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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Rausgehen drücken sie mir einen Flyer für ihren nächsten Gig in die Hand: ein Foto von Roddy MacDowell aus dem Film If. In jenem bemitleidenswerten Universum, das diese Wichslumpen bewohnen, gilt das vermutlich als Inbegriff von Coolness.
    Ich fläze mich aufs Sofa und drehe mir einen Spliff. Es gibt auf der Arbeit Tage, ganze Tage, an denen einfach nichts zu passieren scheint. Den ganzen Morgen lang nichts als Kaffee, Zigaretten und Telefongespräche, in denen ich ständig Zeug wie »Schick’s rüber« und »Im NME der letzten Woche« und »100000 ausliefern« von mir gebe, während ich MTV schaue – Foo Fighters, Daft Punk, The Chemical Brothers – und an meinen Lunch denke. Irgendwann am Nachmittag genehmige ich mir dann einen Schluck Scotch oder ein Näschen Marschpulver. Und schon wirkt der Tag ein wenig heiterer, schärfer. Ich mache die gleichen Anrufe und schaue die gleichen Videos mit etwas mehr Enthusiasmus an. Manchmal krabbele ich nach dem Lunch auch einfach für ein Nickerchen hinter mein Sofa, lasse die Jalousien zum Vorzimmer runter und drehe die Stereoanlage auf. Irgendwann komme ich langsam wieder hoch, eingelullt in diesen süßen Honigtropfen zwischen Wachen und Schlafen, um zuzuschauen, wie im Park und an der Straße die Straßenlaternen angehen .
    Darren kommt herein und macht Alarm. Er möchte, dass ich mir neue Bands anhöre: Athletico Strip, Dragdoll, Magoo, Starfish.
    Während er redet und dabei Kassetten und CDs in die Anlage steckt, blättere ich die Music Week durch. Lucian Grange ist zum Managing Director bei der Polydor befördert worden. Er ist nur ein paar Jahre älter als ich. Diese Neuigkeiten vermischen sich mit meinem brodelnden Katzenjammer und überschwemmen mich mit einer derart tief gehenden Bestürzung, dass ich sie gar nicht angemessen zu beschreiben vermag.
    »Was für eine verfluchte Scheiße ist das?«, sage ich zu Darren und deute Richtung Stereoanlage, wo sich ein unmelodisches Stück Scheiße auf dem Plattenteller dreht.
    »Ähm … The Lazies, amerikanische Band, verdammt cool.«
    »Das ist ein Anschlag auf meinen guten Geschmack. Mach das weg.«
    Der Tonarm stoppt, und er durchstöbert seinen Stapel Singles und CDs nach etwas anderem.
    Mein Handy zirpt. »Hallo?«
    »Alter Schwede, war das eine Nacht?«, sagt eine belegte, heisere Stimme.
    Ich brauche einige Sekunden, um zu kapieren, wer dran ist. Ich kann es nicht glauben.
    »Ich … wie fühlst du dich?«, bringe ich schließlich heraus.
    »Etwas daneben.« Er erzählt noch etwas, spricht von einem Gig, zu dem wir eigentlich heute Abend gehen wollten, irgendeine Band namens Bellatrix im Bull and Gate. Schließlich lege ich benommen auf.
    Mir geht Verschiedenes durch den Kopf: 1. Verfickt nichtsnutziges Thai-Valium. 2. So wie es sich anhört, ist es für Waters nichts Ungewöhnliches, nicht völlig außerhalb der Normalität, nackt, beschmiert mit seiner eigenen Scheiße und mit einem brummenden Analvibrator im Arsch aufzuwachen.
    Wie Freddie oder Jason oder Michael Myers ist er offenbar untötbar.
    ***
     
    Das Grün von Oxfordshire verschwimmt hinter den getönten Fenstern unseres Vans. Derek kläfft in sein Handy, ereifert sich über irgendein Artwork, mit dem er unzufrieden ist. Ross tippt auf der Tastatur seines Laptops herum, während Dunn, Nicky, Waters und ich die Branchenblätter studieren. Schneider hat Kopfhörer auf, hört Was-weiß-ich-was auf seinem Discman und versucht, einen entspannten Eindruck zu machen.
    Unser gemeinsames Ziel ist die Listening Session bei Rage. Niemand hat bisher auch nur einen Ton gehört, aber das Album wird von uns, angesichts des recht dürftigen Veröffentlichungsplans, als Schwerpunkthema gehandelt. Die Erwartungen sind dementsprechend hoch.
    Wir schlendern vom Studio – wo Wein, Bier und Knabbereien angerichtet sind – in den Kontrollraum, in dem Rage, Fisher und zwei Toningenieure auf uns warten. Rage sitzt in einem mächtigen Ledersessel zentral vor dem Mischpult.
    Das Erste, was ich denke, als er herumwirbelt, um uns zu begrüßen, ist »Heilige Scheiße!«. Seine Nase ist wund und tropft, seine Augäpfel sind wie vibrierende Murmeln, sein linkes Bein zuckt in unkontrollierbaren Spasmen auf und ab, sein Unterkiefer ist nach vorne verschoben und verkantet, als hätte das Kokain ihn eingefroren. Ross und ich wechseln einen hastigen, ungläubigen Blick.
    »Also dann«, sagt Rage, nachdem wir alle mit einem Glas warmem Chardonnay in der Hand auf zwei riesigen

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