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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Ihnen.«
    »Aber mein lieber Junge, es täte Ihnen gut! Ich werde nie vergessen, wie überrascht wir alle waren, als Ihr Vater sie aus Italien mitbrachte. Sie hatte diesen entzückenden Akzent, und sie war so hübsch und so freundlich.« Mit einem beseelten Lächeln driftete Miss Victorine wieder in die Welt ihrer Erinnerungen. »Sie vergötterte ihren Mann. Und Sie hat sie angebetet, Mylord. Ich habe nie eine Frau gesehen, die ihren Mann so sehr liebte!«
    »Miss Victorine, bitte!« In seiner Wut spürte er, wie das Blut in seinen Schläfen rauschte.
    »Aber ich weiß, dass Sie Ihre Mutter vermisst haben müssen. Es kann nicht gut für Sie sein, wenn der Kummer sich auf staut.« Sie klang wirklich besorgt.
    Es war ihm gleich. »Ich werde auch mit Ihnen nicht darüber sprechen!«, wiederholte er energischer.
    Sowie er Schritte auf der Treppe hörte, ahnte er, dass diese Unterbrechung ihm gleich auf zweierlei Weise willkommen war. Absichtlich schubste er die Gabel vom Tisch, die mit lautem Klirren auf dem Steinboden landete. Übertrieben verzweifelt seufzte er. »Miss Victorine, mit dieser Fußfessel komme ich nicht an die Gabel.«
    Die alte Dame zeigte Mitgefühl, erhob sich sogleich und kam ahnungslos auf ihn zu.
    Als Amy den Kellerraum betrat, packte Jermyn Miss Victorine, zog sie unsanft an sich und hielt ihr das Messer an den Hals. Den erbarmungslosen Blick auf Amy geheftet, sagte er drohend: »Lassen Sie mich frei, oder ich töte sie.«

5. Kapitel
    M ylord!« Miss Victorines schwache Stimme zitterte. »Mein lieber Junge ...«
    Der Körper der alten Dame fühlte sich zerbrechlich an, und in seinem harten Griff zitterte sie wie ein verschreckter Vogel in der Hand eines Jungen.
    Es war ihm gleich. Sie hatte ihn verraten. Die freundliche alte Dame von früher existierte für ihn nicht mehr. Sie war an seiner Entführung beteiligt, hatte sich geweigert, seine Fußfessel zu lösen. Jetzt würde sie für ihre Missetaten bezahlen. Und sobald er frei wäre, würde sie die ganze Härte des Gesetzes zu spüren bekommen.
    Doch plötzlich, als hätte sie diesen Zwischenfall vorhergesehen, zog die hochmütige junge Frau eine Schublade auf und holte mit einer fließenden Bewegung eine Pistole hervor. Ihre Hand zitterte nicht, als Amy den Lauf auf ihn richtete. »Lassen Sie sie los, oder ich erschieße Sie.«
    »Mir ist nie eine Frau begegnet, die den Mut hätte, auf einen Mann zu schießen«, höhnte er. Die Frauen, die er kannte, waren dafür viel zu freundlich. Viel zu sanftmütig und gutherzig.
    »Ich habe den Mut«, sagte die junge Frau. »Besser noch, ich will Sie erschießen.«
    Das hinterließ Eindruck bei ihm. Ihren Worten und ihrem ganzen Tonfall wohnte eine schroffe Abneigung inne, die ihm in seinem privilegierten Leben noch nicht untergekommen war.
    Was hatte er bloß verbrochen, dass diese Frau ihn mit dieser abgrundtiefen Verachtung strafte? Aber warum machte er sich darüber überhaupt Gedanken? »Wie wollen Sie mich denn treffen?«, fragte er spöttisch. »Es ist ja nur mein Kopf zu sehen, und so gut können Sie nicht mit einer Waffe umgehen.«
    »Doch, das kann ich«, sagte die junge Frau. »Bei drei drücke ich ab. Eins ...«
    »Sie nehmen sogar in Kauf, Miss Victorine zu treffen?«, fragte er.
    »Ich werde sie nicht treffen. Zwei...«
    »Amy, bitte, lassen Sie ihn gehen!«, flehte Miss Victorine. »Er war so ein netter Junge.«
    »Drei.« Amys Augen verengten sich, ihr Finger bewegte sich am Abzug.
    Da gab er Miss Victorine frei und stieß sie von sich, sodass sie gegen einen Schrank prallte und zu Boden stürzte.
    Der Knall der Pistole war ohrenbetäubend.
    Jermyn warf sich im selben Moment auf den Boden.
    Die Kugel pfiff durch die Luft und traf die Mauer - genau auf der Höhe, in der sich Sekunden zuvor sein Kopf befunden hatte!
    Amy atmete erleichtert auf. »Verflucht, das war knapp. Gut, dass Sie nachgegeben haben, Mylord!«
    »Nicht fluchen, meine Liebe, das tun Damen nicht.« Dann brach Miss Victorine, die immer noch am Boden kauerte, in Tränen aus.
    Es überraschte ihn, dass auch er den Tränen nahe war. Dabei tat es nichts zur Sache, dass er sich einredete, Amy hätte ihn ohnehin nicht treffen können. Er wusste nicht mehr, was er glauben sollte. Diese Frau mit dem anklagenden Blick hasste ihn, und erst als sie die Waffe wieder in die Schublade gelegt hatte, wagte er gleichmäßig zu atmen.
    »Miss Victorine.« Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, eilte Amy an die Seite der alten Dame.

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