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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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winkte noch einmal und wandte sich dann dem Meer zu.
    Eine lange Planke wurde von Kapitän Greldiks Schiff auf den verschneiten Kai gelegt.
    »Sollen wir an Bord gehen, Garion?« fragte Silk. Sie kletterten auf die schwankende Planke und gingen an Deck.
    »Grüße meine Töchter von mir«, bat Barak seine Frau.
    »Das werde ich«, sagte Merel in demselben steifen, förmlichen Ton, den sie ihm gegenüber immer anschlug. »Hast du noch weitere Anweisungen für mich?«
    »Ich werde für einige Zeit fort sein«, sagte Barak. »Pflanze in diesem Jahr auf die Südfelder Hafer und lasse die Westfelder brach liegen. Mit den Nordfeldern mach, was du für das Beste hältst. Und bring das Vieh nicht auf die hochgelegenen Weiden, bis der Boden frostfrei ist.«
    »Ich werde mich sehr sorgsam um das Land und die Herden meines Gatten kümmern«, sagte sie.
    »Es sind auch deine«, sagte Barak.
    »Wie mein Gatte wünscht.«
    Barak seufzte. »Du läßt es nie ruhen, nicht wahr, Merel?«, fragte er traurig.
    »Mein Herr?«
    »Vergiß es.«
    »Wird mich mein Gatte umarmen, bevor er geht?« fragte sie.
    »Wozu?« sagte Barak. Er sprang auf das Schiff und ging sofort nach unten.
    Auf ihrem Weg zum Schiff blieb Tante Pol stehen und sah Baraks Frau ernst an. Sie sah aus, als wollte sie etwas sagen. Dann, ohne Vorwarnung, lachte sie plötzlich.
    »Etwas Lustiges, edle Polgara?« fragte Merel.
    »Sehr lustig, Merel«, sagte Tante Pol mit einem geheimnisvollen Lächeln.
    »Darf ich es auch erfahren?«
    »Oh, du wirst es erfahren, Merel«, versprach Tante Pol, »aber ich möchte es dir nicht verderben, indem ich es dir zu früh erzähle.« Sie lachte wieder und trat auf die Planke, die auf das Schiff führte. Durnik bot ihr seine Hand als Stütze, und die beiden gingen an Deck.
    Meister Wolf schüttelte der Reihe nach jedem König die Hand und ging dann geschickt aufs Schiff. Er stand einen Moment an Deck und betrachtete die alte, verschneite Stadt Val Alorn und die hohen Berge Chereks, die sich dahinter auftürmten.
    »Leb wohl, Belgarath«, rief König Anheg. Meister Wolf nickte. »Vergeßt die Spielleute nicht«, sagte er. »Bestimmt nicht«, versprach Anheg. »Viel Glück.« Meister Wolf grinste und ging nach vorn zum Bug von Greldiks Schiff. Garion folgte ihm aus einem Impuls heraus. Es gab Fragen, die beantwortet werden mußten, und wenn es einer konnte, dann der alte Mann.
    »Meister Wolf«, sagte er, als sie beide am Bug standen.
    »Ja, Garion?«
    Er wußte nicht, wo er anfangen sollte, also näherte Garion sich dem Problem auf Umwegen. »Wie hat Tante Pol das mit den Augen der alten Martje gemacht?«
    »Mit dem Willen und dem Wort«, antwortete Wolf, und sein langer Umhang flatterte in dem frischen Wind. »Es ist nicht schwer.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Garion.
    »Du willst einfach, daß etwas geschieht«, sagte der alte Mann, »und dann sprichst du das Wort. Wenn dein Wille stark genug ist, wird es geschehen.«
    »Das ist alles?« fragte Garion leicht enttäuscht.
    »Das ist alles«, sagte Wolf.
    »Ist das Wort ein magisches Wort?« fragte Garion.
    Wolf lachte und sah in die Sonne, die auf dem winterlichen Meer glitzerte. »Nein«, sagte er. »Es gibt keine magischen Worte. Manche Leute glauben das zwar, aber sie irren sich. Grolims benutzen seltsame Worte, aber das ist nicht wirklich notwendig. Jedes Wort kann den Zweck erfüllen. Der Wille ist wichtig, nicht das Wort. Das Wort ist lediglich ein Kanal für den Willen.«
    »Könnte ich das auch?« fragte Garion hoffnungsvoll.
    Wolf sah ihn an. »Ich weiß es nicht, Garion«, sagte er. »Ich war nicht viel älter als du, als ich es zum erstenmal getan habe, aber ich hatte schon einige Jahre bei Aldur gelebt. Ich nehme an, das macht einen Unterschied.«
    »Was ist denn geschehen?«
    »Mein Meister wollte, daß ich einen Felsen wegnahm«, sagte Wolf. »Er glaubte anscheinend, daß er ihm im Weg war. Ich versuchte, ihn zu bewegen, aber er war zu schwer. Nach einer Weile wurde ich wütend, und ich befahl ihm, sich zu bewegen. Und er tat es. Ich war überrascht, aber mein Meister schien es nicht besonders ungewöhnlich zu finden.«
    »Du hast einfach gesagt ›beweg dich‹? Das ist alles?«, Garion konnte es kaum glauben.
    »Das ist alles.« Wolf zuckte die Achseln. »Es schien so einfach, daß ich erstaunt war, nicht früher daran gedacht zu haben. Zu der Zeit dachte ich, daß jeder es könnte, aber die Menschen haben sich seither verändert. Vielleicht ist es nicht mehr

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