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Ketzer

Ketzer

Titel: Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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ich es nicht glauben.
    »Es wäre Euch lieber gewesen, ich hätte nicht eingegriffen?« Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Euch ist doch klar, dass er vorhatte, sie zu töten? Jerome Gilbert, Gabriel Norris, wie immer Ihr ihn nennen wollt. Er wollte sie auf dem Weg nach
Frankreich ertränken, um zu verhindern, dass er entlarvt wird. Nach einiger Zeit hättet Ihr und Eure Frau einen Brief erhalten, in dem gestanden hätte, dass sie fortgelaufen wäre, um in einen religiösen Orden einzutreten, und Ihr wärt auch nicht klüger gewesen.«
    »Meint Ihr nicht, ihre Mutter hätte das leichter ertragen?« Er trat einen Schritt auf mich zu, und jetzt sah ich, dass er am Rand eines Zusammenbruchs stand. Seine Hände zitterten heftig, und er knetete sie, bis die Knöchel weiß hervortraten. »Wir hätten in barmherziger Täuschung alt werden können. Stattdessen wurde meine Tochter in Begleitung eines Jesuitenpriesters verhaftet und von den Männern des Sheriffs nach Oxford zurückgebracht. Ich musste persönlich im Gefängnis vorsprechen, um für ihre Freilassung zu zahlen, und dort habe ich sie in der Gesellschaft von Diebinnen und Huren vorgefunden. Dann musste ich sie vor den Augen der ganzen Stadt zur Universität zurückbringen, musste höhnische Bemerkungen und Getuschel ertragen, was meiner Frau noch bevorsteht, sollte sie je wieder ihre Schlafkammer verlassen, was ich bezweifle. Die Gerüchte verbreiten sich längst wie ein Lauffeuer in allen Straßen. Danach werde ich nur noch als Vater einer Jesuitenhure und Großvater eines Papistenbastards bekannt sein. Mein Ruf an der Universität ist ruiniert, und die Nerven meiner Frau werden dieser neuerlichen Belastung nicht mehr gewachsen sein, fürchte ich.«
    Ich musterte ihn voller Verachtung.
    »Da wäre es doch besser gewesen, sie wäre unauffällig ermordet worden, dann hätte Euer Ruf nicht gelitten, nicht wahr?«, zischte ich.
    »Vermutlich haltet Ihr mich jetzt für ein Ungeheuer, weil ich Euch zustimme«, entgegnete er ohne jegliche Gefühlsregung. »Aber Ihr habt keine Kinder, daher kennt Ihr den Schmerz nicht, sie zu verlieren. Meine Tochter ist für mich so oder so tot, Bruno. Besser, sie wäre auf See geblieben, und ihrer Mutter wäre diese ganze Schande erspart geblieben. Ja, das ist meine Ansicht. Es wäre auch besser für Sophia gewesen, wenn Ihr
mich fragt. Nach diesem Skandal gibt es für sie kein normales Leben mehr.«
    »Und Ihr hättet lieber auch weiterhin einen Jesuiten an der Universität geduldet und gut von seinen Gebühren gelebt, wenn das ein leichteres Leben für Euch bedeutet hätte? Oder wusstet Ihr vielleicht die ganze Zeit über Norris Bescheid?«
    »Nein, das ist eine Lüge!«, entrüstete er sich. »Ich hatte keine Ahnung von Norris’ Doppelleben. Vielleicht habe ich allein darin schon versagt, aber ich hätte niemals wissentlich einen aktiven Missionar hier geduldet; allein die Vorstellung ist absurd. Bitte deutet so etwas Eurem Freund Sir Philip nicht an. Norris zahlte seine Gebühren und genoss dafür mehr oder weniger dieselben Privilegien wie die anderen Commoners.«
    »Norris wurde Euch von Edmund Allen empfohlen«, gab ich zu bedenken. »Einem Mann, von dem Ihr bereits wusstet, dass er ein heimlicher Katholik war. Und Norris hat nie den Gottesdienst besucht. Ist Euch das nicht merkwürdig vorgekommen?«
    »Die Söhne der Edelleute sind nicht daran gewöhnt, früh aufzustehen. Deswegen sind sie von der Teilnahme am Gottesdienst entbunden.«
    »Hier kann man sich anscheinend viele Vorrechte erkaufen«, erwiderte ich spöttisch. »Das erinnert mich sehr an Rom. Aber Ihr kanntet die anderen Katholiken, nicht wahr?«
    Underhill seufzte.
    »Ja, William Bernard zum Beispiel. Aber jeder in Oxford wusste über ihn Bescheid. Es war kein Geheimnis, dass er dem alten Glauben anhing, obwohl er den Eid geleistet hatte. Aber er war nur ein widerspenstiger alter Mann, und ich hielt ihn für harmlos. Er ist übrigens geflohen, aber ich glaube nicht, dass man sich große Mühe geben wird, ihn aufzuspüren. Das Volk sieht es nicht gern, wenn ein weißhaariger Greis wie er in den Kerker geworfen oder zum Galgen geführt wird, was dem Kronrat sehr wohl bekannt ist. Und was die anderen betrifft – von Roger Mercer wusste ich es, aber er war ein guter Mann, ich wollte ihn nicht verlieren. Coverdale war eine Überraschung
für mich. Und dann gibt es noch andere; ich nehme an, wenn ich wegen Norris befragt werde, muss ich ihre Namen

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