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Kerrion 3 - Traumwelt

Kerrion 3 - Traumwelt

Titel: Kerrion 3 - Traumwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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aufgehobener Hand Schweigen und fuhr fort, daß er um so mehr davon überzeugt sei, hier seien »Vorgänge«, wie er ironisch sagte, liegengeblieben, als auch Herr Sieger schon mehrfach bei ihm geklagt habe, überhaupt noch nie eine Abrechnung von Souad gesehen zu haben. Darauf solle es hier nicht ankommen - wieder erstickte er einen Einwurf Souads -, aber es unterfüttere doch seinen Verdacht.
    »Also was machen wir?« Das war so nett und harmlos gefragt, daß Souad auf diesen Ton leicht hätte eingehen können. Statt dessen schwang er sich in die Pose des Strafverteidigers, richtete sich in seinem Klappstuhl auf und rief voller Empörung: »Warum sollte ich so etwas tun? Können Sie mir diese Frage beantworten? Warum?« Zur allgemeinen Überraschung, besonders Souads, ergriff aus ihrer Distanz nun Frau Mah-mouni das Wort.
    »Warum? Souad, das ist eine sinnlose Frage. Die Frage, warum ein Mensch dieses oder jenes tut, ist meist nicht befriedigend zu beantworten. Nicht einmal Vermögensinteressen geben hier Gewißheit. Oft handeln die Menschen nach ihren Interessen oder ihren vermeintlichen Interessen - sehr oft aber auch nicht. Es gibt für jede Handlung tausend Gründe; hoffnungslos, sie zu erforschen. Und außerdem sind viel mehr Menschen, als man glaubt, verrückt. Manche nur zeitweise, um es noch schwieriger zu machen. Sie werden verrückt, wie sie den Schnupfen bekommen, und werden die Verrücktheit wie den Schnupfen nach einer Weile wieder los. Also kein Warum. Eine ganz andere Frage ist, ob jemand imstande ist, dies oder das zu tun. Diese Frage ist schon sinnvoller. Und wenn ich mich frage, ob Sie imstande sind, Herrn Doktor Wittekind die Abrechnungen zu verweigern, ist die Antwort viel einfacher. Natürlich sind Sie dazu imstande, Souad.«
    Sogar Barbara hatte bei dieser kleinen Rede aufgehört zu telephonieren, ihr Vetter freilich nicht, da hätte schon anderes geboten werden müssen. Am meisten wunderte sich Hans aber über Souad. Kein Aufschrei des Protestes von seiner Seite. Er saß brütend da wie ein Frosch, man sah geradezu seine Kehle pumpen. Frau Mahmouni sprach weiter.
    »Herr Doktor Wittekind. Ich darf Ihnen mitteilen, daß ich ab heute die Verwaltung dieses Hauses wieder übernehme. Ich war mir mit meinem Mann über verschiedene Fragen nicht einig, aber das ist geklärt.«
    »Und ich?« Souad sprach wie vom Donner gerührt, ungewohnt ausdruckslos, ja verhalten.
    »Sie machen weiter die Waschanlage«, befahl Frau Mah-mouni, »aber nur noch für zwei Monate. Es wird bald schon gar keine Waschanlage mehr geben. Die Waschanlage wird verschwinden. Dort drüben zieht ein großer pakistanischer Baumwollimport ein, der Kontrakt ist heute unterschrieben. Danach übernehmen Sie den >Habsburger Hof<. Mein Mann und ich haben uns entschlossen, unsere Interessen hier auf diesen Platz zu konzentrieren, um den Immobilienbesitz zu arrondieren.«
    »Es ist auch von mir was drin, Souad«, zwitscherte Barbara. Souads langen leeren Blick hielt sie ohne Mühe aus. »Man muß bei Immobilien immer alles gut bedenken«, sagte sie in dem Bemühen, ihn an ihrer Zufriedenheit teilnehmen zu lassen, »eine gute Anlage ist halt immer viel Arbeit.«
    Wer glaubte, nach solchen Eröffnungen werde der Kreis schnell auseinanderfliegen, hatte sich getäuscht. Vielleicht war es nur die nächtliche Hitze, die jeden von einer unnötigen Bewegung abhielt, bis auf den Äthiopier, dem sie nichts antat und der mit flinkem Blick darauf achtete, daß jeder eine Flasche hatte, jeder eine andere, wohlgemerkt. Die Unterhaltung floß leise dahin. Es war, als sei man dankbar, die neue Normalität gemeinsam einüben zu dürfen.
    Plötzlich neigte Souad sich zu Hans und sagte mit hinaufweisendem Kopfnicken: »Deine Frau steht die ganze Zeit da am Fenster und schaut zu uns herab.«
    Ina hatte tatsächlich die von ihr angerichtete Unordnung, die sie nicht mehr zu beherrschen vermochte, verlassen und war die Treppe hinabgestiegen. Beim letzten Fenster des Treppenhauses, unmittelbar über der Gesellschaft, blieb sie stehen, an den Rahmen gelehnt und die Leute dicht unter sich betrachtend. Von den Gesprächen drang manches zu ihr hinauf, wenngleich nicht alles. Eben hörte sie Wittekind mit leicht erhobener Stimme sagen: »Aber es kommt doch gar nicht darauf an, glücklich zu sein.«
    »Worauf kommt es denn an?« fragte Barbara, aber von der Antwort bekam Ina wieder nichts mit, nur von der Zustimmung, die sie fand.
    »Genau, genau«, rief Barbara und

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