Keiner wie er (German Edition)
das?“
Überrascht musterte Tina ihre Mutter. Sonst sprach die niemals über den eigentümlichen Job ihrer Tochter. Schließlich lächelte sie. „Gut.“
„Ich war stolz!“, wiederholte sie ein wenig störrisch. „Deshalb gefällt mir noch lange nicht, was du treibst.“
„Wie darf ich das verstehen?“
„Ich dachte immer, du würdest heiraten und Kinder bekommen!“
„Das muss nicht jeder, Mom! Ich habe mich für einen anderen Weg entschieden. Es ist nicht der Schlechteste!“
Die Mutter nahm ihre Hand. „Ja, aber warum ? Du bist plötzlich so anders. Du hast immer von deiner eigenen Footballmannschaft erzählt, erinnerst du dich?“
„Als Kind, Mom!“, beharrte sie. „Manchmal ändern sich die Pläne, wenn man älter wird.“ Eilig widmete Tina sich ihrem frisch gepressten Orangensaft und hoffte, endlich das Verhör überstanden zu haben. Weit gefehlt!
„Du hast nie einen Freund.“
„Kein Interesse.“
„Du gehst nie aus!“
„Das kannst du nicht wissen!“ Sie sah ihre überbesorgte Mutter nicht an. „Ich bin vierzehn Tage im Jahr hier. Woher weißt du, was ich in der übrigen Zeit unternehme?“
„Eben! Wir wissen nichts von dir!“
Seufzend setzte Tina sich auf und sah sie notgedrungen doch wieder an. „Okay, was willst du erfahren?“
„Wo arbeitest du?“
„Das weißt du. Hier und dort ...“
„Das ist aber nicht richtig! “
„In meinem Fall schon! “
„Nein!“ Als ihre Hand abrupt in die Freiheit entlassen wurde, betrachtete sie ihre Mutter mit gerunzelter Stirn.
„Es ist okay, Mom“, versicherte sie leise.
Vera schüttelte so heftig den Kopf, dass Tina inzwischen mit einem Schleudertrauma rechnete. „Du bist nicht glücklich!“
Seufzend verdrehte sie die Augen und lehnte sich zurück. „Können wir das Gespräch nicht auf später verschieben?“
„Nein! Ich habe bereits viel zu lange damit gewartet!“
Verblüfft flogen Tinas Lider auf. „Womit?“
„Mit diesem Gespräch! Mit einem Mal bist du so anders!“
„Die Menschen verändern sich!“
„Aber nicht so.“
„Nun, offensichtlich liegst du falsch.“
Nach einer Weile, holte ihre Mutter tief Luft „Du kannst nicht ewig trauern, Tina. Das Leben geht weiter, warst du es nicht, die mir das immer wieder predigte? Und du hattest Recht!“ Ein flüchtiges Lächeln glitt über ihr Gesicht. „Der Tod deines Dads ... er hat uns alle getroffen, aber das ist jetzt zehn Jahre her. Ich finde, du solltest ...“
„Du irrst dich!“, unterbrach Tina. „Dads Tod hat damit nichts zu tun.“
„Was dann?“
„Huh?“
„Was ist dann dafür verantwortlich?“
„Wofür?“
Unvermittelt traf Tina einer jener drohenden Blicke, die ihre Mom nur im absoluten Ausnahmefall zum Einsatz brachte. „Verkaufe mich nicht für dumm, Christina Laura Hunt! Ich bin deine Mutter und weiß, wann es meinem Baby gut geht, und wann nicht. Als damals dein Vater starb, hast du dich verändert. Alles! Und seither bist du ... seltsam. So hartnäckig und kompromisslos!“
„So soll es sein“, murmelte sie.
„Nein! Das ist Scheiße!“
Tina fuhr zusammen und musterte ihre Mutter vorwurfsvoll, die winkte ab. „Na ja, ist es doch, oder? Und nun sage mir, warum du in diesem Jahr so früh kommst! Irgendetwas ist geschehen und ich will jetzt erfahren, was!“
„Das hatten wir bereits alles, Mom!“
Vera wollte etwas erwidern und besann sich im letzten Moment. Schweigend musterte sie ihre Tochter, die so gar nicht an die warmherzige, leicht unorganisierte Tina erinnerte, um die sie sich immer Sorgen gemacht hatte. Wenigstens Letztere durfte sie nie hinter sich lassen. Nur dass ihre Befürchtungen sich seit zehn Jahren dramatisch veränderten. Früher hatte sie Angst, das Kind könne krank werden, nicht ausreichend essen oder nicht genügend Anerkennung erfahren. Heute befürchtete sie, dass Tina alles verlor, was sie ausmachte. Und seitdem die unvorbereitet und entgegen ihren Gewohnheiten vor der Tür stand, hatte sich diese Sorge noch einmal verdoppelt. Irgendetwas war geschehen, was die Dinge katastrophal verschlechterte. Sie musste dem ein Ende setzen, lange genug hatte sie dem Treiben ihres einzigen Kindes tatenlos zugesehen.
Collin meinte das auch. Und was Collin meinte – ähnlich wie George zuvor – war nun einmal richtig. Außerdem wusste Vera sowieso Bescheid. Ungefähr, jedenfalls.
„Es ist ein Mann ...“
„Was?“
„Du bist wegen eines Mannes so seltsam.“
„Wie kommst du darauf?“
Vera hob die
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