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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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gegenüberliegenden Seite , drängt gelbes Licht aus einem Kellereingang in die Finsternis und in dem schwachen Lichtkegel steht eine dunkle Gestalt mit gespreizten Beinen. Ein furchteinflößender Anblick. Kaum tauche ich auf, lässt er einen Zischlaut von sich, und in dem schwarzgähnenden Hauseingang lösen sich drei-vier Figuren aus der Dunkelheit. Der eine ruft irgendetwas zu mir hinüber. Ich verstehe es nicht. Und es ist sogar besser so, denn ich habe keine Zeit um zu überlegen. Ich begreife sofort; wenn ich stehen bleibe; ist Schluss! und wenn ich versuche wegzurennen; auch! Aber die Entscheidung ist schon - ehe es mir bewusst wird - längst gefallen. Rechts in der Querstraße, auf meiner Seite, plätschert ein fingerdickes Rinnsal Wasser aus einem Feuerwehrhydranten. Ich biege nach rechts ein, gehe zielstrebig auf den Hydranten zu, als wäre ich mit der Absicht hierher gelaufen, um Wasser zu trinken und mein Gesicht zu waschen. Ich winke mit erhobener linker Hand, und rufe ein munteres: „Hi, wie geht’s Jungs“ zu denen hinüber. Die Typen sind ratlos. Sie drehen sich zu einander und zu mir um, und murmeln etwas. Ich spüre wie die Spannung danach duftet, und um mein Vertrauen zu zeigen, drehe ich während der ganzen Wasch- und Trinkzeremonie meinen Rücken zu ihnen. Mir bleibt sowieso nichts anderes übrig, als mich demonstrativ zu Hause zu fühlen. (Der Grünohr-Student der Landstraßen hält jetzt seinen Vortrag über Lagenmeisterung für ausgebuffte Professoren der Nacht)...
    Ich schwinge mich locker auf ihre Seite hinüber, sage noch einmal „ wie geht’s Jungs“ und laufe vor ihren Nasen und den dunklen Hauseingängen die Straße hinunter. Sie grüßen mich zurück, was soviel bedeutet, dass wir uns – zwar keiner weiß woher, aber – kennen und jetzt und hier gerade Kumpel sind. Es ist eine seltsame Situation: Ich kann nicht mal zu mir sagen: „Wenn du Angst hast, kannst du zusammenpacken und abhauen!“ Denn: wenn ich jetzt Schiss hätte, wären andere, die hier hauen würden. Anstelle von Angstattacken, vernehme ich freundliche Blicke in meinem Rücken.
    Zwei Häuserblocks weiter, an einer Ecke, treten zwei Kerle aus dem Nichts vor meine Nase. Ein Latino und ein Schwarzer Bursche. Aber, ehe sie etwas sagen, reiche ich meine Hand b egrüßend vor den Bauch des Schwarzen:
    „Hallo Freunde! Wie geht's!“ sage ich mit dem freundlichsten Lächeln der Welt. Er schaut mich ganz verdutzt an, zieht langsam seine Hand aus der Jackentasche und schüttelt meine Rechte. Der andere dreht sich zu ihm und fragt
    „Woher kennst du den Typen?“ Während er seinen Freund fragt schüttele ich schon seine Hand. Daraufhin antwortet ihm sein Kompagnon:
    „Ich weiß nicht, ob ich ihn kenne. Aber woher kennst Du ihn?“
    „Ich weiß auch nicht. Ich habe ihn noch nie gesehen.“
    Dann erst fragen sie mich. Und aus dem Hintergrund höre ich auch Sti mmen:
    „Hey! Wer is n das? Kennt ihr den Typ?“
    „Ich weiß nicht“ sagt der Latino.
    „Hey, Typ, woher kennst Du uns?“
    „Ich kenne Euch nicht ... Erst seit jetzt.“
    „Seit jetzt?!“ sticht der Schwarze energisch seinen rechten Zeigefinger Richtung Boden und macht dazu ein völlig fassungsloses Gesicht.
    „Haste Geld, Mann?“ fragt der Latino.
    „Ja!“ sage ich ganz stolz: „Eindollarundsiebenundsechzig!“ und, um es glaubwürdiger zu machen, lasse ich den Haufen Kleingeld in meiner Hosentasche klingeln. „Aber ich muss morgen noch davon Essen kaufen“ ergänze ich schnell.
    Sie sind merkwürdiger Weise erleichtert und ich auch. Für sie ist das keine Vers uchung.
    „O.K. Mann, ‘tschuldige, wir haben noch zu tun.“ Damit treten die beiden hinter den hohen Drahtzaun auf den dunklen Spielplatz zurück. Ich grüße die unsichtbaren Anderen in der Finsternis und gehe weiter. Sie grüßen zurück. Einer fängt zu lachen an:
    „Hey, Kumpel! Du läufst hier rum, wie Sonntach Mittach offm Broadway. Ha-ha, du bist verrückt, dafür mag ich dich. Ha, ha ...“
     
    In dem Moment spürte ich, dass ich unter einem guten Stern stand. Es ist mir immer gelungen in den Menschen den Engel anzusprechen. Ja, in dem aggressivsten Teufel dieses Ghettos wohnt auch irgendwo ein riesiger Engel und wartet auf Befreiung.
    Ich war schon sehr, sehr müde aber, immer, wenn ich einen Schlafplatz gefunden hatte, traf ich gleich auch auf Leute.
     
    Ich biege in eine ruhige, menschenleere Sackgasse ein und erblicke ein halbausgeschlachtetes Autowrack. „Mensch! Das

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