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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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fünfundzwanzig.“
    „Jaa? Warum sagste das nicht gleich. Gib mir mein Herr die fünfundzwanzig Piepen und hier haste ihn.“
    Ich halte meine sorgfältig vorbereiteten Banknoten hoch:
    „Bitte schön, aber nur wenn ich auch eine Kassette und Batterien dazu beko mme.“
    Nach einem kleinen Feilschen stehe ich eingekapselt zwischen meinen Kopfhörer wieder auf der Straße. „Sounds of Cultures“ heißt die Probekassette, die ich vergessen habe zurückzugeben. Dieser Afro-Beat umhüllt mich, während ich mit federnden Schritten durch Manhattan streife. Ich komme ab und zu aus der Musikisolation heraus. Dann beobachte ich wieder vor mich hin pfeifend die Menschen.
     
    Spät abends als ich mit dem Telefonhörer in der Hand und der Kodezahlen im Kopf im Central Bahnhof in einem der zig Glaskästen sitze, um endlich mal den Konnex zu einer vertrauten Konversation zu schaffen, höre ich, dass hinter meinem Rücken etwas plätschert. Ich drehe mich um. Oh nein! Ein Schwarzer Typ steht auf der anderen Seite und pinkelt gegen die Scheibe. Plötzlich muss ich meine Beine hochziehen, denn es läuft schon auf dem Boden zu mir hinüber.
    „Hey, verpiss dich! Arschloch!“ schreie ich ihn wütend an.
    Er aber, hebt nur schwankend seinen Kopf, ohne den Druck ein bisschen zu mindern und sagt ganz gelangweilt:
    „Ich pisse doch. Siehste nicht! Arschloch.“ Patsch, patsch, klopft er seine Wasserkanone mit Wonne gegen das Plexiglas und überzieht es mit einem gelben Schleier. Es scheint, als wenn er den ganzen Tag nur Bier getrunken hätte, und das wäre jetzt seine erste und letzte Möglichkeit sich zu erleichtern. Er bebt vor Hingabe und Genuss. Mich ekelt es aber so an, dass ich aus der Zelle springe, und ich bin nicht mal richtig sauer auf den Kerl, dessen Gedanken wahrscheinlich dazu verurteilt sind um den weißen Staub zu kreisen, in ständiger Bereitschaft jede Gelegenheit, die ihn dazu näher bringen kann zu ergreifen. Aber mich ignoriert er jetzt. Ich spiele den ganz Bösen und ziehe ab.
    Elf Uhr nachts und ich habe keine Idee in Sachen Penne. Na dann lass mich mal in die Metro gehen! Unten am Eingang stehen um die vier, fünf Polizisten, so kostet es mich ein wenig mehr Akrobatik, um ohne zu zahlen über die Automatikschranken zu hüpfen. Auf der Plattform stehen nur wenige Leute. Ich steige in die Linie Fünf ein.
     
    Ab, in Richtung Bronx!
    In dem Wagen sind wir nur zu viert. Der Typ mit dem Jogginganzug, der Halbbetrunkene, der junge End-Teenager, der ständig seinen Kopf mit einem misstrauischen Blick dreht, und der weiße Hippie, der die Schwarzen Jungs durcheinander bringt. Ich wette, sie können sich jetzt überhaupt nicht vorstellen, was ich hier suche. (Ich muss zugeben, ich auch nicht. Nur ein bisschen Abenteuer.) Ich bin locker, und tue so, als würde ich jede Nacht hier unten pennen. Ich schwinge mich auf eine Bank, so, dass alle drei (sogar die Türen auf der Einsteiger-Seite) mir gegenüber sind, lasse meine linke Hand von der Bank herunterbaumeln und schaue gelangweilt vor mich hin, aber ich habe die anderen im Blickfeld. Der Angedröhnte sackt halb liegend, halb sitzend zusammen und döst ein. Der mit dem Jogginganzug knüllt seine schicke Sporttasche unter den Kopf und streckt sich in die Horizontale. Der Junge sitzt diagonal, mir gegenüber, in der kürzeren Ecke des Wagons. Er ist sichtbar sehr müde, aber er traut sich nicht einzuschlafen. Verstohlen blickt er zu mir hinüber. Ich spüre seine Unsicherheit, was mich wiederum sicherer macht. Trotzdem, wenn ich jetzt einschlafe, lasse ich meinen sechsten Sinn über mich wachen. Wir sind sechs Schritte von einander entfernt. Also ich muss soweit wachsam bleiben, dass ich nach drei Schritten eventuell wieder voll reaktionsfähig werden kann. Er ist genauso alarmbereit und macht keinen Hehl daraus. So schlafe ich mit einem Sicherheitsgefühl allmählich ein.
    Ich habe mich so auf mein Kopfende , wo er liegt konzentriert, dass ich mich plötzlich erschrecke: Jemand klopft an meiner Fußsohle! Ja! der bewaffnete Sicherheitsmann ist es, in Uniform. Er trommelt mit seinem Holzknüppel sanft gegen meine Sohle. Ich verstehe seine Morsesprache nicht, da winkt er mit der Hand eine viel deutlichere Sprache: Runter mit den Beinen! Ich lasse meine Beine herunterhängen, verziehe mein Gesicht und murmele faul und beleidigt; „kann man nicht mal schlafen hier?“ vor mich hin. Er aber, schert sich ein Ohropax um mich, geht einfach weiter. Ein ziemlich junger,

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