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Kinder der Retorte

Kinder der Retorte

Titel: Kinder der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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etwas Krankhaftes zu tun, indem du eine Affäre mit mir hast.«
    »Lilith, ich bitte dich, höre auf damit. Das bildest du dir nur ein!«
    »Wirklich nur?«
    »Ich bin gekommen. Ich habe dich geküßt. Ich habe dir gesagt, daß ich dich liebe. Ich brenne darauf, mit dir ins Bett zu gehen. Vielleicht projizierst du irgendeine eigene Schuld in mich, wenn du sagst…«
    »Manuel, was würdest du vor einem Jahr gesagt haben über einen Mann, der zugab, daß er mit einer Androiden ins Bett gegangen ist?«
    »Viele Männer, die ich kenne, haben das getan.«
    »Was würdest du von ihm sagen? Welche Worte würdest du gebrauchen? Was würdest du von ihm denken?«
    »Ich habe nie an so etwas gedacht. Es hat mich einfach nie interessiert.«
    »Du weichst aus. Erinnere dich, wir haben versprochen, keines der unter Menschen üblichen Lügenspiele zu spielen. So war es doch? Du kannst nicht leugnen, daß in deinen Kreisen Sex zwischen Menschen und Androiden als eine Perversion betrachtet wird. Vielleicht das einzige, was in der Welt für euch Menschen noch als Perversion gilt. Habe ich recht? Willst du mir antworten?«
    »Nun gut.« Er hatte nie eine Frau mit den Augen dieser Farbe gekannt. Langsam sagte er: »Die meisten Männer betrachten es als, nun, niedrig, anrüchig, mit Androiden zu schlafen. Ich habe gehört, wie man es mit Masturbation verglich. Als ob man es mit einer Gummipuppe täte. Als ich solche Bemerkungen hörte, hielt ich sie für häßliche, dumme Äußerungen eines antiandroiden Vorurteils. Ich selbst aber hatte nie eine derartige Einstellung, sonst hätte ich mich nie in dich verliebt.« Etwas in seinem Geist sang spöttisch: Denke an die Bottiche! Denke an die Bottiche! Sein Blick flackerte, wurde unsicher; er fixierte ihre Backenknochen. Mit gepreßter Stimme sagte er: »Vor dem ganzen Universum schwöre ich dir, Lilith, ich habe nie etwas Schändliches oder Schmutziges darüber empfunden, eine Androide zu lieben, und ich beteure dir, daß ich trotz dessen, was du seit meinem Besuch in der Fabrik in mir entdeckt zu haben glaubst, auch jetzt keinerlei solche Gefühle habe. Und um es zu beweisen…«
    Er zog sie an sich. Seine Hand glitt über ihre samtene Haut, von den Brüsten zum Bauch, zu den Lenden. Sie öffnete die Beine, und er streichelte mit den Fingern ihr Geschlecht, das so haarlos war wie das eines Kindes, und plötzlich schrak er zurück vor dieser Fremdartigkeit, die er spürte, und er fühlte sich entmannt durch sie, obwohl sie ihn vorher nie gestört hatte. So glatt, so entsetzlich glatt. Er schaute hinunter auf ihre Kahlheit. Sie war unbehaart wie ein Kind, wie… wie eine Androide. Wieder sah er die Bottiche. Er sah feuchte, scharlachrote Alphas, deren Gesichter leer und blöde waren. Er sagte sich grimmig, daß es keine Sünde sei, eine Androide zu lieben. Er begann, sie zu liebkosen; sie reagierte, wie eine Frau reagieren würde, mit Wollust, mit kurzen, keuchenden Atemstößen, mit einem Druck ihrer Hüften gegen seine Hand. Er küßte ihre Brüste und preßte sie an sich. Da schien das flammende Bild seines Vaters wie eine Feuersäule vor ihm zu schweben. Alter Teufel, alter Zauberer! Wie genial, ein solches Produkt zu entwerfen! Ein Produkt! Perfekt! Es geht. Es spricht. Es verführt. Es stöhnt vor Leidenschaft. Es schwillt an in seinem Geschlecht, dieses Produkt! Und was bin ich? Auch ein Produkt? Ein Gemisch von Chemikalien, fabriziert nach dem gleichen Plan – mutatis mutandis, natürlich. Adenin. Guanin. Cytosin. Urazil. Geboren in einer Retorte, gewachsen in einem Mutterleib – wo ist da der Unterschied? Wir sind ein Fleisch. Wir sind verschiedene Rassen, doch wir sind ein Fleisch.
    Sein Begehren nach ihr übermannte ihn wieder, Ihn schwindelte. Er schob sich keuchend auf sie, drang tief in sie ein. Ihre Fersen hämmerten wild auf seine Waden. Das Tal ihres Geschlechts zuckte, schloß sich dem Rhythmus seiner Bewegungen an. Stöhnend und zuletzt schreiend, erstürmten sie den Gipfel ihrer gemeinsamen Lust.
    Als es vorüber war, als sie sich beide fallen ließen, sagte sie: »Das war abscheulich von mir.«
    »Was war abscheulich?«
    »Die Szene, die ich dir gemacht habe. Als ich versuchte, dir zu sagen, was meiner Meinung nach in dir vorging.«
    »Vergiß es, Lilith.«
    »Du hast recht gehabt. Ich nehme an, ich habe meine eigenen Zweifel in dich projiziert. Vielleicht fühle ich mich schuldig, weil ich die Mätresse eines Menschen bin. Vielleicht will ich mich für etwas halten,

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