Ketten der Liebe
auch aufgeregt. Schon bald würde sie ihre teure Sheila wiedersehen!
Sheila würde die einzige sein, der sie bis zur Ankunft Karims ihre wahre Identität offenbarte. Ihre Freundin wußte ein Geheimnis gut zu bewahren. Eingedenk der Ergebenheit des Wesirs Karim gegenüber wußte Zaynab, daß der gute alte Alaeddin ben Omar sich nicht zurückhalten könne und hinausreiten würde, um Karim zu suchen und ihm die guten Nachrichten zu überbringen, sollte Sheila ihm die Wahrheit erzählen. Zaynab wollte wissen, wie lange es dauern würde, bis ihr Ehemann aus eigenem Antrieb nach Hause zurückkehrte. Ihr Ehemann. Karim war nun ihr Ehemann!
Ihre Karawane ritt in den Hof des kleinen Palastes. »Allah!« rief Zaynab leise aus. »Ich habe Mustafa völlig vergessen! Er wird mich wiedererkennen, wenn er mich sieht, und er hat freien Zugang zum Harem. Aida, sage Naja, er soll zu mir kommen, sobald wir den Harem betreten.«
Mustafa wartete tatsächlich, um seine neue Herrin zu begrüßen. Er machte einen Schritt nach vorn und half ihr aus der Sänfte. Zaynab verließ das Gefährt verschleiert, mit gesenktem Kopf und niedergeschlagenen Augen.
»Willkommen in Malina, Prinzessin«, sagte der Obereunuch.
»Meine Herrin dankt Euch«, erwiderte Naja rasch und erklärte höflich, warum sie nicht selbst zu ihm sprach. Er wollte es sich nicht mit Mustafa verderben, der, wie er wußte, für das Geschehen im Palast verantwortlich und deshalb ein wichtiger Mann war. Sie würden zusammenarbeiten müssen.
Mustafa nickte dem jüngeren Mann zu. Dann wiederholte er die Worte des Wesirs. »Wie reizend.«
Sie wurden nicht in den Harem, sondern in einen vollkommen anderen Teil des Palastes geführt. Sie flüsterte Naja etwas zu, und er gab ihre Worte an Mustafa weiter.
»Ist dies der Ort, an dem die Familie des Prinzen ermordet wurde, Mustafa? Meine Herrin fürchtet sich vor Geistern.«
Dann wandte Mustafa sich an Zaynab. »Nein, verehrte Herrin. Der alte Harem ist geschlossen, und dieser Teil des Palastes wird in Kürze abgerissen werden. Eure Wohnung ist neben der des Prinzen, Eurem Ehemann. Mein Herr war der Meinung, Ihr würdet Euch hier wohler fühlen, bis er in der Lage ist, neue Frauengemächer erbauen zu lassen.«
Karim hatte sich also wenigstens in einem Punkt mit der unerwünschten Braut beschäftigt, dachte Zaynab. Sie flüsterte erneut etwas in Najas Ohr, und er drehte sich Mustafa zu.
»Meine Herrin möchte Euch nicht verletzen, Mustafa, aber sie bittet Euch darum, ihre Gemächer nicht zu betreten, bis sie dem Prinzen begegnet ist. Wann wird er zurückerwartet? Sie kann es kaum erwarten, ihn zu treffen.«
»Der Prinz hat bisher noch nichts von sich hören lassen«, erwiderte Mustafa. Nein, er hat es uns allen überlassen, mit seiner neuen Ehefrau fertig zu werden, dachte der Obereunuch gereizt. Dann zog er sich höflich von Zaynab zurück.
»Glaubt Ihr, er fragt sich, warum Ihr ihn nicht hier haben wollt, meine Herrin?« fragte Naja. »Er scheint ein intelligenter Mann zu sein.«
»Ich glaube nicht, daß wir bisher seinen Verdacht erregt haben«, antwortete Zaynab. »Mustafa ist der umsichtigste Diener, den ich kenne. Ich denke, er wird meine Bitte auf meine Schüchternheit zurückführen.«
Sie machten es sich in den Gemächern, die ihnen zugeteilt worden waren, gemütlich. Sie verfügten über ein reizendes kleines Bad, das mit grünen und weißen Fliesen ausgelegt war und in dessen Mitte sich ein Becken aus grünem Onyx befand. Der Tagesraum war groß und hatte wie Zaynabs Gemach auch einen Ausblick auf den Garten. Dieser Raum hatte eine achteckige kuppeiförmige Decke mit geschnitzten, kunstvoll bemalten Holzbalken. Der Boden bestand aus türkisblauen und weißen Fliesen, auf einem Podium aus wohlriechendem Sandelholz stand ein wunderschönes Bett, die Einrichtung des restlichen Teils des Raumes sollte jedoch offenbar der Braut überlassen werden. Rabi und Aida machten sich sogleich daran, Zaynabs Besitz auszupacken und die aus reiner Seide bestehenden Vorhänge anzubringen, während ihre Herrin in Najas Begleitung den anderen Teil der Räume erforschte. Die beiden entdeckten zusätzlich zu den übrigen Räumen mehrere kleine Schlafgemächer, die jedoch völlig leer waren. »Gehe zu Mustafa und teile ihm mit, was wir benötigen«, sagte Zaynab, als sie in den Tagesraum zurückkehrten, der mit einigen gepolsterten Diwans, Tischen und Stühlen hübsch ausgestattet war. »Ich möchte, daß ihr euch alle wohl fühlt. Und
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