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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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unaussprechlichen Zigaretten an – eine Raffles, eine Mayfair, eine Concord, eine Savoy – und begann zu reden.
    Ich hörte nicht zu, denn es ist die Mühe nicht wert. Wirklich nicht. Wann immer es ein Problem mit den Bauarbeiten gibt – und die gibt es wöchentlich, manchmal täglich –, wird Murdoch eine halbe Ewigkeit daherlabern, um mir schlussendlich verschiedene Optionen anzubieten. Dann wird er mir erzählen, warum es sich nicht lohnt, sich mit der preiswertesten Option zu begnügen. Und anschließend, warum auch die im mittleren Preissegment nicht die ist, wonach ich suche.
    Murdoch macht so oder so seinen Schnitt. Ganz gleich, wie sehr alles den Bach runtergeht, er scheffelt weiter sein Geld. Er hat seine Schwadronen durchgeknallter Albaner über den kompletten Nordwesten Londons verteilt. Einige von ihnen machen sich ganz gut. Gute Arbeitsmoral. Du kommst hier rüber und arbeitest dir von morgens bis abends die Eier ab. Du verputzt, streichst an, pfuschst rum und baust Scheiße. Während deine Frau (oder Schwester, oder Mutter) auf der anderen Seite der Stadt ihren Beitrag leistet, indem sie in einem Massagesalon jenseits der nördlichen Umgehung knöcheltief im Sperma watet.
    Ich erläuterte, Murdoch böte mir Optionen an, aber eigentlich tut er das gar nicht. Er labert nur so lange Scheiße, bis ich mich überwinde noch mehr Geld auszugeben. Was soll ich auch tun? Was weiß ich denn schon über diesen Kram? Murdoch könnte die Bodenbretter anheben, auf ein paar verzweifelt in die Pedalen tretende Elefanten deuten, die an ein Tandem gekettet sind, und mir erzählen, dass das Gebäude in Wirklichkeit von Elefanten betrieben werde und wir eines der Viecher ersetzen müssten. Ich würde mich leicht überrascht zeigen und gleichzeitig den Scheck für den teuersten Haus-Antriebs-Elefanten auf dem Markt unterschreiben.
    »Ichsachmasoumdiesiebenoderrrachduuusendkannstemarrrechnen …«, sagte er schließlich.
    »Ach du Scheiße.«
    »Aye. Dasjehdorrrdentlichanseinjemachte.«
    »Gut, wie auch immer. Tu, was du nicht lassen kannst. Und würdest du bitte deinen Leuten sagen, sie sollen damit aufhören, ihren beschissenen, stinkenden Fast-Food-Fraß hier drinnen zu essen?«
    »Schabdenneschonjesacht’sesollenaufpasse’. Abbadejungsbrrrauchenwatzwischendebeißer.«
    Ich habe inzwischen fünf Monate und einen Haufen Geld in diesen Albtraum gesteckt. Der Punkt ist erreicht, an dem ich bereits Übelkeit verspüre, wenn Murdochs Mobilnummer auf dem Display meines Nokias aufleuchtet.
    Murdoch fuhr fort, sprach über Oberlichter, Stahlträger, tragende Wände, über Echtholzfußböden und Stuckgesimse. Über neue Fenster und Baugenehmigungen. Und darüber, dass das alles sehr teuer ist. Nichts davon ist billig.
    Selbstverständlich ist diese Farce komplett auf Pump finanziert. Noch vor wenigen Jahren wäre es angesichts meines Alters und Einkommens völlig unmöglich gewesen, einen entsprechenden Kredit zu bekommen. Du hättest Bürgen, Sicherheiten und Kontounterlagen bis zurück in die Steinzeit dafür gebraucht. Ich habe ihnen stattdessen einfach eine ordentliche Portion gequirlte Scheiße erzählt: Ich sei Senior Vice President der A&R-Abteilung für die ganze verfickte Welt und würde eine Milliarde Pfund in der Minute verdienen. Zack. Die Sache war geritzt.
    Ich fuhr wegen des Meetings zurück ins Büro. Mit runtergelassenem Verdeck schlich ich durch Ladbroke Grove und blieb im Verkehr stecken – direkt gegenüber eines Pubs. Der Laden war bis vor Kurzem noch ein mit abgewetzten Teppich ausgelegtes Loch mit schalem Bitter, Satellitenfernsehen und Mikrowellen-Pasteten. Jetzt gibt es dort polierte Eichenböden und frische, gebratene schottische Forellen. Reifüberzogene Champagner- und Sauvignonflaschen glitzern hinter den Glastüren der Weinkühler. Auf dem Bürgersteig davor steht ein uralter, zerlumpter Einheimischer in Mantel und Mütze und lauscht mit grimmigem Gesicht dem kreischenden Gelächter und dem Sound der Propellerheads, der aus der Jukebox dröhnt. Er ist gut und gerne achtzig Jahre alt und schielt durch dicke Brillengläser auf die Menütafel. Darauf liest er, dass die Empfehlung des Tages Meeresfrüchte-Linguine mit irischem Wildhummer, Jakobsmuscheln und Garnelen ist. Ebenso gut könnte auf der Tafel stehen: »Geh nach Hause und stirb, du verfickte alte Drecksau.« Ich muss lächeln. Welche Kriege und Depressionen, welche Nöte und Demütigungen hat dieses arme Schwein durchlitten? Als

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