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Killers: Roman (German Edition)

Killers: Roman (German Edition)

Titel: Killers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kilborn , Blake Crouch
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loslassen«, meinte Orson, und sein Gesichtsausdruck brannte sich für immer in Andy ein: Angst und Trotz und Wut und eine tiefe, tiefe Traurigkeit.
    Die Haustür öffnete sich.
    Die Stimme ihrer Mutter hallte bis hin zu den Bäumen auf der anderen Straßenseite. Sie sollten endlich hereinkommen und sich fürs Bett fertigmachen.
    Andy drückte noch fester zu.

2 – Ein Tag am Strand
    North Carolina, Outer Banks, 1977
    Sie waren eine glückliche, unbedarfte Familie, und es war ein fantastischer Tag Ende August.
    Die stramme auflandige Brise kühlte die ansonsten unglaubliche Hitze bis aufs Erträgliche ab.
    Über dem Atlantik hingen einzelne Wolken. Der blaue Himmel verdunkelte sich bereits langsam, um der Abendröte Platz zu machen.
    Rufus Kite und sein fünfjähriger Sohn hatten gleich nach dem Mittagessen angefangen. Jetzt, sechs Stunden später, thronte ihr Werk wie die Ruine eines schottischen Schlosses über dem Strand. Außen herum hatten sie einen Wassergraben angelegt, immerhin sechzig Zentimeter breit und tief genug für den Wasserspiegel. Luther hatte noch eine Krabbe hineingetan– sozusagen ein Ersatzmonster. Die Flut würde die Burg schon bald erreichen, und die Wellen wurden immer lauter, je näher sie den Strand zu ihnen hochrollten. Luther saß mitten im Schloss, umringt von Mauern aus Sand, die mehr als einen halben Meter hoch waren, und arbeitete weiter an Gängen und Gräben, während sein Vater durchnässten Sand auf die Mauerzinnen tropfen ließ.
    Zehn Meter hinter dem Schloss lagen Luthers Mutter und Schwester in Sonnenstühlen. Ein Sonnenschirm schützte sie vor der glühenden Hitze. Maxine fraß sich durch die letzten fünfzig Seiten eines Romans von Ludlum, während sich Katie auf ihrem Stuhl zu einem Ball zusammengerollt hatte. Die Achtjährige hatte einen tief bronzefarbenen Teint– die Einzige in der Kite-Familie, die je braun wurde.
    Acht Stunden zuvor waren sie zum Strand gefahren. Die Kinder hatten auf der Rückbank des alten Dodge-Pick-up-Trucks gesessen, während Rufus bis zur südlichsten Spitze der Landzunge gefahren war– kaum mehr als eine Sandbank, die in den Ozean hineinragte.
    Zu dieser Tageszeit waren sie allein hier.
    Ein Mann hatte einige Hundert Meter von ihnen entfernt eine Angel ausgeworfen, aber auch er war inzwischen verschwunden.
    Am Horizont konnte man einen Fischkutter ausmachen. Der über dem Meer hängende Nebel ließ ihn unheimlich, beinahe gespenstisch aussehen.
    » Wenn wir es groß genug machen«, überlegte Luther laut, während er seinem Vater half, die Mauern mit dem nassen Sand zu verstärken, » überlebt unser Schloss vielleicht sogar die Flut.«
    Rufus lächelte.
    » Selbst wenn wir es so groß bauen würden, dass es mich überragt, würde es das Meer schlucken. Das kannst du dir ruhig merken: Der Ozean gewinnt immer.«
    Luther machte eine finstere Miene. » Aber wir haben doch so hart gearbeitet, und ich mag unser Schloss. Ich will nicht, dass es kaputtgeht.«
    » Genieße es einfach, während es noch da ist, Kleiner. Und wenn wir schon dabei sind: Diese Philosophie gilt nicht nur für Sand- und Strandschlösser.«
    Luther stand auf, als eine Welle keine fünf Meter vor ihnen brach.
    Das Wasser schoss den Strand hoch und erreichte beinahe den Schlossgraben.
    Er drehte sich um und warf einen Blick auf die Dünen.
    Die Sonne lugte gerade noch hinter den Eichen auf Ocracoke Island hervor.
    Es blieben ihnen nur noch wenige Stunden Tageslicht.
    Es war ein nahezu perfekter Tag gewesen, und Luther verspürte ein wenig Schwermut bei dem Gedanken, dass er bald zu Ende gehen würde.
    Er sah, wie der Ozean wieder anschwoll.
    Eine neue Welle.
    Er blickte zu seinem Vater, der zu ihm herablächelte. Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn und drohten, in die dicken schwarzen Augenbrauen zu laufen. Der Junge würde diesen Anblick nie vergessen und seinen Vater immer so in Erinnerung behalten, ganz gleich wie alt er werden würde.
    Jung, fit und stark.
    Die Welle brach.
    Das Wasser sprudelte und zischte wie eine frisch geöffnete Flasche Mineralwasser.
    Rufus legte die Hand auf Luthers Schulter.
    » Hier kommt der erste Angriff, mein Junge. An die Gefechtsstationen!«
    Luther stellte sich an die vordere Mauer und beobachtete mit pochendem Herzen, wie das Wasser in ihre Richtung rauschte.
    Als die Sonne untergegangen war, machten sie ein Feuer und grillten Würstchen über einem Bett Holzkohle, das Maxine vorher auf dem Sand ausgebreitet hatte.
    Luther und Katie

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