Keiner wie er (German Edition)
entnervt das Gesicht.
„Würdet ihr mit dem Schwachsinn endlich aufhören, ja? Was immer ihr euch da zusammenreimt, es ist nicht an dem und das war es auch nie! So verhielt es sich vor zehn Jahren und gleichfalls heute. In Wahrheit existierte da nie etwas! Wenn ihr euch erinnert ...“ Sein Blick fiel auf Chris und Carmen. „Ich habe das immer wieder gesagt, ihr wart nur zu stur, es auch zu glauben.“ Trocken lachte er auf. „Nichts hat sich geändert. Also packt endlich die Trauermienen ein! Soweit ich mich erinnern kann, ist heute mein Geburtstag. In ein paar Tagen verschwinde ich an den Arsch der Welt – wer weiß, ob ich diesmal zurückkehre? Ich schätze, die verbliebenen Tage sollte ich nutzen, um mich endlich ein wenig zu amüsieren.“
Darauf wussten Carmen und Chris nichts zu antworten. Die Stirn seines Vaters lag in tiefen Sorgenfalten, Ediths Augenbrauen waren zweifelnd erhoben und Clara verstand nur Bahnhof. Francis allerdings hob nach reiflicher Überlegung die Schultern und Tom grinste. „Das ist doch ein Wort!“
Fand Daniel auch …
* * *
Tina lag auf ihrer Liege am Strand und blickte düster auf das Meer hinaus.
Nach einigen aufreibenden, kräftezehrenden und erstaunlich erfolglosen Monaten hatte sie beschlossen, ihren Jahresurlaub vorzuziehen. Ein letzter Versuch, die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Also, soweit das überhaupt möglich schien.
Mit Gewalt wollte sie die Alte sein, musste jedoch bald einsehen, dass dies nicht funktionieren würde. Diesmal konnte sie nicht alles hinter sich lassen, so tun, als wäre nichts geschehen und weiterhin von Auftrag zu Auftrag hetzen. In der Zwischenzeit wusste sie, dass es mehr gab. Babys, zum Beispiel. Daniels ... (grünäugige Dämonen, die sich als Prof Higgins aufspielten, einem vorschrieben, wie man zu leben hatte und dass man nicht bei Nacht, im strömenden Regen aus seinem Gefängnis in der grünen Naturhölle fliehen durfte. Ha!)
Ihre Meinung war unverändert. Nach wie vor glaubte sie, seine verdammte Liebe, oder was er für sie zu empfinden glaubte, entsprang größtenteils seiner Einbildung.
Doch sie konnte diesen besonderen Ausdruck in seinem Blick nicht vergessen. Offenheit, aber auch die ehrliche Bitte, bei ihm zu bleiben. Immer mehr erwies sich, wie schwierig man damit umgehen konnte, wenn die Aufrichtigkeit von jemandem stammte, dem man bis vor kurzem die Fähigkeit dazu gänzlich absprach.
Und ehe Tina sich versah, fiel sie in die alten und verhassten Verhaltensmuster zurück und begann zu pokern.
Was wäre ...
… wenn er sich wirklich geändert hatte?
… wenn diesmal wirklich eine Chance für sie beide bestand?
… wenn er sie wirklich liebte?
Kaum waren diese Gedankengänge vonstattengegangen, fügten sich die nächsten nahtlos an.
Illusionen , Tina! Du pokerst nicht nur total dämlich und am Rande des Wahnsinns, du bist bereits auf dem genialen Weg, dich in Illusionen zu flüchten.
Und was sagten wir noch gleich? Hmmm?
Keine weiteren Illusionen .
Und warum?
Illusionen: Selbsttäuschungen (geboren aus dem Wunsch, etwas möge besser sein, als es in Wahrheit ist).
Wollen wir das?
Nein.
Sind wir das?
Nein.
Bringt und das auch nur irgendetwas, Tina?
Nein!
Also!
Und damit schlug sie sich alle Gedanken an den grünäugigen Dämon ein für alle Mal aus dem Kopf.
* * *
Für eine Stunde.
Dann begann das Pokerspiel von vorn.
Ja, sie ging das Risiko ein, nicht er. Wenn auch unwissend, blöd und so naiv, dass Tina noch in der Rückschau regelmäßig übel wurde. Doch Daniel wollte sich schützen, sie hielt ihn damals davon ab. Okay, dieses Kidnapping konnte man nicht lax von der Hand weisen, aber das veranstaltete er doch nur, um sie zu retten , oder?
Keineswegs entging ihr, dass sie wieder einmal Entschuldigungen für das Verhalten des irren Profs suchte, wo es keine gab. Aber auch das gehörte zu ihrer Geschichte.
Interessanter gestaltete sich da bereits, dass es sich nicht geändert hatte.
Vor nicht ganz sechs Monaten hätte Tina geschworen, sich sofort und umfassend gegen so einen Übergriff zu wehren. Anwälte hätte sie ihm auf den Hintern gehetzt, allen voran die Cops, das FBI, CIA und vorsorglich den Katastrophenschutz. Denn wenn sie mit ihm fertig war, wurde der erforderlich. Kalt lächelnd hätte sie zugesehen, wie man ihn ins Gefängnis warf. In Hand- und Fußfesseln, Knebel und Sack über dem Kopf! Und während der Verhandlung hätte sie mit wehenden Fahnen und einem begeisterten Grinsen gegen das
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