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Kinder der Retorte

Kinder der Retorte

Titel: Kinder der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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vor, berührte die glatten, kühlen, grünen Griffe einiger ihm unverständlicher, aus der Wand herausragender Geräte. »Diese Botschaften sind dreihundert Jahre alt«, sagte er düster. »Wenn ihr Planet so schnelllebig ist, wie Sie sagen, dann sind das praktisch dreihundert Jahrhunderte. Mehr! Sie würden nicht einmal etwas wissen von den Botschaften, die ihre Vorfahren gesendet haben. Sie werden bis zur Unkenntlichkeit verändert sein.«
    »Nein. Es muß eine Kontinuität geben. Wie sollen sie so ein technologisches Niveau erreicht haben, das ihnen erlaubt, transgalaktische Botschaften auszusenden, wenn sie nicht fähig wären, die Leistungen früherer Generationen zu bewahren?«
    Krug fuhr herum. »Soll ich Ihnen etwas sagen? Ich glaube immer noch nicht, daß es auf diesem planetarischen Nebel, dieser blauen Sonne intelligente Wesen gibt. Überhaupt kein Leben… nein! Hören Sie, blaue Sonnen leben nicht lange, Vargas. Es braucht Millionen von Jahren, bis die Oberfläche eines Planeten genügend abkühlt, um fest zu werden. Eine blaue Sonne ist noch nicht so alt. Alle Planeten, die sie haben mag, sind noch immer in flüssigem oder gasförmigem Zustand. Wollen Sie mich glauben machen, diese Signale kommen von Wesen, die auf einem Feuerball existieren?«
    Vargas erwiderte ruhig: »Diese Signale kommen von NGC 7293, dem planetarischen Nebel im Wassermann.«
    »Mit Sicherheit?«
    »Mit Sicherheit! Ich kann Ihnen alle Daten zeigen.«
    »Schön, aber wie, von einem Feuerball?«
    »Es ist nicht notwendigerweise ein Feuerball. Vielleicht kühlen manche Planeten schneller ab als andere. Wir können nicht genau sagen, wie lange es dauert, bis sie abkühlen. Wir wissen nicht, wie weit die Heimatwelt dieser Botschaften aussendenden Rasse von ihrer Sonne entfernt ist. Wir haben Modelle für die theoretische Möglichkeit, daß ein Planet schnell genug abkühlen kann, selbst bei einer blauen Sonne, um es zu ermöglichen…«
    »Er ist ein Feuerball, dieser Planet«, sagte Krug starrsinnig.
    »Vielleicht«, sagte Vargas achselzuckend. »Vielleicht auch nicht. Aber selbst wenn dem so ist, können Lebensformen nur auf einem Planeten mit fester Oberfläche leben? Können Sie sich nicht eine Zivilisation von Wesen vorstellen, die unter extrem hohen Temperaturen existieren, die sich in einer noch nicht abgekühlten Welt entwickelt haben? Wenn…«
    Krug knurrte verächtlich: »Signale funken mit Geräten, die sie aus geschmolzenem Stahl gebaut haben?«
    »Die Signale müssen nicht mechanischen Ursprungs sein. Nehmen Sie an, sie können die Molekularstruktur manipulieren…«
    »Sie erzählen mir Märchen, Doktor. Ich gehe zu einem Wissenschaftler und muß mir Märchen anhören!«
    »In diesem Augenblick sind Märchen die einzige Möglichkeit, die Daten zu rechtfertigen«, sagte Vargas.
    »Sie wissen, es muß eine bessere Möglichkeit geben!«
    »Alles, was ich weiß, ist, daß wir Signale empfangen und daß sie unzweifelhaft von diesem planetarischen Nebel kommen. Ich weiß, es klingt nicht plausibel. Das Universum braucht uns nicht immer plausibel zu erscheinen. Seine Phänomene brauchen nicht leicht erklärbar zu sein. Transmat wäre unverständlich für einen Wissenschaftler des achtzehnten Jahrhunderts. Wir sehen die Phänomene, so gut wir können, und wir versuchen sie zu erklären, und manchmal ergehen wir uns in wilden Vermutungen, weil die Daten keinen Sinn zu haben scheinen, aber…«
    »Das Universum trügt nicht«, sagte Krug. »Das Universum spielt ein faires Spiel!«
    Vargas lächelte. »Das tut es zweifellos. Doch wir brauchen mehr Daten, bevor wir NGC 7293 erklären können. Inzwischen behelfen wir uns mit ›Märchen‹, wie Sie es ausdrücken.«
    Krug nickte. Er schloß die Augen und streichelte Hebel und Knöpfe, während in ihm wütende Ungeduld kochte und brodelte.
    Hallo, Ihr Sternenmenschen! Hallo, Ihr, die Ihr Impulse sendet! Wer seid Ihr? Was seid Ihr? Wo seid Ihr? Verdammt, ich will es wissen!
    Was wollt Ihr uns sagen, Ihr?
    Wen sucht Ihr?
    Was bedeutet das alles? Angenommen, ich sterbe, bevor ich es herausfinde!
    »Wissen Sie, was ich tun möchte?« fragte Krug plötzlich. »Hinausgehen zum Radioteleskop, in die große Scheibe hinaufklettern, meine Hände wie einen Trichter vor den Mund halten und denen da oben ihre Zahlen zurufen. Wie ist das Signal jetzt? 2-5-1,2-3-1,2-1? Es macht mich verrückt. Wir sollten ihnen jetzt sofort antworten. Funken Sie irgendwelche Zahlen: 10-2,4-6-2,4-2. Nur um ihnen zu

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