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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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einen Statisten ostdeutscher Herkunft zu finden, der so naiv ist, dass er den Köder, dem sie ihm hingeworfen haben, ohne nachzudenken schluckt. Apropos Köder! Der brünette Lockvogel, ebenso wie der Dritte im Bunde Mitglied Ihrer Firma, wurde mitsamt ihrem Komplizen vor einer guten halben Stunde verhaftet und bereits vom Secret Service verhört. Mit ein Verdienst der Berliner Kripo, wie ich der Korrektheit halber betonen muss. Das ändert jedoch nichts daran, dass Sie, Signore, nicht davor zurückgeschreckt sind, mich mithilfe fingierter Dokumente zu täuschen. Halten Sie mich und meine Mitarbeiter wirklich für so naiv, dass wir Ihnen den Bären, den Sie uns aufbinden wollten, tatsächlich abkaufen würden? Kommen Sie schon, Luke, daran haben Sie doch wohl selbst nicht geglaubt. Eine Agentenkomödie mit tödlichem Ausgang – so etwas konnte ja wohl nicht gut gehen.«
    Hochrot vor Zorn, umrundete Kennedy das Sofa und begann vor dem Fenster auf und ab zu gehen. Draußen auf dem Meer, nur wenige hundert Meter vom feinkörnigen Privatstrand entfernt, zog die ›Marlin‹ ihre Bahn, der Kabinenkreuzer seines Vaters, auf dem Jackie und die Kinder einen sonntäglichen Segeltörn unternahmen. Selbst ein passionierter Segler, hätte er liebend gerne daran teilgenommen, ein Grund mehr, dass sich sein Zorn auf Calabrese und Dulles, mit dem er als Nächstes abrechnen würde, bedrohliche Ausmaße annahm. »Von Anfang an. Irgendwelche Fragen, Chief Executive?«
    Calabrese verschränkte die Hände, senkte den Kopf und schwieg.
    »Es folgt der Tragödie zweiter Teil, weitaus schlimmer als der erste.« Kennedy und Peterson tauschten einen vielsagenden Blick. Dann nahm der Präsident den Gesprächsfaden wieder auf. »Wissen Sie, was ich glaube, Rick?«, fragte er, Seite an Seite mit einem der größten Schurken, der ihm jemals über den Weg gelaufen war. »Sie haben sich schlicht und ergreifend verkalkuliert. Wie alle Spielernaturen. Anders kann ich mir die Tatsache, dass Ihre Pläne durch das unvermutete Auftauchen eines Ihrer Agenten über den Haufen geworfen wurden, nämlich nicht erklären. Schon gut, schon gut – wer rechnet denn mit so etwas! Dass besagter Agent über genau die Informationen verfügte, welche Ihre gesamte Strategie über den Haufen werfen würde, konnten Sie natürlich nicht wissen. Künstlerpech. Oder Anfängerfehler – je nachdem.
    »Informationen?«
    »Aufmarschpläne der Roten Armee und der NVA, Mannschaftsstärke der beteiligten Einheiten, Sammelpunkte, Einsatzpläne, Mannschaftsstärke der abzukommandierenden Betriebskampfgruppen, Menge der zu verwendenden Materialien, als da sind Stacheldraht, spanische Reiter, Betonpfähle – eben alles, was man braucht, um eine Stadt in zwei Hälften zu teilen.«
    »Darf man fragen, woher …«
    »Woher ich das alles weiß, meinen Sie?«, fiel Kennedy seinem Kontrahenten ins Wort und gab Peterson einen Wink, woraufhin sich sein stellvertretender Stabschef nach dem Koffer bückte, der direkt neben dem Sofa stand und nach vorn trat, um ihn vor Calabreses Gesicht hin und her schaukeln zu lassen. »Von einem Ihrer Agenten, Luke, der, wäre es nach Ihnen gegangen, von einem gedungenen Killer aus den eigenen Reihen beseitigt worden wäre.«
    »Lüge, alles Lüge.«
    »Finden Sie? Na gut, Luke, Sie haben es nicht anders gewollt.« Kennedy ließ sich den Koffer aushändigen, deponierte ihn auf den Tisch und sagte zu Peterson: »Tun Sie mir den Gefallen, Andy, und bitten Sie Mister Kuragin herein.« Und zu Calabrese: »Er wird Ihnen alles schildern, Chief Executive. Bis ins Detail. Vor allem den Verlauf der Schießerei mit den eigenen Kollegen. Eins können Sie mir nämlich glauben: Ein Krimi ist nichts dagegen. Wissen Sie, worüber ich mich am meisten wundere?«
    »Nein.«
    »Wirklich nicht?«
    »Ehrlich gesagt – ich weiß nicht, wozu das …«
    »Ich wundere mich, wie man so kaltschnäuzig sein kann wie Sie. Aber keine Sorge – Sie und Dulles werden die Quittung dafür bekommen. Im Klartext heißt das, ich werde mir die Freiheit nehmen, Sie beide vor die Tür zu setzen.«
    »Vor die Tür setzen? Dulles und mich?«
    »In der Tat!«, bekräftigte Kennedy, während sich die Wohnzimmertür öffnete und Peterson und Kuragin auf der Schwelle erschienen. »Na ja – ›vor die Tür setzen‹ ist vielleicht nicht das richtige Wort. ›In den Ruhestand versetzen‹ hört sich da schon wesentlich besser an, hab ich recht, Andy? Schließlich ist Dulles schon 68. Höchste Zeit,

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