Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
vielleicht Anfang Zwanziger, gut gewachsener weißer Kerl, mit Knüppel in der Hand und Riesenrevolver an der Hüfte. Kaum schreitet er weiter, lege ich meine Beine wieder hoch. Der mit dem Jogginganzug tut dasselbe.
Ich fuhr noch ungefähr eine Stunde weiter. Da dachte ich, nun ist es Zeit richtig wach zu werden, denn ich bin schon tief in der Bronx. Ich stieg an der Zweihundertfünfundzwanzigsten Straße aus.
Mein Herz fängt an zu pauken. Ich bin alleine im vollgeschmierten, gelblich beleuchteten Fußgängertunnel. Aber als ich um die Ecke biege, wartet keiner auf mich. Huch! ... Schnell hoch auf die Straße! Und: Überraschung! Oben ist es viel heller als unten. Es gibt regen Verkehr von Menschen und Autos. Hier und da sehe ich auch Weiße unter den rauf und runter laufenden oder herumstehend schwatzenden Leuten. Also, ich falle kaum auf, in der nächtlichen Webster Avenue, als ich verträumt, verwundert meine Schritte zurück in Richtung Harlem steuere.
Tja, was suche ich hier?
Nach einer Viertelstunde fühle ich mich allein. Gelangweilt und müde biege ich links in eine Seitenstraße ein, und laufe blindlings, rechts-links, rechts-links, bis ich endlich in eine dunkle Straße gelange.
Kein Mensch weit und breit, nur hier und da schimmern schwache Lichter in den dunklen Straßen. Ich laufe an einer mit Müll und Möbelresten übersäten Baulücke vorbei und versuche mit federnden Schritten ganz locker zu wirken. Pflupp! und ein Stolpern über einen winzigen Stein auf der Straße verlagert plötzlich meinen Schwerpunkt aus den Beinen in die Nase so, dass ich schon den Asphalt gegen mein Gesicht rasend rieche, aber meine Reflexe retten mich gerade noch mit ein paar hastigen Stolperschritten und Flügelschlägen vor der Vollendung dieser Gravitationslehre.
„Junge, Junge, locker zu wirken ist Scheiße! Entweder bist du locker, oder vergiss es.“ Okay, ich muss mich mehr konzentrieren, um meine Lockerheit unter Kontrolle zu bekommen.
„Also, lass uns mal durchtesten: Meine Beine, meine Arme, meine Schultern, Kopf, Innen, Außen, alles O.K.“
„Angst?“
„Keine.“
„Na also.“
„Aber müde bin ich. Mal sehen, hier kann ich vielleicht schlafen. Da sind doch zwei Sessel, und ein Sofa. Ah nein! Viel zu keimig.“
Gut , dass ich alles genau durchstöbere, denn jetzt sehe ich erst, dass es überall in dem Müll - sogar in den Möbelstücken - knistert, fummelt, und knattert.
Ich kurve gerade an einem Riesenhaufen nicht abgeholter Müllsäcke vorbei, als ein lauter Knall neben mir me in Herz in den Hals katapultieren lässt. Ich bleibe regungslos stehen und versuche schnell die Lage zu erfassen: Es waren zwei Ratten die ich aufgeschreckt habe, und sie sind in eine halbgeöffnete Mülltonne gesprungen, so dass der Deckel zuschnappte. Das hat den Krach verursacht. Nun sind die beiden gefangen und machen ein fürchterliches Gewimmer. Huch! Erleichterung durchzuckt mich, dass ich fast zusammensacke.
Ich peile wieder eine hellere, verkehrsreichere Straße zum A bspannen an.
Der Verkehr ist zwar nicht riesig, aber diese Straße ist schon etwas belebter. „Stoff“ und „Kohle“ wechseln Besitzer und keiner nimmt Notiz von mir, dem Szenenfremden. Besser gesagt doch; Jeder zweite Wagen, der mir langsam entgegenkommt, bremst ab, und einer der jeweils zwei Insassen winkt mich heran: „O.K. Du kannst kommen, wir haben es.“ Ich aber zeige: „Scheiße! Ich habe kein Geld.“ Ja, die Szenerie sieht so aus: Die in Autos Vorbeirollenden sind die Verkäufer und die zu Fuß die Konsumenten. Und ich? Wer bin ich? Ja, was denkt man von mir? Für den Dealer bin ich ein Kunde, aber dann müsste ich kaufen. Oder ich will verkaufen, da bin ich im fremden Revier. Oder ich bin weder-noch. Da bin ich bestimmt ein verdeckter Schnüffler ... Oh, weier, das sind ja Aussichten! Ich biete mich hier als mehrfach gefährdetes, potenzielles Opfer an. Aber nein! Die Menschen hier haben einen feinen Riecher für so was. Die spüren instinktiv ob ich etwas verheimliche. Zum Glück, denn ich habe nichts zu verbergen. Mich hat nur die Neugierde und eine Prise Abenteuerlust hierher verschlagen. Trotzdem, ich räume lieber freiwillig den Platz.
So streife ich schon wieder durch seelenlose, dunkle Straßen, und plötzlich befinde ich mich an einer Kreuzung, wo meine Straße endet. Als ich die vor mir quer laufende Gasse erblicke, würde ich am liebsten umkehren. Aber es ist zu spät! Links vor mir, auf der
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