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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Heranwachsender hat er unbestritten die übelste Zeitspanne des 20. Jahrhunderts durchlebt, bloß um seine Tage als Zeuge dieses Scheißdrecks zu beenden.
    Ich denke über das Geld nach. Ich zahle zwei Hypotheken, einen Überbrückungs- und einen Überziehungskredit ab, dazu kommen sechs Kreditkarten sowie die üblichen monatlichen Ausgaben: umfangreiche und regelmäßige Rechnungen, die bei Westlondons Kokaindealern beglichen werden müssen. Drinks, exklusive Abendessen und regelmäßige exotische Urlaubsreisen. Ebenfalls monatlich muss ich Schecks über Geldbußen wegen Falschparken im Wert von mehreren Hundert Pfund für verschiedene Londoner Behörden ausstellen (eigentlich tut Rebecca das, ich unterschreibe sie nur). Dazu kommen Klamotten, Spielereien und samstagvormittägliche Impulskäufe bei Heals und Harvey Nicks. Letztes Wochenende habe ich dort ein Paar Kirschholz-Nachttischschränkchen für nur 1200 Pfund erstanden. Ich war verkatert und wollte damit vor Trellick angeben. Eine Woche vorher kaufte ich ein Set japanischer Schlachtermesser für 400 Pfund, die nun glänzend und unbenutzt auf meinem schwarzen Granitfrühstückstresen thronen. Und dann ist da noch die Putzfrau, eine hirnlose kolumbianische Möchtegernnutte, deren Bemühungen in der Wohnung sich proportional zu den regelmäßig von ihr eingeforderten Gehaltserhöhungen zu vermindern scheinen. Demnächst betrete ich die Wohnung, und die einzig signifikante Veränderung dort wird sein, dass sie das Geld vom Küchentresen genommen hat. Ich springe mal schnell für eine Tüte Milch bei Sainsbury’s rein und stolpere 300 Pfund später zurück zum Saab, derweil ich mit Champagnerflaschen und ecuadorianischen Kiwis, Foie Gras, frischen Loch-Fyne-Austern, Jerusalem-Artischocken, belgischer Schokolade, Sushi und schnuckeligem Miniaturgemüse jongliere. Der Champagner wird getrunken, und das Essen wird von der Putzfrau ein paar Wochen später, nachdem es angefangen hat, zu verwesen und eine grelle Farbe anzunehmen, direkt aus dem Kühlschrank in die Mülltonne befördert.
    Denn ich bin selbstverständlich niemals zu Hause. Manchmal glaube ich, ich kaufe all das Zeug nur, um die einsilbigen Vollidioten, die an den Supermarktkassen arbeiten, zu beeindrucken. Ich rauche drei Päckchen Marlboro Lights am Tag. Mein Kippen-Budget nähert sich der 400-Pfund-Marke. Eine durchschnittliche Nacht mit den Jungs – Drinks in der Atlantic Bar, irgendwo möglichst teuer und exklusiv essen, mehr Drinks im Soho House oder dem Groucho, Koks, Taxen und Schlampen – schlägt mit rund 800 Pfund zu Buche. Kein Wunder, dass ich mich bemühe, es bei zwei- bis dreimal Ausgehen die Woche zu belassen. Selbst wenn ich einen ordentlichen Batzen davon als Spesen abrechnen kann, kostet es immer noch einen verfickten Batzen an Zaster. Denn ich will ja nicht den Anschluss verlieren. Der Filialleiter meiner Bank stottert ungläubig, weil ich ihn jeden Monat erneut bitte, meinen Kreditrahmen aufrechtzuerhalten oder zu erweitern. Er weiß, was ich verdiene. (Etwa fünfmal so viel wie er.) Dass ich alles durchbringe, kann er sich einfach nicht vorstellen. Immerhin sieht es momentan zumindest so aus, als würden meine Ausgaben für Nutten halbwegs konstant bei überschaubaren 1000 Pfund im Monat bleiben. Vielleicht aufgrund des kalten Wetters. Ich muss zugeben, dass es in den fiebrigen Frühjahrs- und Sommermonaten manchmal ein wenig mit mir durchgeht.
    Wie auch immer, die Antwort auf all diese Probleme ist einfach genug: Verfickt. Fette. Hit. Platten. Nur einige wenige davon, und – simsalabim – schon gibt’s keine Probleme mehr.
    Während ich durch Ladbroke Grove kurve – und es mir irgendwann tatsächlich gelingt, in den dritten Gang zu schalten –, kann ich sie sehen: mit ihrem Tee und ihren Boulevardzeitungen auf den Türschwellen hockend, ihre Raffles und Coliseums rauchend, während sie Seegras-Teppiche und Echtholzdielen in die und aus den alten Häusern schleppen. Die Bauarbeiter. Verstehst du?
    Jeder macht es. Es ist, als könntest du die Straße runterblicken, durch das Laubdach der Bäume, Richtung Holland Park, und sehen, wie der Feuerball aus Zaster flammend den Hügel herunterrollt und die ganze Mischpoke niederbrennt: die Kaffer, die alten Leute, die Sozialhilfeempfänger. Ihre Zeit hier ist abgelaufen. Endgültig.
    Endlich, ich kann mein Glück kaum fassen, ist das Meeting zu Ende, und ich fasele Dinge wie »Lasst uns ein paar Demos machen« und »Bis bald«. Im

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