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Kinder der Retorte

Kinder der Retorte

Titel: Kinder der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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war, nahm ich, Cadge Foster, eine Kröte, kochte sie und aß sie.
    Als ich dreizehn Jahre alt war, ich, Will Mishima, machte ich mich naß, pißte auf den Boden der Transmatkabine, weil ich Angst hatte, ich würde nicht an mein Ziel gelangen.
    Ich, Lloyd Tennyson, steckte meinen Finger in das Ding meiner Schwester, als sie elf und ich acht Jahre alt war.
    Ich, Jed Guilbert, stieß mit vierzehn Jahren einen Gamma von einer Laderampe, und er fiel achtzig Meter tief, war nur noch Brei, Blut und Knochen, und ich sagte meinem Vater, er rutschte aus.
    Ich, Nick Ssu-ma, war zehn Jahre alt, als eine Beta am Hinterfenster zu meiner Mutter sagte, sie habe sie und Vater im Bett beobachtet, und mein Vater lächelte nur, und meine Mutter ließ sie töten.
    Ich, Manuel Krug, fast dreißig Jahre alt, betrüge meine Frau Clarissa mit der Alpha Lilith Meson, die ich liebe, die ich liebe, die ich liebe! Sie wohnt in Stockholm, Alpha Lilith Meson, mit Brüsten und Schenkeln und Zähnen und Ellbogen, mit rosiger Haut, die ich liebe, die ich liebe, die ich liebe! Keine Haare an Lilith.
    Und wir tauschen unsere Egos und tauschen und tauschen, wir hängen baumelnd in dem Stasisnetz, springen leicht von Gehirn zu Gehirn, schwimmen, tauschen Köpfe, so oft es uns gefällt, und ich schmecke Cadges Kröte, und ich pisse mit Wills in die Transmatkabine, und ich rieche Lloyds Schwester an meinem Finger, und ich töte Jeds Gamma, und ich lüge wegen Nicks Beta, und alle gehen mit Lilith ins Bett, und sie sagen mir hinterher Ja, ja, ja, wir sollten diese Alphafrauen wirklich ausprobieren, du bist ein Schwein, Manuel, ein glückliches Schwein, ein Schwein mit Geschmack!
    Und ich liebe sie!
    Wen liebe ich?
    Und ich sehe all den kleinlichen Haß und Schmutz in ihren Seelen, meine Freunde, aber ich sehe auch ihre Stärken, ihre guten Seiten, denn es wäre schrecklich, wenn wir unsere Egos tauschten und nur die gekochten Kröten und die Urinlachen auf dem Boden der Transmatkabine sähen. Ich spüre ihre Zuneigung und Bescheidenheit und Treue und Milde. Ich sehe, wie gut meine Freunde wirklich sind, und ich mache mir Sorgen, und ich frage mich, was sehen sie in mir. Vielleicht werden sie mich hassen, wenn wir hier herauskommen. Wir tauschen weiter unsere Egos. Wir sehen, was sie in uns sehen, was wir in uns, in ihnen sehen.
    Eine Woche geht so schnell vorbei!
    Armer Manuel, sagen sie, ich wußte nie, daß es so schlecht um ihn steht. Trotz all seines Geldes fühlt er sich schuldig, weil er nichts mit seinem Leben anfangen kann. Finde eine Aufgabe, finde eine Sache, für die du dich einsetzen kannst! Ich sage ihnen, ich versuche. Ich suche. Sie fragen, wie ich es mit den Androiden halte?
    Soll ich ihnen antworten? Was würde mein Vater sagen? Wenn er meine Anschauungen nicht billigt?
    Kümmere dich nicht um ihn! Tue, was du für richtig hältst! Clarissa ist für gleiche Rechte für die Androiden. Wenn er aufbraust, laß Clarissa zu ihm sprechen, bevor du es tust. Warum sollte er aufbrausen? Er hat sein Vermögen gemacht mit Androiden. Jetzt kann er es sich leisten, sie wählen zu lassen. Ich wette, sie würden ihn wählen. Wißt ihr, daß alle Androiden meinen Vater lieben? Ja! Manchmal denke ich, es muß fast wie eine Religion sein bei ihnen. Die Religion Krugs. Nun, es hat einen gewissen Sinn, seinen Schöpfer anzubeten. Lacht nicht! Aber ich muß lachen. Es ist verrückt, daß Androiden sich vor meinem Vater verbeugen. Ich wette, sogar vor seinen Bildern. Vor dem alten Krug!
    Du weichst vom Pfad ab, Manuel. Wenn es dich bekümmert, daß du nichts Bedeutendes tust, dann werde Kreuzfahrer. Gleiche Rechte für Androiden! Hoch die Androiden! Hoch die Androiden! Das ist deiner unwürdig. Du hast wahrscheinlich recht.
    Wir hören den Gong, und wir wissen, daß unsere Zeit vorbei ist. Wir fallen aus dem Netz. Wir gleiten zurück in unsere eigenen Köpfe. Man hat mir gesagt, sie verfahren bei diesem Teil des Prozesses sehr, sehr, sehr sorgfältig, damit jeder in seinen eigenen Kopf zurückkehrt.
    Soweit ich weiß, bin ich Manuel Krug.
    Sie führen uns hinaus. Dort ist eine Wiederanpassungskammer auf der anderen Seite des Netzes. Wir sitzen drei, vier Stunden herum, gewöhnen uns daran, wieder Individuen zu sein. Wir schauen einander verstohlen an. Lieber weicht man dem Blick des anderen aus. Jemand hat zu viel gelacht mit meinem Mund.
    In der Wiederanpassungskammer haben sie mehr von diesem neuen Spielzeug, dem Würfel mit den stumpfen Kanten. Der meine

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