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Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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verurteilt werden. Sie hat ihre Tochter vor dem abscheulichsten Verbrechen gerettet, das man sich vorstellen kann, und das würde niemand auf der Welt einer Mutter zum Vorwurf machen. Wieso rufst du also nicht einfach die Polizei?
    Antwort:
Weil, wenn ich die Polizei ruf, alles rauskommen wird, was passiert ist. Und der Rest der Welt wird John Bundy für einen bösen Menschen, Sara Bundy für schwach und Dawn Bundy für ein Opfer halten. Und damit sind wir’s dann wirklich.

    Deshalb muss ich so schnell wie möglich Folgendes tun: Ich muss die Sporttasche und die Pistole nach unten bringen (und darf dabei nicht mal stehen bleiben, um Jesus und Mary zu beruhigen, die beide immer noch zittern vor Angst von dem Schusslärm vorhin). Ich muss zur Haustür, sie anlehnen. Ich muss in den Flur zurück und die Pistole auf den Boden legen, circa zwei Meter von der Tür entfernt. Ich muss noch weiterzurück, drei bis vier Schritte, und die Sporttasche auf den Boden stellen. Ich muss sie aufmachen, damit das Geld zu sehen ist. Und jetzt muss ich stehen bleiben und einen Moment nachdenken, mir vorstellen, wie alles ablaufen wird.

    Frage:
Wie wird es ablaufen?
    Antwort:
So:
Lee Harding wird kommen und feststellen, dass die Tür angelehnt ist.
Ich werd die Polizei rufen.
Lee Harding wird die Tür vorsichtig öffnen und reinkommen.
Er wird die Pistole und die Sporttasche auf dem Boden sehen.
Er wird das Geld in der Sporttasche sehen.
Er wird verwirrt und misstrauisch sein.
Er wird sich umschauen, vielleicht auch rufen und danach die Pistole aufheben.
Und dann wird die Polizei, wenn sie kommt, oben im Haus eine Leiche und unten Lee Harding mit einer Pistole in der Hand finden …
… und von mir erfahren (wie auch von meiner Mum, nachdem ich ihr erklärt hab, was sie sagen soll), dass Lee Harding gekommen ist, um meinen Dad wegen irgendwelchem gestohlenen Drogengeld zu treffen, die beiden sind in Streit geraten und er hat meinen Dad erschossen …
    Aber ich glaub, ich weiß jetzt schon, dass es nicht funktionieren wird. Es gibt zu vieles, das schiefgehen könnte. Was, wenn die Polizei nicht kommt? Was, wenn sie zu lange braucht, um aufzukreuzen? Was, wenn Lee Harding nicht kommt? Was, wenn er zwar kommt, aber die Pistole nicht aufhebt? Was, wenn er die Pistole zwar aufhebt, aber wegläuft, sobald die Polizei aufkreuzt? Was, wenn …?
    Nein, das ist ein sinnloser Plan.
    Er wird nie funktionieren.
    Er ist lächerlich.
    Aber was kann ich sonst tun? Es ist jetzt fast halb acht.
    Es ist fast so weit.

    (and i just can’t take it anyway)

    Das Einzige, was ich tun kann, ist mich abfinden. Was immer passieren wird, es kommt, wie es kommt. Ich werf einen letzten Blick auf die Pistole und die Sporttasche am Boden, schüttle den Kopf und geh ins Wohnzimmer.

who do you love?
    Da sind wir also wieder, im Wohnzimmer. Mum sitzt in ihrem Sessel, schaut fern, raucht eine Zigarette und trinkt. Ich sitz auf dem Sofa, Jesus und Mary haben sich dicht an mich gedrängt. Und es scheint, als ob wir alle auf Sky 3
Welt der Geheimnisse: Der Fluch des Tutanchamun
gucken. Die von den Zimmervorhängen eingeschlossene Dunkelheit wird durch das flackernde Licht des monströsen Fernsehers erhellt und ab und zu, wenn es auf dem Bildschirm plötzlich ganz hell wird, erfasst das T V-Licht die Wolke aus Zigarettenqualm, die unter der Decke hängt, und für einen kurzen Moment wird sie zu einer Gewitterwolke und ich sitz nicht mehr im Wohnzimmer, sondern draußen, wo gerade ein Unwetter losbricht, und scheine so eine Art …
    Egal.
    Ich bin nichts.
    Ich hab Mum (ganz knapp) von Lee Harding erzählt und ihr gesagt, dass ich die Polizei rufen werde, wenn er kommt, und ihr auch erklärt, was sie der Polizei sagen soll, wenn die aufkreuzt … aber ich weiß nicht, wie viel davon bei ihr angekommenist. Sie schien mir zuzuhören und nickte jedes Mal, wenn ich sie fragte, ob sie verstanden hätte, aber sie hat nichts weiter wissen wollen, sondern bloß gewartet, bis ich fertig war, mich angelächelt und den Fernseher angemacht.
    »Wird schon alles werden, Mum«, sag ich jetzt zu ihr. »Solange wir bei unserer Geschichte bleiben …«
    »Mhm …«, murmelt sie, während ihre Augen am Bildschirm kleben. »Bei der Geschichte bleiben …«
    »Wird schon gut gehen.«
    »Gut gehen …«
    Ihre Augen sind glasig, ihre Stimme klingt schläfrig. Ich glaub nicht, dass sie noch so richtig da ist. Sie steht unter Schock, ist betäubt, traumatisiert, betrunken … sie ist dorthin

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