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Killashandra

Killashandra

Titel: Killashandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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vielleicht vergangen.
    Und in ihren klarsten Augenblicken wußte sie, daß al-le >Wenns< und >Abers< nichts als Ausflüchte waren.
    Trotzdem war es im Grunde keine Verzagtheit, wenn sie zögerte; es war ein tiefes, instinktives >Wissen<, daß sie noch eine Weile in der Luft hängen mußte. Daß sie warten mußte. Wenn der richtige Augenblick gekommen war, würden auch die Handlungen ganz von selbst kommen. Also richtete sie sich auf Warten ein und ver-vollkommnete sich in dieser Kunst.
    »Du kommst früh zurück«, sagte Enthor zu ihr. »Die Sturmwarnung ist gerade erst rausgegangen.«
    »Sind die hier nicht gut genug?« fragte Killashandra.
    »Es besteht doch kein Grund, Kopf und Kragen zu riskieren, oder?«
    »Nein, nein«, versicherte Enthor ihr eilig. Killashandra hatte auf die Sturmwarnung reagiert, die ihr Symbiont ihr gegeben hatte. Sie hatte sich daran gewöhnt, auf ihn zu hören, weil er sich so oft als der exakteste Sinn erwies, den sie besaß.
    »Du hast jetzt genug, um ein ganzes Jahr auf Maxim zu verbringen«, fuhr Enthor mit einem schrägen Blick fort. »Du warst lange nicht mehr fort, Killashandra. Du solltest Urlaub machen.«
    Killashandra zuckte die Achseln und starrte gleichgültig auf einen Kontostand, bei dessen Anblick sie frü-
    her triumphierend geschrien hätte. »Ich habe noch nicht genug Resonanz, um gehen zu müssen«, sagte sie tonlos.
    »Ich warte noch. Danke, Enthor.« »Killa, wenn es dir hilft zu reden ...« Sie betrachtete, etwas überrascht über die Berührung, die Hand, die der alte Sortierer ihr sachte auf den Arm gelegt hatte. Der unerwartete Zuspruch und sein besorgtes Gesicht kratzten die dicke Schale an, die ihr Bewußtsein und ihren Geist umgab. Sie lächelte leicht und schüttelte den Kopf. »Reden würde nicht helfen. Aber ich danke dir.«
    Es war wirklich sehr freundlich gewesen. Sortierer und Sänger hatten viel öfter Streit, als daß sie Mitgefühl füreinander empfanden.
    Der Nordoststurm, den ihr Symbiont gespürt hatte, scheuchte die Sänger aus den Ranges in den sicheren Complex. Der Aufzug, die Halle und die Gänge waren übervölkert, aber sie wand sich verstohlen durch das Gedränge. Niemand sprach sie an. Sie existierte für sich selbst nicht, also existierte sie auch nicht für die anderen.
    Der Bildschirm in ihrem Quartier forderte sie auf, mit Antona Kontakt aufzunehmen. Es kamen immer wieder Nachrichten von der Leiterin der Medizinabtei-lung; Antona versuchte, einen intensiveren Kontakt herzustellen.
    »Ah, Killa, komm doch bitte zur Krankenstation herunter!«
    »Ist schon wieder eine Untersuchung fällig?«
    »Nein. Aber ich brauche dich hier unten.«
    Killashandra runzelte die Stirn. Antona machte ein ernstes Gesicht und wartete auf Killashandras Zustimmung.
    »Ich will mich erst umziehen. « Killashandra deutete auf die verschmutzte Bluse ihres Anzugs.
    »Von mir aus hast du sogar Zeit zum Baden.«
    Killashandra nickte, unterbrach die Verbindung und löste auf dem Weg zum Bad die Verschlüsse ihres Anzugs. Sie drehte das Wasser an. Eigentlich hatte sie, gerade aus den Ranges zurückgekehrt, allen Grund, das heiße Wasser möglichst lange zu genießen. Doch sie ba-dete rasch und gründlich und zog die ersten sauberen Kleider an, die sie fand. Ihr Haar, der Bequemlichkeit halber kurz geschnitten, war schon wieder getrocknet, als sie die Krankenstation erreichte. Ihre Nasenflügel bebten, als sie den Geruch von Krankheit und Fieber wahrnahm, und die gedämpften Geräusche erinnerten sie an ihren ersten Besuch in Antonas Reich. Eine neue Gruppe machte gerade die Umstellung auf den Ballybran-Symbionten durch.
    Antona kam aus ihrem Büro. Sie schien sehr aufgeregt.
    »Danke, Killa. Ich habe hier einen Neuzugang, und ich möchte, daß du mit ihm sprichst und ihn beruhigst. Er ist ganz sicher, daß etwas nicht stimmt.« Die Worte spru-delten aus ihr heraus, während sie Killashandra den Gang hinunterzog und durch die Tür schob, die sie für Killashandra öffnete. Ohne besonderes Interesse bemerkte Killashandra die Zimmernummer: es war der gleiche Raum, den sie vor fünf Jahren während der Anpassung bewohnt hatte. Dann erhob sich der Bewohner lächelnd aus dem Bett.
    »Killa!«
    Sie starrte Lars Dahl an und wollte ihren Augen nicht trauen, denn sie hatte dieses Phantom zu oft gesehen.
    Aber Antona hatte sie hergebracht, also mußte der Anblick real sein. Begierig bemerkte sie die winzigen Ver-
    änderungen an ihm: die fehlende Bräune, die schmal gewordenen

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