Ketten der Liebe
heiraten wollen.«
»Sie geht ins Kloster«, antwortete MacFhearghuis streng. »Ich will nicht, daß ein Mitglied aus einem anderen Clan das Mädchen heiratet und dann Anspruch auf unsere Ländereien erhebt. Aber das soll nicht geschehen, bevor Gruoch und Ian verheiratet sind, Sorcha MacDuff. Falls wir, Gott möge es verhüten, die Erstgeborene verlieren, haben wir immer noch die zweite.« Als er sah, wie sie zitterte, legte Alasdair Ferguson sein Plaid über sie. »Ich hole den Priester und sorge dafür, daß er alles Nötige in die Wege leitet. Ich sage dir Bescheid, wenn alles bereit ist. Du und deine Mädchen stehen nun unter meinem Schutz, Sorcha MacDuff. Hab keine Angst mehr.« Mit diesen Worten drehte er sich um und bedeutete seinen Männern, ihm zu folgen. Die MacFhearghuis zogen ab.
Als die Tür hinter ihnen ins Schloß fiel, mühte sich Sorcha vom Geburtstisch herab. Sie stolperte quer durch das Zimmer, riß sich das grün-blaue Plaid mit den schmalen, roten und weißen Streifen vom Leib und schleuderte es ins Feuer. »Hol mir Wasser, Alte!« fuhr sie die Hebamme an. »Ich muß den Ferguson-Gestank von mir abwaschen!«
Eilig gehorchte die Hebamme ihrer Herrin. Sie holte schnell eine Schüssel mit heißem Wasser vom Kessel über dem Feuer und einen sauberen Lappen. »Bitte sehr!« sagte sie. Der Gesichtsausdruck ihrer Herrin ängstigte sie.
Fieberhaft wusch Sorcha sich ab. In ihrem Kopf überschlugen sich die finsteren Gedanken. Noch wußte sie nicht genau, wie sie sich an Ferguson und seiner Meute rächen würde, aber sie zweifelte nicht daran, daß sie Rache nehmen würde. Die MacFhearghuis waren dumm genug, ihr ausreichend Zeit zum Austüfteln eines Plans zu lassen, was immer sie ihnen letztlich auch antun würde. In seiner unglaublichen Vermessenheit glaubte Ferguson nun, daß alles geregelt war. Aber bevor sie Torculls Tod und den Diebstahl seiner Ländereien nicht gerächt hatte, würde sie weder ruhen noch rasten. Kein Ferguson sollte je über Ben MacDui herrschen. Sie würde ihnen gestatten, sie und ihre Kinder zu beschützen, aber letzten Endes würde sie einen Weg finden, über Alasdair Ferguson und seinen Clan zu triumphieren. Plötzlich wurde sie von einer Woge der Schwäche erfaßt und stolperte.
»Mylady, Ihr solltet Euch hinlegen«, sagte die Hebamme, als sie ihr zu Hilfe eilte. »Ihr braucht all Eure Kraft, wenn Ihr diese beiden süßen Kindchen stillen wollt. Sie werden schon bald Hunger haben.«
»Ich kann nicht alle beide stillen«, erwiderte Sorcha. »Suche eine Amme für Regan, die das Mädchen so bald wie möglich mit in ihre Hütte nimmt.« Die junge Mutter kletterte in ihr Bett - ein Bett, in dem nie wieder ein Ehemann liegen würde, ging es ihr verbittert durch den Kopf. Sie zerrte sich den Fuchsmantel über.
Die Hebamme verzog mißbilligend das Gesicht. »Es gibt keinen Grund, warum Ihr nicht alle beide stillen könnt, Mylady«, sagte sie streng. »Ihr seid doch eine gesunde junge Frau. Ich kann schon sehen, wie die Milch in Eure Brüste schießt. Ihr habt mehr als genug für zwei Kinder.«
»Meine Milch ist nur für Gruoch bestimmt, du alte Hexe!« fuhr Sorcha sie verärgert an. »Suche eine Amme für die andere!« Dann drehte sie sich zur Wand.
Die Hebamme schüttelte verächtlich den Kopf und ging zu den Krippen hinüber, um noch einen Blick auf die Kinder zu werfen. Beide schliefen friedlich und wußten noch nicht, was für ein Schicksal sie erwarten würde: Eine sollte die Braut eines Ferguson werden, eines Abkömmlings der erbittertsten Feinde der MacDuffs von Ben MacDui - sie würde gar nicht gefragt werden, ob sie es wollte oder nicht. Die Erbin und die Äbtissin, dachte die Hebamme und lachte leise in sich hinein. Dann schlüpfte sie aus dem Zimmer und schloß leise die Tür hinter sich.
TEILI
Schottland, Anno Domini 943
Kapitel 1
Der kleine Saal in Ben MacDui schimmerte bläulich vor Rauch, denn der Kamin zog nicht gut ab.
Sorcha MacDuff saß am hohen Tisch und blickte auf ihre zahlreichen Kinder herab, die durch den Raum tobten. Sechs kleine Bastarde, und ein siebter befand sich in ihrem fruchtbaren Leib. Fünf waren Jungen, das sechste war ein Mädchen gewesen. Sie empfand keine Liebe für sie. Sie waren Fergusons. Ihre Mutterliebe, oder jedenfalls das bißchen, was sie davon besaß, schenkte sie ganz ihrer Erstgeborenen, Gruoch MacDuff. Gruochs Zwillingsschwester Regan gönnte sie ebenfalls ein kleines bißchen Zuneigung. Regan ähnelte ihrem Vater Torcull
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