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Kinder der Retorte

Kinder der Retorte

Titel: Kinder der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Zulassung von Androiden zum Kongreß, die Gewährung des Bürgerrechts, die Zuerkennung der legalen Existenz als Personen…«
    »Verschonen Sie mich mit so etwas. Ich kenne das Programm der AGP.«
    »Und Sie sehen nicht seine Logik, nach dem, was heute, was hier geschehen ist?«
    »Ich sehe, daß die Menschen unsere Partei tolerieren und ihre Aktivität sogar amüsant finden«, sagte Watchman. »Ich sehe auch, daß sie, falls eure Forderungen mehr als Theorie werden, die AGP abschaffen, jeden aufrührerischen Alpha einer hypnotischen Manipulation unterziehen, und, wenn nötig, die Parteiführerschaft ebenso erbarmungslos liquidieren, wie diese Alphafrau Ihrer Ansicht nach liquidiert wurde. Die menschliche Wirtschaft beruht auf dem Begriff der Androiden als Eigentum. Das mag sich ändern, aber diese Veränderung wird sich nicht auf Ihre Weise vollziehen. Sie kann nur Wirklichkeit werden als freiwilliger Akt des Verzichts der Menschen.«
    »Eine naive Ausnahme. Sie schreiben ihnen Tugenden zu, die sie noch nie besessen haben.«
    »Sie haben uns geschaffen. Können sie Teufel sein? Wenn sie es sind, was sind dann wir?«
    »Sie sind keine Teufel«, erwiderte Fileclerk. »Sie sind menschliche Wesen, die auf blinde und stupide Art selbstsüchtig sind. Sie müssen erzogen werden, zu verstehen, was wir sind und was sie uns antun. Es ist nicht das erstemal, daß sie so etwas getan haben. Einst gab es eine weiße Rasse und eine braune Rasse, und die Weißen versklavten die Braunen. Die Braunen wurden gekauft und verkauft wie Tiere, und die Gesetze, die ihren Status regelten, waren Zivilgesetze, Eigentumsgesetze… eine exakte Parallele unserer Situation. Doch ein paar aufgeklärte Weiße erkannten die Ungerechtigkeit dieses Verhaltens und kämpften für eine Beendigung der Sklaverei. Und nach Jahrzehnten politischen Kampfs, Bearbeitung der öffentlichen Meinung und wirklichen Kriegs wurden die Sklaven befreit und wurden Bürger. Dies nehmen wir als Muster für unser Handeln.«
    »Die Parallele stimmt nicht. Die Weißen hatten kein Recht, über die Freiheit ihrer braunhäutigen Mitmenschen zu verfügen. Die Weißen selbst, einige von ihnen, erkannten dies schließlich und befreiten die Sklaven. Die Sklaven hatten nicht politisch gekämpft und die öffentliche Meinung bearbeitet; sie verhielten sich ruhig und litten, bis die Weißen ihre eigene Schuld erkannten. Jedenfalls waren diese Sklaven Menschen. Aufgrund wessen Rechts versklavt ein Mensch den anderen? Unsere Herren hingegen schufen uns. Wir verdanken ihnen unsere Existenz. Sie können mit uns verfahren, wie es ihnen gefällt. Weshalb haben sie uns in die Welt gesetzt? Wir haben keine moralischen Ansprüche an sie.«
    »Sie bringen auch ihre Kinder zur Welt«, erklärte Fileclerk.
    »Und bis zu einem gewissen Maß betrachten sie ihre Kinder als Eigentum, zumindest, so lange sie aufwachsen. Aber die Sklaverei der Kinder endet mit dem Ende der Kindheit. Aber wie steht es mit unserer Sklaverei? Besteht ein so großer Unterschied zwischen einem Kind, das in einem Bett gezeugt wurde, und einem Kind, das aus der Retorte kommt?«
    »Ich gebe zu, daß der augenblickliche Status der Androiden ungerecht ist…«
    »Na also!«
    »… aber ich stimme nicht mit Ihnen überein, was die Taktik betrifft«, fuhr Watchman fort. »Eine politische Partei ist nicht die Antwort. Die Menschen kennen ihre Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts, und sie sehen keine Parallelen; wenn ihr Gewissen sich rührte, wüßten wir es jetzt längst. Wo sind die modernen Vorkämpfer für die Abschaffung der Sklaverei. Ich sehe nicht sehr viele. Nein, wir können keinen moralischen Druck auf sie ausüben, nicht direkt; wir müssen ihnen vertrauen, wir müssen begreifen, daß das, was wir heute leiden, eine Prüfung unserer Tugend, unserer Stärke ist, eine Prüfung, geplant von Krug, um festzustellen, ob synthetische Menschen In die menschliche Gesellschaft integriert werden können. Ich will Ihnen ein historisches Beispiel geben: die römischen Kaiser warfen Christen den Löwen zum Fraß vor. Schließlich jedoch machten die Kaiser dem nicht nur ein Ende, sondern wurden selbst Christen. Das geschah nicht, weil die frühen Christen eine politische Partei gründeten und andeuteten, sie würden aufstehen und die Heiden massakrieren, wenn ihnen keine religiöse Freiheit gewährt würde. Es war ein Triumph des Glaubens über die Tyrannei. Auf die gleiche Weise…«
    »Verschonen Sie mich mit Ihrer albernen

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