Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
Häuser, Gute Nacht du Neonlicht überflutete Amsterdam Avenue, bring mich zurück zu meinem Sofa, denn der gute Mann in der Kirche wartet schon darauf, dass er mich in einen Gebetsraum einschließen und nach Hause gehen kann.
„Ich habe meinen Kollegen angerufen“ sagt er. „Er kommt morgen Früh um halb nach sechs und schließt wi eder auf.“
Tatsache, und so stehe ich schon früh um sieben in einer französischen Konditorei am Broadway und hole tief Luft, denn die leichtsinnig bestellten zwei Kuchen und der Tee kosten mich drei Tagesessen. Aber, was soll’s. Es ist schönes Wetter! Nichts wie runter zum Busbahnhof, um mein Gepäck loszuwerden.
Ich stehe in der 42. Straße, in der unteren Etage des Busbahnhofs, da kommt ein Schwarzer Kerl auf mich zu:
„Hey Typ, willste telefonieren?“ Ich überlege und sage; ja. „O.K. sag mir die Nummer.“ Ich diktiere ihm die Telefonnummer, die ich von Bob Frissel, dem Tramper bei Canastota bekommen hatte. Vielleicht habe ich Glück und kann heute Nacht bei seinem Freund pennen. Die langen Finger des Kumpels rennen wie Spinnenbeine über die Tastatur, dann drückt er mir das Telefon in die Hand und eine Stimme am anderen Ende der Leitung erklärt mir, dass er, Randy, gerade außer Haus ist. Als ich fertig bin, hält der Mann seine Hand unter meine Nase.
„Ich bekomme en Vierteldollar“ meint er.
„Na, sag mal! Für fünfundzwanzig Cent kann ich selber telefonieren.“
„Wieso, was dachtest du! Ich helf’ dir nur so umsonst?“
„Tut mir leid, es hat nicht geholfen. Da war nur ein Anrufbeantwo rter dran.“
Er überlegt: „Macht nichts, wir rufen jemand Anderen an. Haste Bekannten in anderen Städten, oder in Kanada? Ja! Willste, dass ich jemanden für dich in Kanada anrufe?“
„Nein, in Kanada kenne ich niemanden. Aber in Europa ...“
„Oh, Europa! Wo, in Deutschland?“
„Ja, in Deutschland auch.“
„Gut. Sage die Nummer!“ Ich sage ihm eine Nummer, und er sagt:
„Achtzig Dollar! Und du telefonierst, so lange du willst.“
„Danke, aber ich habe nicht so viel Geld.“
„Nun, ... gut Bursche. Ich rufe für fünfzig Piepen an.“
„Nein, nein, das ist auch zu viel.“
„O.K. Gib mir Dreißig, und Schluss.“
„Aber ich habe nur sieben Dollar.“
„Waas! Du hast kein Geld und willst Geschäfte machen, mit miiir?“ Er dreht sich um und tut so, als ob er weiter gehen würde.
„Okay“, stimme ich ihm zu, „du wolltest Geschäfte machen. Aber leider bin ich nicht dein Mann.“
Er macht einige Schritte, dann dreht er sich um: „O.K. Bursche. Gib mir einen Zehner, und du hast den H örer.“
„Ich sage doch, ich habe nur sieben Dollar. Schau, ich sammle sogar die Eincenter von der Straße auf.“ Ich schiebe ih m eine Handvoll Eincentstücke unter die Nase – die ich wirklich von den Straßen aufgesammelt habe.
„Gut Mann, Gib mir deine sieben Dollar! Ich habe Hunger, und will was essen.“
„Genau das ist es! Ich muss auch noch essen, und ich habe nichts als meine Flöte um Geld zu verdienen.“ Ich ziehe sie aus meinem Rucksack, und fange schön sanft zu spielen an. „Siehst du.“
„Oh, Schön. Du kannst spielen? ... Aber bitte nicht jetzt. Schau die beiden Polizeimänner da drüben! Die beobachten mich sowieso.“ Groß heimlichtuerisch, sich rundherum umschauend schreibt er mir die Kodenummer schließlich für drei Dollar auf. Die ich erst ausprobiere: „Jaa, Hallo? Berlin? aha ... Ja, ich bin's ... Klar, aus New York City! ... Aber Moment, ich muss noch was erledigen.“ Der Mann bekommt seine drei Dollar und ich: Bla... bla... bla...
Ohne Gepäck streife ich durch die Stadt. Hungrig nach Abenteuern, und hungrig im Magen, wie die Penner auf den Straßen. Aber ich bin besser dran als sie. Ich bin freiwillig hier, nicht so wie die Straßenschläfer, die Obdachlosen und die abgewrackten Junkies. Sie hat es richtig erwischt. Der Keilriemen der Maschinerie hat sie gepackt und weit hinausgeschleudert. Von dort aus schaffen es nur noch wenige wieder auf die Beine zu kommen. Ja, der Keilriemen, dessen Motor in den Banktresoren rotiert und wir alle haben nur ein Ziel: irgendwie an diese Tresore zu gelangen oder mindestens immer dichter ranzurücken. Selbst die, die auf alles scheißen, haben es nicht leichter, denn die Wunschgenerier Maschinerie ist allgegenwärtig, in jedem Quadratmeter Asphalt schreddert sie, in jeder Dosis Kokain versteckt sie sich. Es fallen mir die Worte des Schwarzen Jungen ein, die ich
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