut. Und wenn nicht, fahren wir dann.“
„Es geht nicht anders. Und du musst wach bleiben, hast du mich verstanden? Nicht schlafen! “
Stirnrunzelnd betrachtete er ihre ruinierte Unterwäsche, die Hose befand sich in keinem besseren Zustand.
Egal.
Rasch zog er sie an, verzichtete auf das Höschen, hob sie vom Tisch und trug sie hinaus in den strömenden Regen zum Wagen.
„Wie war das mit den Bären im Wald? Sprich mit mir, Tina!“
* * *
Doch Tina sprach nicht mehr viel.
Aber sie blieb wach, während der Fahrt blickte er immer wieder in die riesigen Augen. Im Krankenhaus empfing ihn sein Vater. Daniel hatte sein Kommen telefonisch angekündigt und die gesamte Belegschaft nichts Besseres zu tun, als Daddy aus dem Bett zu trommeln. Natürlich.
Der musterte die Frau in den Armen seines Sohnes eher flüchtig. „Hi, Tina.“
„Hi, Jonathan“, murmelte sie.
Als Nächstes widmete er sich Daniel. „Was ist passiert?“ Offenbar hielt sich seine Verwunderung darüber in Grenzen, dass der mitten in der Nacht mit einer Verflossenen auftauchte. Oder so etwas in der Art.
„Ich muss sie sofort operieren“, erklärte Daniel knapp.
„Worum geht es?“ Abermals betrachtete der ältere Arzt die leichenblasse Tina.
„Abortus incompletus – vermute ich. Die Blutung ist zu stark. Ich gehe kein Risiko ein.“
Der Senior war ernst geworden. Aufmerksam musterte er seinen Sohn, dann Tina und nahm ihre Hand. „Wie fühlst du dich?“
„Müde.“
Er lächelte. „Zunächst sollten wir dich erst einmal in ein Bett bringen, oder?“
„Kann ich nach Hause?“
Daniels Züge verhärteten sich. Nach Hause ...
„Ich glaube, es wäre besser, wenn ich dich erst einmal untersuche, in Ordnung?“
Eine Antwort blieb sie ihm schuldig. „Hier entlang“, sagte Jonathan und Daniel folgte ihm.
Kurz darauf lag sie in einem Bett, doch bevor er sie ausziehen konnte, bat sein Vater ihn vor die Tür.
„Wann hat die Blutung eingesetzt?“
„Das kann ich nur schätzen. Vor zwei, drei Stunden.“ Stirnrunzelnd beobachtete Daniel die Schwestern, die hinter ihm in Tinas Zimmer traten. Der Ältere der beiden Grants schien sie nicht zu bemerken.
„Die Schwangerschaft ist bestätigt?“
Daniel nickte knapp.
„Wer ist der ...“
„Ich.“
Und nun war die Miene seines Vaters eisig. „Du kannst sie nicht operieren. Ich übernehme das.“
„Vergiss es!“
„Daniel!“ Es kam eindringlich. „Du kennst die Regeln so gut wie ich. Du kannst sie nicht operieren . Ich kümmere mich darum, und du setzt dich in aller Ruhe zu ihr. Es besteht keine Lebensgefahr, du hast sie hergebracht, alles ist gut.“
„Nichts ist gut!“
„Richtig!“, nickte er. „Doch das ist eine Angelegenheit zwischen euch beiden. Die müsst ihr später bewältigen. Jetzt geht es erst einmal darum, was ich tun kann. Du bist in diesem Fall kein Arzt. Beide Rollen kannst du nicht einnehmen, das weißt du.“
„Aber ...“
„Nein! Ich bin Leiter dieser Klinik,
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