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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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machen die Orakelfahrt.«
    Er konnte förmlich hören, wie Parktats Sprechritze erschlaffte. »Oh«, blubberte er undeutlich. »Dieser alte Aberglaube …«
    »Es soll Glück bringen, seinen Stern zu besuchen.«
    »Ja, ja.«
    »Und man kann dabei erfahren, was für ein Leben man führen wird. N’etehu hat ein ganzes Buch darüber. Wenn der Stern sieben Planeten hat, dann wird das Leben nur kurz sein und unglücklich enden. Hat er neun Planeten, erlangt man Weisheit. Ein gelb leuchtender Planet mit zwei Monden bedeutet, dass man am Wasser leben soll. Ein schwarz glänzender Planet bedeutet, dass man unter geistigen Störungen leiden wird …«
    »Dieser ganze unausrottbare Orakelfahrt-Humbug ist eine geistige Störung, wenn du mich fragst.«
    Kelwitt setzte sich auf. »Aber so könnte ich erfahren, was für mich das Beste ist!«
    »Dazu musst du nicht durch die halbe Galaxis fahren. Es würde reichen, wenn du einfach mal gründlich nachdächtest.«
    »Hast du denn keine Orakelfahrt gemacht, ehe du großjährig wurdest?«
    Parktat stieß einen schrillen Pfiff aus, verschränkte die Arme und sah hinaus aufs Meer. In einiger Entfernung glitt ein glitzernder Wassersegler mit aufgeblähten Trageblasen dahin, verfolgt von einem Schwarm schimmernder Symbionten. »Ich glaube, es wird Zeit, dass ich nach den Meergrassammlern sehe. Einer von ihnen hat gestern so seltsame Geräusche von sich gegeben. Wahrscheinlich ist wieder ein Lager kaputt.«
    »Hast du keine Orakelfahrt gemacht?«
    »Ach, hör mir mit dem Unsinn auf. Ich wollte ein ernsthaftes Gespräch mit dir über deine Zukunft führen, wozu ich als einer deiner Brüter ja wohl das Recht haben sollte. Und alles, was dir einfällt, ist das.«
    »Entschuldige. Aber N’etehu sagt, die Orakelfahrt ist ein Brauch, der fast genauso alt ist wie der Brauch, zur Geburt einen Stern zu schenken.«
    »Das ist ja wohl kaum möglich.«
    »Naja, natürlich mussten erst Raumschiffe erfunden werden und all das. Aber das ist ja schließlich auch schon ewig her.«
    »Und die Sternstraßen mussten entdeckt werden. Das ist zwar auch schon eine Weile her, aber ewig würde ich es nicht nennen.«
    »Von mir aus. Aber N’etehu sagt, jeder Jombuuraner macht die Orakelfahrt.«
    »N’etehu sagt, N’etehu sagt – redest du alles nach, was andere sagen?«
    »Ich wollte bloß wissen, ob du damals deine Orakelfahrt gemacht hast oder nicht.«
    Parktat wandte den Blick zum Himmel und stieß einen lang gezogenen, klagenden Laut aus. Dann meinte er dumpf: »Von mir aus -ja, habe ich.«
    Kelwitt musste an sich halten, um nicht triumphierend aufzulachen.
    Und das hatte ihm sein Brüter nie gesagt, ihn sogar im Unklaren gelassen darüber, dass es so etwas wie eine Orakelfahrt gab! »Wirklich?«, fragte er neugierig. »Du hast deinen Stern besucht? Erzähl -was hast du gefunden?«
    »Parktats Stern hat drei Planeten. Einer davon leuchtete gelb und hatte zwei Monde.«
    »Das bedeutet, dass du am Wasser leben sollst!«
    »Ja. Deshalb bin ich hierhergekommen. Ich hatte damals auch ein Angebot eines Lederhaut-Schwarms, drüben in den Silberbergen, aber ich habe es ausgeschlagen und bin hierhergekommen.«
    »Um am Wasser zu leben.«
    »Und seither repariere ich alle Maschinen, die wir haben. Wenn ich zu den Lederhäuten gegangen wäre, würde ich wahrscheinlich welche erfinden!«
    Kelwitt rückte näher an ihn heran. »Hilfst du mir, eine Passage zu bekommen?«
    »Lass uns das heute Abend besprechen, wenn alle zusammen sind«, erwiderte Parktat und glitt vom Liegefelsen hinab ins Wasser. »Aber du könntest mir bei den Grassammlern helfen.«
    Kelwitt zögerte. Das roch ziemlich nach Erpressung, und Parktat wusste genau, dass Kelwitt die Wartung von Robotern herzlich zuwider war. Aber wahrscheinlich tat er gut daran, ein paar Punkte zu sammeln. »In Ordnung«, meinte er also und folgte Parktat ins Meer.
    Opnaah kratzte sich ausgiebig die schütteren Brustschuppen, während er nachdachte. Er war der Schwarmälteste, und ehe er nicht seine Stellungnahme zu Kelwitts Wunsch abgegeben hatte, geziemte es sich für die anderen nicht, zu sprechen.
    Kelwitt hatte sein Möglichstes getan, um die Versammlung des Schwarms für sich einzunehmen. Er hatte den Versammlungsraum gewischt und hergerichtet, hatte die gläsernen Abdeckungen über den Feuerstellen gereinigt, frische Zierkorallen aufgestellt und die Ruhemulden der Ältesten mit Duftöl eingerieben. Nun saß er, was die anderen Kinder neidvoll kommentiert hatten, zum

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