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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Wiegele kurz vor 14 Uhr wieder in sein Büro zurückkam, wartete Kommissaranwärterin Helga Martens bereits auf ihn. Der Hauptkommissar hieß die hoch gewachsene junge Frau herzlich willkommen und dankte für ihre Bereitschaft, ihn so kurzfristig unterstützen zu wollen.
    »Leider haben wir jetzt überhaupt keine Zeit, Sie mit der gebotenen Präzision und Sorgfalt in die beiden Fälle einzuführen, mit denen wir es hier zu tun haben«, bedauerte er. »Am besten, Sie kommen jetzt einfach mit zu meiner Besprechung mit Rechtsanwalt Dr. Bittner. Dabei werden Sie gleich die Hälfte dessen erfahren, was Sie unbedingt wissen müssen. Den Rest erzähle ich Ihnen nachher. Ist das in Ordnung für Sie?«
    Helga Martens nickte nur stumm, was sonst hätte sie auch tun sollen? Dr. Bittner hatte erfreulicherweise Kaffee und Kuchen vorbereitet, was den beiden Polizisten nur allzu recht war, hatten beide doch seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.
    Nachdem das peinliche Knurren, das Wiegeles Magen bei der Begrüßung produziert hatte, vorüber und der erste Hunger gestillt war, informierte der Hauptkommissar den Anwalt über den aktuellen Stand.
    »Was ich Ihnen jetzt anvertraue, Herr Dr. Bittner, ist Teil einer laufenden Untersuchung und unterliegt daher der Amtsverschwiegenheit. Ich kann es aber verantworten, Ihnen als Organ der Rechtspflege gewisse Informationen zu geben, die Sie benötigen, um uns in der Sache weiterzuhelfen«, eröffnete Wiegele das Gespräch. »Auf den streng vertraulichen Charakter dieser Informationen muss ich Sie ja nicht ausdrücklich hinweisen?«
    Der Anwalt bestätigte dies mit einem kurzen Kopfnicken, und Wiegele legte los.
    Zunächst informierte er Bittner über das ›Narbengesicht‹ und dessen Observierung sowie über das Schicksal seines jungen Kollegen, »weil ich absolut der Meinung bin, dass der Versuch, Vondermatten aus dem Weg zu räumen und der inzwischen zweifelsfrei als Mord anerkannte Tod Walter Webernitz’ ursächlich zusammenhängen«. Nach Anerkennung heischend blickte sich der Hauptkommissar in der kleinen Runde um. »So viel Zufall an einem Ort wie diesem ist mindestens einer zu viel«, ergänzte er in einer philosophisch etwas verunglückt klingenden Schlussfolgerung.
    »Leider kann uns Just ja noch nicht selbst erzählen, was eigentlich vorgefallen ist. Dem Umstand, dass der Akku seines Handys leer war, verdanken wir aber neben dem Kennzeichen des verfolgten Wagens auch einen ausgezeichneten Situationsbericht auf Diktafon.«
    Vondermatten hatte in seinen diktierten Notizen die Vermutung geäußert, dass der observierte Mann mit der Narbe im Gesicht zu einer Adresse in oder in der Nähe von Beuren am Ried unterwegs gewesen war. Wahrscheinlich war Vondermatten dann doch entdeckt und in der Folge quer durch die Landschaft gelockt worden, hatte er selbstkritisch angemerkt.
    Auf einer kurvigen Nebenstraße hatte dann plötzlich – trotz des schönen Wetters für diese Jahreszeit eher ungewöhnlich – ein Cabrio mit offenem Dach und einem jungen Paar von hinten auf seinen Golf aufgeschlossen. Die neben dem Fahrer sitzende junge Frau war, soweit erkennbar, mit lediglich einem Bikinioberteil eher spärlich bekleidet gewesen und hatte ihm mehrere Male spielerisch zugewinkt, wie ihm im Rückspiegel nicht entgangen war. Plötzlich hatte sich das Cabrio neben den Wagen Vondermattens gesetzt. Just hatte noch so etwas wie: »So ein verrücktes Weib«, gesagt, was aber durchaus anerkennend geklungen hatte. Dann war nur noch ein schmerzverzerrtes »Was war denn das? Ich kann nichts mehr sehen. Mein Gott, tut das weh«, zu hören, gefolgt vom Geräusch auf Widerstand stoßenden Metalls. Dann noch etwas Rumpeln und danach Stille, nur Stille.
    Halt, nach einer Minute war da doch noch etwas. Ein Geräusch, das wie ein aus einiger Entfernung abgefeuerter Schuss klang.
    Atemlos hatten Helga Martens und Dr. Bittner das aufwühlende Tondokument verfolgt.
    »Und wie interpretieren Sie das Gehörte?«, wollte der Anwalt von Wiegele wissen. »Hchn, hchn«, hüstelte er wie am Tag zuvor. »Ich werde diese Verkühlung heuer nicht mehr los«, meinte er entschuldigend und hielt sich sein Taschentuch vor den Mund. »Hchn, hchn, hchn.«
    »Wie es scheint, hat die junge Frau irgendwie Vondermattens Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Dann hat sie oder der Fahrer des Cabrios ihm irgendetwas ins linke Auge gespritzt oder es sonst wie verletzt.« Hilflos hob er die Schultern. »Dann hat unser Mann die Herrschaft

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