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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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heute früh beim Haare waschen auf der Busbahnhoftoilette gehört hatte.
     
Der Schwarze Hamlet
    der Waschräume stand, eingepackt in mehreren Schichten Kleider, mit dicker Wollmütze und einem Lumpensack da und sprach seinen Monolog: „Mann, dieses Land wird nie das Land der Gleichberechtigten sein.“ Seine raue Nirosta-Stimme vibrierte angenehm in der dicken Luft. „Mensch, weißt du, dieses Land wurde auf Widersprüche gebaut. Der Schwarze bleibt immer Nigger und die Verfassung ein Stück Papier. Sie sagen, dass das hier das Land Gottes wäre, für Schwarz und Weiß gleichermaß‘, aber es ist nicht wahr, denn (er hob seinen Zeigefinger): das Problem ist hier nicht einfach schwarz oder weiß. Nein - es geht um die Macht. Nun, deswegen stellen sie dem Nigger ständig eine neue Meßlatte, die er erst erreichen muss, um seine Gleichwertigkeit zu beweisen. Hach. (Zeigefinger in die Luft) Aber die Weißen haben es auch nicht leichter. Sie schuften und schuften, ständig, um ihre Überlegenheit zu erhalten. Das ist ein raffiniertes System. Es dreht sich und dreht sich. Das Ganze hat nur einen Sinn: Die Banken profitieren an jeder Runde. Je schneller der Kreislauf ist, um so mehr. Sie kassieren an den legalen Geschäften und streichen die Gebühren vom Drogenhandel ein. Denn alles was Geld ist, fließt durch ihre Tresore. Und weißt du, Mensch, wenn du draußen bleiben willst, musst du den Verrückten spielen. Ja, verrückt sein, ohne, dass du es bist. Ich sage es dir, Mensch, es ist immer noch besser, als wenn andere dich verrückt machen. (Er schwang die geöffnete linke Hand und lief mit breiten pathetischen Bewegungen rauf und runter) Also, du hast die Wahl: Verrückt sein oder den Verrückten machen. Verrückt sein oder nicht sein! Das ist hier die Frage!“
     
    Okay, bevor ich vor Hunger völlig durchdrehe, drehe ich mir lieber einen Cheeseburger rein. Und „Hamlets“ Empfehlungen beherzigend verrücke ich mich ein bisschen, das heiß, ich stell mich ein wenig „crazy“. Die meisten Leute tun das hier gewissermaßen sowieso. Jeder versucht sich in seiner eigenen Kapsel gegen die Außenwelt abzuschirmen.
    Frauen, Männer, und Kinder eilen durch die City. Sie erledigen ihre Sachen. Sie kaufen ein, sie gehen ins Kino oder arbeiten. Ein Rauf und Runter. Menschen, aus allen Herren Länder strömen hierher. Jeder hat was aus seiner eigenen Kultur mitgebracht. Die Wolkenkratzer sind ein gutes Symbol als babylonischer Schmelztiegel.
                  Spät nachmittags begreife ich erst, dass nicht die Riesensilhouetten das wahre Gesicht der Stadt sind, sondern die Leute.
    Am Weg vom Hudson-Ufer stadteinwärts, in dem kleinen Fotoladen, versucht mich der junge Chinese zu seinem guten Kunden zu machen. Aber er ist nicht sauer, als aus dem großen Einkauf nur eine kleine Plauderei wird. „Wo kommste her, und so weiter ...“
    „Aber sage mal, ich blicke da nicht durch“ fange ich an. „Bist du ein amerikanischer Chinese, oder ein chinesischer Amerikaner?“ Er lächelt mich an:
    „Weder noch. Ich bin New-Yorker! Dann Chinese. Weißt du. Für mich ist es einfacher nach Peking zu fliegen, als nach Texas. Obwohl ich amerikanischer Staatsbürger bin. Verstehst du?“
    „Hmm ...“
    Einige Ecken weiter, in West End, bin ich plötzlich in Lateinamerika gelandet: Hier ist gerade ein Volksfest mit Flohmarkt im Gange. Die Straßen sind voller Verkaufstische, Walkmans, Radios, Kassetten, Schmuck, Plaste Kitsch und gebrauchter alter Sachen. Schwere, nach Öl riechende Eintöpfe und Pfannengerichte duften in betagten Pfannen. Vor dem Eingang eines Hauses spielt ein junger Mann auf einem kleinen Podest Gitarre. Eine Anlage mit zwei Lautsprechern und ein Transparent mit Solidaritätserklärungen in Englisch und Spanisch, laut dem er ein nikaraguanischer Sandinist ist, verstärken ihn. Klagender Gesang, gedämpfte Akkorde. Ich stecke schnell einen ganzen Dollar in das Gitarrenetui und verdrücke mich. Ich bin viel zu aufgezogen unruhig für diesen Rhythmus hier.
    Die Stadt hat mich beschleunigt, so, dass ich nur noch rasen möchte. Immer was anderes, immer was Neues erleben.
    Gut, gut , ich gehe in den Laden zurück, wo ich gestern schon den billigsten und besten Walkman-Recorder heruntergefeilscht, aber noch nicht gekauft hatte.
    „Guten Tag! Ich möchte d iesen Apparat hier.“
    „Okay , Bursche. Für dich, weil du so n schönen Bart hast Fünfzig.“
    „Hey, hey. Wir waren gestern schon bei

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