Keiner wie er (German Edition)
wie er soeben registrierte.
Irgendwann schlug er die Hände vor das Gesicht und heulte.
Verdammt!
14.
„Das Wetter ist mal wieder fantastisch!“
Fran merkte es an, was ihr von Daniel einen zweifelnden Blick einbrachte.
Tom nickte. „Und die Vögel brüllen. Ist euch aufgefallen, dass sie in diesem Jahr besonders laut sind?“
Allgemeine Zustimmung erfolgte.
„Ich bin ja der Ansicht, das Korn steht heuer bereits extrem hoch“, meldete sich Chris.
„Ich glaube, ich las neulich, dass wir bisher die meisten Sonnentage seit mehr als fünfzig Jahren verzeichnen konnten.“ Carmen musste natürlich auch ihren Senf dazugeben.
„Das könnte durchaus stimmen. Wenn ich überlege, wie selten ich bisher den hässlichen Regenschirm nehmen musste.“ Edith – einschließlich leichtem und ziemlich falschem Grinsen.
„Ich finde Sommer fein!“, quietschte Clara – inzwischen sieben Jahre alt und dementsprechend gelangweilt von der aufgesetzten Versammlung.
„Und, wann wirst du abreisen?“
Die erste Bemerkung, die auch nur halbwegs Sinn ergab. Daniel wusste nicht, ob er seinem Vater nun dankbar sein sollte oder nicht. Ihm war so gar nicht nach einem sinnhaltigen Gespräch. „Nächste Woche“, erwiderte er. „Vorderster Senegal.“
Jonathan nickte, wusste allerdings nichts darauf zu erwidern. Womit sich erneut diese unnatürlich laute Stille über den Raum legte. Die wirkte ehrlich so voluminös, dass Daniel nach wenigen Sekunden die Ohren klingelten.
Es war sein vierunddreißigster Geburtstag.
Seit Ewigkeiten saßen sie wieder einmal beisammen. Jene Menschen, die sein Leben im Großen und Ganzen ausmachten. Offenbar funktionierte der Buschfunk zwischen ihnen glänzend. Niemand wagte, direkt zu fragen. Nein, in dieser Hinsicht demonstrierte man geschlossene Einigkeit. Das wäre ja viel zu einfach gewesen. Zumal sie wussten, dass die augenblickliche Abfuhr drohte. Da pflegte man doch lieber dieses beängstigend laute Schweigen und wartete auf ... keine Ahnung was.
Leise seufzte Daniel.
Selten hatte er sich derart darauf gefreut, endlich diesen Kontinent verlassen und sich im hintersten, stinkendsten Winkel der Welt verkriechen zu können.
Noch immer fuhr er auf jener Achterbahn. Nur die Kurven und Loopings, die das Gefährt nach wie vor beschrieb, veränderten sich beinahe minütlich. Von Zorn, über Enttäuschung, Sehnsucht, auch Fassungslosigkeit, bis hin zu Trotz – ja, soweit hatte sie ihn tatsächlich getrieben. Dann kam wieder der Zorn, die Enttäuschung ...
Es nervte ihn unvorstellbar! Die Müdigkeit verschwand auch nicht. Stattdessen schien sie mit jedem neuen Morgen verheerender. Zuzüglich zu dem gesamten Chaos, das in ihm lebte und sich dort merklich wohlfühlte.
Neuerdings stritten in ihm der unschlagbare Realist mit dem ewigen Kind.
Eine Zeitlang hatte es gedauert, aber irgendwann sah er ein, dass er damals, als er zum ersten Mal in die Dritte Welt ging, nicht unbedingt erwachsen gewesen war. In vielerlei Hinsicht bereits weitaus älter als vierundzwanzig, nahm er andere Aspekte des Lebens mit einer so dämlichen Coolness, die er jetzt, in der Rückblende, nicht mehr ganz nachvollziehen konnte. Doch in letzter Zeit kam ihm immer öfter der Gedanke, dass er damals bedeutend ruhiger lebte.
Hielt sie ihm nicht vor, sich kein bisschen verändert zu haben? Neben all den anderen Dingen, die sie einfach mal so in den Ring geworfen hatte. Keines davon fiel besonders nett aus oder traf zu. Offensichtlich verspürte sie wenig Veranlassung, zuerst zu prüfen, welchen Schwachsinn sie ihm andichtete. Hauptsache, sie konnte ihm auseinandernehmen, was für einen Arsch er verkörperte.
Es gab ihn noch, den damaligen Daniel Grant. So falsch lag sie gar nicht! Irgendwann befand er ihn nur für zu unreif, daher untragbar und bewegte sich in eine andere Richtung. Doch je mehr schlaflose Nächte er hinter sich brachte, desto häufiger fragte Daniel sich ernsthaft, ob er damals vielleicht die falsche Richtung einschlug. Der Versuch, einen Menschen zu lieben, ging gründlich daneben. Dabei hatte er tatsächlich alles riskiert und gegeben, mehr war nicht möglich. Das Ergebnis fiel eher niederschmetternd bis total vernichtend aus.
Also, was sollte der Scheiß?
Sie war fort, er der Verlierer, daran gab es nichts zu beschönigen. Stand da nicht ein Neubeginn an? Und wenn der sich schon anbot, dann ein Umfassender?
Sein Kopf hob sich, die Blicke aller Anwesenden lagen wie immer auf ihm und Daniel verzog
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