Killerwelle
Bodentür auf, unter der ein quadratischer Schacht zum Vorschein kam, der tiefer in die Erde führte. Er spuckte, und sein Speichel brauchte ein paar Sekunden, ehe er auf dem Grund aufschlug.
»Das ist ja ekelhaft«, rügte ihn Linda.
»Aber wirkungsvoll«, konterte er. »Es müssten etwa dreizehn Meter sein.«
Sie befestigten ein Kletterseil an den alten Klammern. Wegen des zusätzlichen Gewichts in seinem Rucksack knüpfte Juan ein Sitzgeschirr, um den Abstieg ein wenig angenehmer zu machen. Dann hängte er sich das Gewehr auf den Rücken, packte das Seil und trat ins Leere hinaus. Obgleich verheilt, erinnerte ihn sein Schlüsselbein daran, dass es vor nicht allzu langer Zeit gebrochen gewesen war. Während er im Freien hing und seinen Abstieg fortsetzte, glitt der Lichtkegel seiner Stirnlampe über die konturlosen Schachtwände. Er kam zu dem Schluss, dass sich an dieser Stelle ein Munitionskran befunden haben und der Komplex noch über einige oberirdische Einrichtungen verfügen musste, die ihm und seinem Team entgangen waren.
Er spürte festen Boden unter den Füßen und rief nach oben, dass der Nächste nachkommen könne. Max’ Gesicht war gerötet, und er schnaufte heftig, als er schließlich neben Cabrillo auf dem Grund des Schachtes stand.
»Du solltest öfter mal trainieren«, sagte Juan und klopfte auf Hanleys voluminösen, aber steinharten Bauch.
»Oder mich seltener abseilen.«
Sobald sie wieder vereint waren, suchten sie weiter nach einem Zugang zum Bergwerk. Sie mussten ihr Glück an jeder Tür probieren und jede Wand auf Hinweise auf einen möglichen Zugang untersuchen. Als sie zu einer Stelle kamen, wo die Decke eingebrochen war, vergeudeten sie zwanzig Minuten damit, Beton- und Gesteinsschutt beiseitezuräumen, um einen Weg frei zu machen. Eddies Uhr gab leise Pieptöne von sich, kurz nachdem sie das Hindernis überwunden hatten.
»Noch eine Minute«, verkündete er und meinte damit, dass Linc, Mike und Jim in sechzig Sekunden mit ihrem Ablenkungsangriff beginnen würden.
Cabrillo spürte, wie sein Mut sank. Sie vergeudeten Zeit und die einzige Chance, die sie haben würden. Wenn sie versagten, hatte Eric Stone den Befehl, Langston die Koordinaten des Bergwerks zu übermitteln und zu beten, dass ein Kernwaffenangriff schnell genug erfolgte, um die Schäden, die Bahar mit seiner Vergeltungsaktion anrichten würde, in Grenzen zu halten.
Als er das Bergwerk durch das Zielfernrohr seines Gewehrs beobachtete, gewahrte Linc keinerlei Bewegung außer einer gelegentlichen Staubwolke, die vom Wind aufgewirbelt wurde. Die Gebäude sahen bis auf den neu erbauten Bunker am Fuß des Förderturms einsam und verlassen aus. Er pickte sich eines heraus, in dem er die frühere Verwaltung vermutete. Er verstärkte den Vergrößerungsfaktor und konzentrierte sich auf Fenster an einer Ecke des schmucklosen Bauwerks.
Da! Ein Gesicht erschien auf einer Seite der Fensterbank, als ein Wächter die Stellung wechselte. Linc gab seine Entdeckung per Funk an Mike und Jim weiter, die Deckung hinter einer Böschung gefunden hatten, die sich auf einer freien Fläche befand, wo Linc ihnen Feuerschutz geben konnte.
»Dreißig Sekunden«, gab Mike durch.
Linc achtete weiter auf das Fenster. Er wusste, dass der Mann herausschauen würde, sobald seine Freunde das Feuer mit der Mini-Gatling eröffneten.
Sie machte eher den Eindruck eines Elektrowerkzeugs als einer Waffe. Die Gatling verschoss einen stetigen Strahl winziger Geschosse, die den Boden aufwühlten, Erdreich und kleine Steine aufwirbelten und die Gebäude wie mit einem kleinen Hagelsturm überschütteten. So viele Geschosse schlugen in die Anlage ein, dass es aussah, als würde sie von hundert Soldaten angegriffen werden. Aber genau das war der Sinn dieser Waffe. So schnell wie möglich so viel Panik wie möglich zu erzeugen.
Lincs Instinkt hatte ihn nicht im Stich gelassen. Sobald die Gatling das Bergwerk zu zertrümmern begann, kam der Wächter am Fenster hoch, um nachzusehen, was der Lärm zu bedeuten hatte. Linc drückte sofort ab und fing den schweren Rückschlag mit der Schulter auf. Das großkalibrige Projektil beendete das Leben des Wächters mit einer Blutfontäne.
Ein zweiter Wächter, der sich ebenfalls in dem Raum aufhielt, schob den Lauf seines Gewehrs über das Fenstersims und wollte offenbar ein ganzes Magazin leeren. Lincoln ließ die Mündung ein wenig nach unten wandern und feuerte abermals. Die Kugel drang durch die Stahlverkleidung des
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