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Keiner wird weinen

Keiner wird weinen

Titel: Keiner wird weinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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und Faxgeräten
     hatte.
    »Na siehst du, Vera. Siehst du, wie einfach das Ganze ist?« fragte Skwosnjak. »Du machst den Computer an, suchstdiesen verdammten Schlüssel, und dann gibt er uns Sonja zurück.«
    »Nein« – Vera schüttelte den Kopf –, »erst Sonja, dann der Codeschlüssel.«
    »Vera, hör auf zu feilschen! Die Zeit läuft. Schalt den Computer ein, und such ihm raus, was er verlangt. Was willst du mit
     diesem Codeschlüssel? Du willst Sonja zurück.«
    »Gut, dann soll er sich selber an den Computer setzen.« Vera sah Anton an. «Ich sage ihm, wie er an die nötigen Dateien rankommt.
     Ich muß die Pistole in der Hand behalten.«
    »So hast du uns beide im Visier.« Skwosnjak lächelte. »Und ich dachte, du hast endlich alles verstanden … Nein, Vera, du setzt
     dich an den Computer. Er bleibt, wo er ist.«
    »Ich rühre keinen Finger, bevor ich Sonja gesehen habe.«
    Die Balkontür stand offen. Ganz in der Nähe heulte eine Milizsirene. Im nächsten Augenblick sah Vera, wie Antons Kopf hilflos
     nach hinten sank und seine erhobenen Arme schlaff herabfielen wie bei einer Stoffpuppe. Sie begriff nicht, was geschehen war.
     Skwosnjak saß nicht mehr im Sessel, er stand dicht neben ihr.
    Die Milizsirene war verstummt, in der Ferne verhallt.
    »Komm mir nicht zu nahe«, flüsterte Vera und trat einen Schritt zurück. »Ich schieße.«
    »Vera, wirf den Computer an. Die Zeit ist knapp.«
    »Was hast du mit ihm gemacht?«
    »Ich hab ihn für fünf Minuten ausgeschaltet. Du hättest ihm die Hände fesseln sollen.« Skwosnjak kam noch einen Schritt auf
     sie zu. »Du willst doch nicht im Ernst auf mich schießen, meine Liebe? Ich war im Grunde dein erster Mann. Abgesehen von dem
     bärtigen Schwachkopf.«
    Bevor er den nächsten Schritt machte, drückte Vera auf den Abzug. Ihr Finger krümmte sich ganz von selbst, ohne ihr Zutun.
     Es ertönte kein Schuß, nur ein trockenes Knacken.
    Natürlich, die Pistole ist nicht geladen, Skwosnjak tötet ohne Waffe, dachte Vera ruhig und wie abwesend.
    Im nächsten Augenblick durchfuhr sie ein so unglaublicher Schmerz, daß sie nicht einmal schreien konnte.
    »Nein«, sagte Skwosnjak, »du wirst nicht das Bewußtsein verlieren wie Kurbatow. Ich werde dir so lange weh tun, bis du dich
     an den Computer setzt. Der nächste Schlag macht dich zum Krüppel.«
    Vera kam vor Schmerz überhaupt nicht richtig zu sich. Der Schmerz saß innen, irgendwo unter dem Sonnengeflecht, und sie konnte
     kaum atmen.
    Plötzlich sank Skwosnjak irgendwie seltsam zusammen. Als er umfiel, stand Anton da, einen alten marmornen Briefbeschwerer
     in der Hand. Er hatte Veras Urgroßvater gehört und viele Jahre nur zur Zierde auf dem Schreibtisch gestanden.
    »Wir müssen ihn schnell fesseln, sehr schnell.« Anton nahm das Klebeband und riß mit den Zähnen ein Stück davon ab. »Hol irgendwas,
     ein Laken, einen Gürtel …«
    Vera rannte zum Schrank und griff nach dem ersten, das ihr in die Hand fiel – ein dünner Lackledergürtel. Hinter ihr polterte
     es. Als sie sich umdrehte, lag Anton auf dem Boden, Skwosnjak hatte ein Knie auf seiner Brust, dann wälzte er sich mit dem
     ganzen Körper auf ihn und würgte ihn. Anton versuchte sich zu wehren.
    Skwosnjak, obgleich er sich noch nicht völlig erholt hatte von dem Schlag auf den Kopf, war dennoch wesentlich stärker und
     gewandter. Vera begriff auf einmal, daß es ihm jetzt nicht mehr darum ging, etwas zu erfahren. Er wollte nur noch töten. Er
     würde Anton töten und dann sie. Und Sonja? Und Mama?
    »Du kannst ihn nicht töten!« rief Vera. »Wenn du ihn tötest, erfährst du nicht, was du wissen willst!«
    Skwosnjaks Hände lagen an Antons Kehle.
    »Rede, du Schwein!« keuchte er und drückte immer fester zu. »Rede, sonst krepierst du! Na los!«
    Antons Gesicht war dunkelrot. Vera griff nach dem Briefbeschwerer,doch Skwosnjak schnellte hoch wie eine Feder, schleuderte sie ans andere Ende des Zimmers und legte gleich wieder die Hände
     um die Kehle des röchelnden Anton.
    Vera prallte mit dem Kopf gegen eine Ecke der Eichenkommode. In diesem Augenblick krachte im Zimmer ein Schuß.
    Skwosnjak stöhnte heiser und sprang auf. Oben auf dem linken Ärmel seines hellblauen Hemdes breitete sich langsam ein rotbrauner
     Fleck aus.
    Den kleinen Mann in der leichten, hellen Jacke mit der Pistole in der Hand sah Vera erst, als Skwosnjak sich auf ihn stürzte.
     Die Pistole flog augenblicklich unter die Couch.
    Sie ist geladen, aber nicht mehr

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