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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Trübnis aus. »Wirklich? Werde ich alt? Ich dachte, ich hätte dir schon alles erklärt. Aber das war dann wohl ein anderer Orakelfahrer.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Also, ganz einfach. Wir verlassen die Sternstraße bei Poogruntes Stern, setzen dich mit einem kleinen Raumboot aus und fliegen weiter. Du hast etwa sechs Tage Zeit, dir alles anzusehen, dann kommen wir zurück und nehmen dich wieder auf. Klar? Und gelandet wird nicht. Landen dürfen nur Sternfahrer.«
    »Poogruntes Stern?«, fragte Kelwitt kläglich.
    »Ja. Du bist doch Poogrunte, oder?«
    »Kelwitt. Mein Name ist Kelwitt.«
    »Dann eben Kelwitts Stern. Von mir aus. Die Gunradi machen das schon.« Der Kapitän blieb stehen und deutete auf ein kleines Raumboot, das, halb zugestellt von Transportbehältern und anderen Gerätschaften, in einem Eck des Laderaums stand. »Ah, da ist es. Das ist das Raumboot, das du bekommst. Du musst es natürlich freiräumen, damit du auch starten kannst. Aber du hast ja noch fünf Einheiten Zeit.«
    Kelwitt unterdrückte nur mühsam einen Laut des Entsetzens.
    Diesen ganzen Stapel beiseiteräumen? Allein, und in nur fünf Zeiteinheiten?
    Kapitän Handuma öffnete eine kleine Klappe an der Seite des Raumbootes und sah hinein. »Brack und Wasser!« fluchte er. »Das ist ja noch gar nicht leer!«
    »Leer?«
    »Wenn ich den erwische! So ein Abwasser, verdammt!« Er sah sich um. »Aber ein anderes Räumboot habe ich nicht für dich. Das ist das einzige, das man mit Anfängerkurs fliegen kann … Oh, so ein brackiges Abwasser!«
    Kelwitt warf einen neugierigen Blick in die Öffnung, die hinter der Klappe lag. Er sah etwas, das wie Sand aussah, eine Unmenge winziger brauner Kügelchen. »Was ist denn damit?«
    Handuma war schon davongestapft, hinüber zu einer Reihe silbergrauer, hoch aufragender Silofässer. »Wir handeln auf dieser Reise mit Samen«, erklärte er aufgebracht. »Samen von Pflanzen der verschiedensten Welten.« Er klopfte gegen eines der Silofässer. Es klang dumpf. Er las die Beschriftung eines kleinen Schildes daran. »Hier – Tausendblütenorchidee. Oder hier: Lichtjuwelenkraut. Das da drüben ist Samen der Augenöffnerblume, den wir auf dem vierten Planeten von Telekis Stern eingetauscht haben. Jemand hat vergessen, ihn aus dem Behälter des Raumboots in einen dieser Silos umzufüllen. Jemand, dem das noch leidtun wird.«
    Kelwitt nahm ein paar Samenkörner in die Hand. Sie fühlten sich hart und trocken an. »Die Augenöffnerblume? Noch nie gehört.«
    »Irgend so eine Pflanze. Keine Ahnung, wofür man die braucht. Die Telekianer erzählen einem die tollsten Legenden darüber, wahrscheinlich, um den Preis hochzutreiben. Ah!« Einer der Silotanks klang hell und hohl, als er ihn beklopfte. »Na also!«
    »Legenden?«
    Aber der Kapitän hörte ihm nicht zu. Er trat neben ihn, legte ihm wieder die schwere Hand auf die Schulter und sagte, auf den leeren Silotank deutend: »Also, mein lieber Poogrunte …«
    »Kelwitt.«
    »Kelwitt?«
    »Ja.«
    »Also gut, Kelwitt. Von mir aus. Dir wird nichts anderes übrig bleiben, als die Samen in diesen Silotank dort umzufüllen. Immerhin hast du ja noch fünf Einheiten Zeit dafür.«
    »Aber …«
    »So, und mm komm, ehe ich es vergesse. Ich habe noch etwas für dich.«
    Kelwitt hatte befürchtet, dem Kapitän seien noch mehr Arbeiten eingefallen, aber Handuma führte ihn in einen kleinen Raum, wo er die Tür eines abgeschlossenen Schranks öffnete und einen Schulterspangencomputer herausnahm. »Hier«, meinte er. »Damit sich dein Schwarm nicht um dich sorgen muss. Auf welche Schulter willst du ihn?«
    »Ähm … ich weiß nicht …«, stammelte Kelwitt, der noch nie einen Schulterspangencomputer getragen hatte.
    »Am besten auf die rechte«, entschied Handuma kurzerhand, setzte ihm das Gerät auf die rechte Schulter und zog einen kleinen Stift aus der einzigen Öffnung. Summend schloss sich die Spange um die Schulter und schien förmlich damit zu verwachsen. Es war kein unangenehmes Gefühl. »So. Der wird dir mit Rat zur Seite stehen, falls du in irgendeine unvorhergesehene Situation kommen solltest. Man weiß ja nie.«
    Kelwitt verdrehte den Kopf, um das Gerät zu betrachten, das da auf seiner Schulter saß wie ein neues Körperteil. Viel gab es nicht zu sehen, es war einfach eine dicke silberglänzende Spange mit einer kleinen runden Öffnung auf der Oberseite. »Kennst du dich mit diesen Spangendingern aus?«
    »Man redet mit ihnen, glaube ich«, sagte Kelwitt zögernd.

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