Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
Wenn sich das Virus wirklich durch Hautkontakt übertrug,
dann war er jetzt auch damit infiziert. »Eines verstehe ich nicht«, sagte er. »Wieso wirft das Virus Greg Bauer um, einen Bär von einem Mann, und seine kleine Frau, die ebenfalls mit ihm beim Bingo war, kann noch wie eine gesengte Sau durch den Ort rasen und halb Pembroke in Lebensgefahr bringen?«
»Das kann ich Ihnen auch nicht beantworten, Sheriff. Noch nicht. Aber eines weiß ich: Dass Greg und die anderen Toten im vergangenen Jahr hier in der Klinik am Herzen operiert wurden. Sie haben an einem klinischen Versuch für ein neues Herzimplantat teilgenommen. Eigentlich haben sie das alle hervorragend vertragen, aber vielleicht macht sie das anfälliger für das Virus oder was immer es auch sein mag.«
»Das Virus greift also nur jemanden an, der sowieso schon was am Herzen hat?« Paxton hoffte, dass er nicht allzu erleichert klang.
»Bisher zeigen nur die Patienten aus meiner klinischen Studie die Symptome. Vielleicht liegt es an ihrem Alter, vielleicht an dem Herzpflaster, das ich ihnen eingesetzt habe, vielleicht daran, dass sie wegen ihrer Vorerkrankung nicht mehr so starke Abwehrkräfte haben. Es ist noch zu früh, um etwas Definitives darüber zu sagen.«
»Haben Sie schon die Gesundheitsbehörden verständigt?«, fragte Stu Paxton, der sich auf einmal wieder daran erinnerte, dass er schließlich Gesetzeshüter war. Vor zwei Jahren, als wegen der Schweinegrippe eine landesweite Hysterie ausgebrochen war, hatte er sich eingehend mit den Bestimmungen der Seuchenschutzverordnung befasst. Er wusste, was zu tun war.
»Ja. Als mir klarwurde, dass es sich nicht um normale
Herzanfälle handeln konnte, habe ich sofort bei der Seuchenschutzbehörde angerufen.«
»Und was haben die gesagt?«
Tammy Fader nahm einen letzten Zug aus ihrer Zigarette und drückte sie dann an ihrer Schuhsohle aus.
»Dass alle Infizierten und die Menschen, die mit ihnen in Berührung gekommen sind, Mundschutz und Schutzhandschuhe tragen müssen. Außerdem darf niemand von ihnen das Krankenhaus verlassen, bis Hilfskräfte eingetroffen sind. Am besten gehen Sie wieder runter und sehen zu, dass diese Anweisung befolgt wird, Sheriff. Tut mir leid, dass Sie da mit reingezogen wurden, aber jetzt müssen Sie hierbleiben, bis die Leute von der Seuchenschutzbehörde da sind.«
Stu Paxton trat ans Fenster und blickte hinaus. »Sieht nicht so aus, als müssten wir noch lange warten«, erwiderte er. »Sehen Sie sich das mal an.«
Tammy stellte sich neben ihn und sah, wie sich eine lange Kette von Autoscheinwerfern dem Krankenhaus näherte. Dann war statt des prasselnden Regens das Knattern eines Hubschrauberrotors zu hören, und ein blendend weißer Suchscheinwerfer huschte über die Vorderfront des Gebäudes.
»Die fackeln nicht lange«, sagte Stu Paxton.
»Sieht aus, als wären die Außerirdischen gelandet«, erwiderte Tammy. »Dabei habe ich erst vor einer halben Stunde angerufen.«
Auf dem Parkplatz fuhren große, hellgraue Lieferwagen vor, aus denen Gestalten in Gasmasken und unförmigen Bioschutzanzügen sprangen und sich zu einer Kette rings um das Krankenhaus formierten. »Die meinen es ernst«, sagte Stu Paxton. Sein Magen krampfte sich zusammen, als
sich die neongelben Aliens auf ein durch ein Megafon gegebenes Kommando langsam dem Krankenhaus näherten. Noch viel beunruhigender aber fand der Sheriff die Tatsache, dass einige von ihnen schwarz glänzende Schnellfeuergewehre in Händen hielten.
»Die meinen es ernst«, sagte er noch einmal zu Tammy, die mit weit aufgerissenen Augen ungläubig staunend aus dem Fenster starrte. »Das ist ein Seuchenschutzeinsatz der Stufe vier.«
»Vier ist die höchste Stufe.«
»Richtig. Pandemie. Das Krankenhaus wird abgeriegelt, vielleicht sogar ganz Pembroke. Und bestimmt wird eine Nachrichtensperre verhängt. Dann kriegt man da draußen nicht einmal mehr mit, was mit uns los ist.«
Der Hubschrauber knatterte in einer engen Kurve um das Haus, und sein Suchscheinwerfer strich direkt über das Fenster.
»Haben Sie ein Handy?«, fragte Tammy.
»Ja, warum?«
»Rufen Sie Ihre Frau an und sagen sie ihr, sie soll die Kinder ins Auto packen und möglichst weit wegfahren, irgendwohin, wo sie niemand findet. Denn wenn Sie erst mal in Quarantäne sind, wird man auch Ihre Familie holen.«
Stu zog sein Handy aus der Uniformjacke und begann zu wählen, während unten auf dem Parkplatz neu ankommende Fahrzeuge von Männern mit Leuchtkellen in
Weitere Kostenlose Bücher