Kind der Sünde (German Edition)
Griff und eine geschwungene Klinge. Besser als nichts, dachte sie. „Ja, es beruhigt mich. Meine Taurus wäre mir allerdings lieber gewesen.“ Sie runzelte kurz die Stirn. „Wobei mir einfällt, dass ich dich ja erschossen habe.“
Er rieb sich die Stelle, an der sich das Einschussloch in seiner Brust befunden hatte. „Stimmt.“
„Aber es schien dir nichts ausgemacht zu haben.“ Im Außenspiegel sah sie die Scheinwerfer hinter ihnen immer aufblitzen. Ihr Pulsschlag erhöhte sich.
„Du kannst dir das so vorstellen, dass ich eine verbesserte Version meiner selbst bin“, meinte Kai. „Es braucht mehr als eine Kugel, um mich zu stoppen.“
„Und das wäre?“ Amber konnte nur hoffen, dass seine Kräfte ausreichten, um die Leute im Hummer hinter in ihnen aufzuhalten, die allem Anschein nach zu Asmodeus gehörten.
Jetzt hörte sie auch das Aufheulen des Motors des Geländewagens. Amber schlug das Herz bis zum Halse. Im Rückspiegel sah die mächtige Motorhaube bedrohlich aus. Er konnte nur noch Zentimeter von ihrer hinteren Stoßstange entfernt sein. Sonst war weit und breit kein anderes Auto zu sehen. Links und rechts der Straße sah Amber nichts als öde, endlose Felder.
„Wenn die auch nur einen Kratzer hinterlassen, bringe ich sie um“, murmelte Kai und gab wieder mehr Gas, um ein wenig mehr Abstand zu gewinnen.
„Ich dachte, das hast du ohnehin vor“, meinte Amber aufgeregt.
Er streifte sie nur mit einem Seitenblick, sagte jedoch nichts. Dann machte der Wagen einen Schlenker zur Seite, und für einen Moment war das Scheinwerferlicht nicht mehr im Rückspiegel zu sehen. Doch in der nächsten Sekunde waren sie wieder da. Der Hummer rammte das Heck der Corvette, sodass Ambers Kopf hin und her geschleudert wurde.
Kai wies auf das Messer in ihrer Faust. „Hältst du es für sinnvoll, dich daran festzuhalten? Das wird eine ziemlich unruhige Fahrt. Du könntest dich verletzen.“
Er riss das Steuer herum. Amber prallte durch die Fliehkraft gegen die Innenseite der Beifahrertür, als der Wagen ausscherte. Wieder wurden sie gerammt, dieses Mal deutlich stärker als zuvor. Und schließlich gelang es Amber, das Messer im Handschuhfach zu verstauen. Gerade als sie die Klappe zuschlug, gab es einen erneuten harten Stoß von hinten. Etwas rollte zwischen ihre Füße. Es war das Herz, das durch die ruckartigen Bewegungen aus der Tasche gefallen war.
„Scheiße“, knurrte Kai. „Kannst du das für mich aufheben?“
„Was?“
Wieder rammte der Hummer sie. Amber musste sich festhalten, um nicht aus dem Sitz zu rutschen. Das blutige Herz kullerte am Boden hin und her.
„Heb es auf. Bitte!“, wiederholte Kai eindringlich. „Ich kann die Schwarze Seele nicht ohne das Herz abliefern.“
Als der Hummer sie das nächste Mal rammte, hatte sich die hintere Stoßstange der Corvette so sehr mit dem Frontbügel des Geländewagens verhakt, dass es Kai nicht mehr gelang, das Cabrio freizubekommen.
„Wir hängen fest“, rief Amber entsetzt.
„Du sagst es“, erwiderte Kai. „Die Reparatur wird ein Vermögen kosten. Ich könnte diese verdammten Idioten in der Luft zerreißen.“ Er stieg mit aller Gewalt in die Bremsen. Die Reifen quietschten. Irgendetwas roch verbrannt. Wie durch ein Wunder lösten sich die beiden Wagen wieder voneinander, aber nur um dem Hummer Gelegenheit zu geben, der Corvette erneut mit Wucht ins Heck zu rauschen. Dieser Zusammenstoß war so heftig, dass die Rückfront von Kais Wagen völlig zusammengeschoben wurde und die Corvette zum Stehen kam.
„Alles in Ordnung mit dir?“, erkundigte sich Kai.
Während Amber sich noch fragte, warum er so ernst und besorgt klang, stieß er schon die Tür auf und sprang aus dem Auto.
Sie holte das Messer wieder hervor, sammelte das Herz ein und griff sich nach kurzer Überlegung auch das leuchtende Band, das die Schwarze Seele festhielt, bevor sie ebenfalls ausstieg.
Als Erstes sah sie Kai, der gestenreich auf die Verfolger einredete. Eine Waffe konnte sie bei ihm nicht entdecken, während die anderen Männer die ihren auf ihn gerichtet hielten. Einzelne Fetzen aus Kais Wortschwall drangen bis zu ihr herüber. Sie hörte ihren Namen. Von Toronto und Asmodeus war die Rede, Amber schnappte auch irgendetwas auf wie „nicht verhandelbar“.
Vorsichtig zog sie sich zurück. Wie konnte es ihr bloß einfallen, Kai zu vertrauen? Was sollte dieses „verhandelbar“ eigentlich bedeuten? War er gerade dabei, einen Deal mit den Jägern auszuhandeln und
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