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Kerrion 3 - Traumwelt

Kerrion 3 - Traumwelt

Titel: Kerrion 3 - Traumwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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gewohnten Stelle zu erblicken und sie kurz darauf ihre Rückkehr erlebte? Inzwischen fragte sie sich selbst, ob ihr Eindruck nicht die Folge starker Zerstreutheit gewesen sei, einer kleinen Absence, eines Verwirrtheitszustands, der sie die Fenster, aus denen sie geblickt hatte, verwechseln ließ. Ohne es sich einzugestehen, näherte sie sich den Erklärungen, die Hans so behutsam vorgeschlagen hatte. Aber das änderte nichts an der Nachhaltigkeit jenes Eindrucks, der ihr immer noch vor Augen stand. Etwas in ihr war seitdem in der Erwartung, weitere Botschaften entgegenzunehmen, die ihre Sicherheit erschütterten. Sie fühlte, daß sie in den Zweifeln, die sie unversehens befallen hatten, schon sehr bald bestätigt werden würde. Obwohl sie vermutete, daß Hans ihr das Verschwinden und Wiederzurückkehren der ganzen Waschanlage vielleicht aus guten Gründen nicht abnahm, hatte sie sich in dieser Vorstellung richtig verwurzelt. Sie sprach sogar ausführlich zu Frau von Klein darüber, die sie zu beruhigen trachtete, aber auch von Damen ihrer Bekanntschaft hin und wieder Metaphysisch-Parapsychologisches zu hören gewohnt war und dem niemals mehr Bedeutung zumaß, als wenn man ihr gegenüber klagte, man habe schlecht geschlafen.
    Schlecht geschlafen hatte Ina ohnehin, nicht in dem Sinn, daß sie kurz schlief, sondern daß der Schlaf ihr keine Erholung schenkte. Sie erwachte nach acht oder neun Stunden so zerschlagen wie nach schwerer Trunkenheit. Der Besuch Siegers ging ihr nicht aus dem Kopf. Die Vergeblichkeit hatte sich ihr eingeprägt, mit der er wieder und wieder die alten Münzen auseinander schob, ob sich nicht doch noch unter einer von ihnen der verlorene Ring verberge. Dinge verschwanden und kehrten wieder; das war das unheimliche Gesetz dieses Hauses. Es zog sich etwas um sie herum zusammen.
    Und nun lag da vor ihr der Ring, den Sieger gestern in der Wohnung oben bei ihr gesucht hatte. Denn daß es dieser Ring und kein anderer war, daran bestand nach allem Vorgefallenen nicht der geringste Zweifel. Wie der Ring in den Briefkasten geraten war, brauchte da nicht mehr erforscht zu werden: Es war so geschehen, wie die Dinge hier nun einmal geschahen.
    Das Bedeutsamste an dem, was sie jetzt tat, war, daß sie es Hans nicht mitteilte. Von Geheimhaltung mag man hier nicht sprechen, denn es war kein Verbergen damit verbunden, nicht einmal eine erklärte Absicht. Es gab neuerdings Bereiche in ihrem Leben, die mit Hans nichts zu tun hatten, die an ihm vorbeiliefen, so wie einst ein berühmtes altes Wirtshaus plötzlich ohne Gäste blieb, weil weit davon entfernt eine Straße gebaut worden war, die dies Wirtshaus links liegen ließ. Sieger war auf Inas Anruf so schnell da, als habe er darauf gewartet. Wo er wohnte, blieb ihr die ganze Zeit unklar, jeden--falls nicht im »Habsburger Hof«, obwohl sie ihn einmal von fern das Hotel hatte verlassen sehen. Mit Sieger hatte Ina einen Bruder im Geist gefunden. Die Frage, wie denn der Ring in den Briefkasten gekommen sei, stellte sich auch ihm nicht. Sieger begann zu weinen. Er betrachtete den zwischen den weißen Fleischkissen seiner Hand liegenden Ring, beugte sich nicht ohne Mühe vor und küßte ihn. Der Ring war wieder da. Er war noch da, nach allem, was Trennendes geschehen war, auch nachdem er ihn achtlos in fremder Obhut gelassen und damit jedes Recht an ihm aufgegeben hatte.
    »Ich hatte ja kein Recht mehr auf diesen Ring.« Dies sagte er mit großem bedeutungsvollem Nachdruck, als wolle er Ina versichern, daß er keinem, der diesen Ring zurückbehalten hätte, daraus einen Vorwurf hätte machen dürfen. Wer den Ring behielt, war im Recht. Wer ihn dann schließlich doch herausrückte, machte Herrn Sieger ein Geschenk und erwies ihm eine Gnade.
    »Es ist eine Gnade«, sagte er wörtlich. Seine Tränen waren spurlos getrocknet. Er setzte wieder Fuß vor Fuß, das Gehen bedeutete bei ihm, eine mächtige träge Maschinerie ganz bewußt in Bewegung zu setzen. Die Böden schwangen unter seinem Schritt. Die Treppen mußte er behutsam gehen, denn sein Leibesumfang verdeckte ihm den Blick auf die Stufen. Ina sah ihm in dankbarer Erregung nach. Dies wenigstens, so war ihr Gefühl, hatte sie zu einem guten Abschluß gebracht. Lange verharrte sie still im Wohnzimmer auf dem Sopha. Sie wollte sich, so lange es ging, nicht von ihrem Erlebnis lösen, sich gleichsam im Haus dieses Erlebnisses aufhalten, seine Luft atmen, solange sie nicht verflogen war. Sie wurde traurig, als sie nach

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