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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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vier Mädchen glucken auf meinem Bürosofa, ziehen mürrische Gesichter und kauen Kaugummi. Sie sehen aus, als hätte man sie zum Nachsitzen verdonnert. Drei von ihnen sind weiß und eine schwarz. Aber die Weißen verhalten sich wie Kaffer. Sie nuckeln an ihren Zähnen, knacken mit den Fingern und sagen Sachen wie »Echt, ey?«
    Sie sind alle zwischen siebzehn und zwanzig, alles scharfe Dinger – vor allem eines der weißen Mädchen (Denise? Sonia?) ist umwerfend –, allerdings alle in diesem nuttigen Unterschichten-Look. Sie sind genetische Zeitbomben, DNA-Semtex. Jede von ihnen wird, spätestens wenn sie siebenundzwanzig ist, wie Hefeteig aufgehen. Alle sind gekleidet, wie sich diese Mädchen eben kleiden: Titten, die einem aus diesen für Neugeborene gemachten T-Shirts entgegenspringen, und tief sitzende Combathosen, aus denen sich ihre Tangas – pink, schwarz, neongelb – bis zur Taille hinaufschlängeln. Diese Mädchen sehen aus, als würden sie alles mit sich machen lassen: in den Arsch ficken, schlagen und solche Sachen.
    Wir sehen uns ein Video an, das Danny gemacht hat, um zu testen, ob sie sich an Plattenfirmen verkaufen lassen: In fiesen, billigen Kaufhausklamotten leiern sich die vier wackelig durch eine geschmacklose R & B-Nummer.
    Das Video ist zu Ende.
    »Mmmm«, sage ich, »was sind denn so eure Einflüsse?«
    Stille. Sie rutschen unruhig hin und her. Mir wird klar, dass sie die Frage nicht verstanden haben.
    »Steven fragt«, platzt Danny dazwischen, »auf was für Musik ihr steht.«
    Noch eine gigantische Pause. »Ip op?«, fragt eine Brünette unsicher.
    »Madonna«, sagt die Blonde.
    »Gut«, sage ich und nicke, »gut.«
    »Ähm … Alter«, sagt die schwarze Tussi, »Danny sagt, dass du Rage entdeckt hast. Jetzt mal echt, ey?«
    »Echt«, lüge ich, und alle tuscheln anerkennend.
    »Und wie krass ist der so drauf?«, fragt eine.
    »Rage? Er ist großartig. Ein wirklich cooler Typ.«
    Noch einmal lange Stille. »Und«, sagt die richtig gut aussehende Blonde, während sie an einem ihrer Turnschuhschnürsenkel herumfingert, nervös hochschaut und mir durch ihren Pony direkt in die Augen blickt, »was denkste über unser Zeug?«
    Was ich denke? Ich denke, ihr seht aus wie die schlimmste Sorte Sozialhilfeschmarotzer-, Alleinerziehende-Mutter-, Vorstadtghetto-Trash, die ich mir vorstellen kann. Ich denke, eure »Musik« ist der übelste Affront gegen die Menschlichkeit.
    Aber ich denke auch, dass, wenn wir richtige Songwriter, Sessionmusiker und vernünftige Produzenten hinzuziehen, wenn wir Stylisten und Visagisten das Geld kofferweise hinterherschleudern, wenn wir Weltklassefotografen und Videoregisseure anheuern, euch persönliche Trainer besorgen und es schaffen, euch allesamt für ein paar Monate von Kentucky Fried Chicken und Wodka fernzuhalten, wenn wir jemanden finden, der euch beibringt, wie Menschen zu sprechen, wenn wir schwindelerregende Summen für die Beschäftigung von Pressepromotern und Marktschreiern ausgeben, und wenn es denen irgendwie gelingt, genug Journalisten, Radioprogrammchefs und TV-Produzenten davon zu überzeugen, dass ihr in Wirklichkeit gar keine völlig talentfreien Schlampen seid, die, bloß um Chris Evans zu treffen, sogar einem Esel einen blasen würden, sondern »das einzig Wahre« seid, dann, vielleicht, aber auch nur vielleicht, denke ich, könnten wir mit dem Wind im Rücken und einigen Verschnaufpausen eventuell ein paar beschissene Platten verkaufen.
    »Ich denke, es ist großartig«, sage ich, stehe auf und begleite sie zur Tür. Möglicherweise ist es ja einen Versuch wert.
    Girl Power, oder was?
    Rebecca hält mir den Telefonhörer hin. »Es ist Barry von der Clubpromotion.«
    »Barry?«
    »Steven, hi, ich habe die Clubreaktionen auf ›Why don’t you …‹ reinbekommen.«
    Das sind DIN-A4-Blätter. Kleine Zeugnisse, auf denen alle Club-DJs eintragen, wie sie den Track einschätzen.
    »Okay?«
    »Ähm …« Innerhalb einer Sekunde verwandelt sich mein Blut in Frostschutzmittel.
    »Barry?«
    »Ja, sie sind in Ordnung. Völlig in Ordnung.«
    In Ordnung? Bloß in Ordnung? Das ist schlecht. Das ist verdammt schlecht.
    ***
     
    Wir haben ein zweites Marketing-Meeting wegen »Why don’t you …«. Es unterscheidet sich deutlich vom ersten. Dunn legt los.
    »Sorry, ich glaube nicht, dass das beim Radio wirklich ankommt. Wenn die Platte im Club eingeschlagen wäre, hätten wir zumindest etwas Munition gehabt. Aber so wie es gerade aussieht …« Er hebt die

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