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Kinder der Retorte

Kinder der Retorte

Titel: Kinder der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Alphamann, der es versucht hat oder überhaupt viel darüber nachdenkt.«
    »Alphafrauen tun es.«
    »Das ist etwas anderes. Ihr habt mehr Gelegenheit. Alle diese menschlichen Männer rennen hinter euch her. Menschliche Frauen rennen nicht hinter Androidenmännern her, ausgenommen vielleicht einige, die geistesgestört sind, nehme ich an. Und du kannst mit einem Menschen Geschlechtsverkehr ohne jedes Risiko haben. Ich aber werde mich nicht mit einer menschlichen Frau einlassen, nicht wenn jeder Mann, der glaubt, ich beeinträchtige seine Rechte, mich auf der Stelle zerstören kann.«
    »Wie wäre es mit Sex zwischen Android und Androidin?«
    »Wozu? Um Babys zu machen?«
    »Sex und Fortpflanzung sind zwei ganz verschiedene Dinge, Thor. Das war schon immer so. Sex ist eine soziale Kraft. Ein Sport. Ein Spiel. Eine Art Magnetismus von Körper zu Körper. Es ist das, was mir Macht über Manuel Krug gibt.« Abrupt änderte sich der Ton ihrer Stimme, verlor seinen didaktischen Eifer, wurde weicher. »Willst du, daß ich dir zeige, was Sex ist? Lege deine Kleider ab.«
    Er lachte nervös. »Meinst du das im Ernst? Willst du… das machen mit mir?«
    »Warum nicht? Hast du Angst davor?«
    »Sei nicht albern. Ich habe nicht erwartet… ich meine… es erscheint so widersinnig, daß zwei Androiden miteinander ins Bett gehen sollen, Lilith…«
    »Weil wir Ersatzmenschen sind? Plastikwesen? Gegenstände?« sagte sie kalt.
    »Das habe ich nicht gemeint. Wir sind aus Fleisch und Blut!«
    »Aber es gibt bestimmte Dinge, die wir nicht tun dürfen, weil wir aus der Retorte kommen. Gewisse körperliche Funktionen bleiben für die Kinder des Leibes reserviert. Das meinst du doch?«
    »Du unterstellst mir Anschauungen, die ich nicht habe.«
    »Ich weiß, daß ich das tue. Ich will dich erziehen, Thor. Überzeugen. Du versuchst das Geschick einer ganzen Gesellschaft zu manipulieren und weißt nichts von einer der menschlichen Grundmotivationen. Komm, zieh dich aus. Hast du nie Verlangen nach einer Frau gefühlt?«
    »Ich weiß nicht, was Verlangen ist, Lilith.«
    »Wirklich nicht?«
    »Wirklich nicht.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Und du denkst, wir sollten den Menschen gleichgestellt werden? Du willst wählen, Alphas in den Kongreß bringen, Bürgerrechte besitzen? Aber du lebst wie ein Roboter, wie eine Maschine. Du bist ein wandelndes Argument dafür, die Androiden an ihrem Platz zu belassen. Du ignorierst eine der wichtigsten Funktionen des menschlichen Lebens und sagst dir, diese Dinge seien nur für Menschen, Androiden hätten sich nicht darum zu kümmern. Ein gefährliches Denken, Thor. Wir sind menschlich. Wir haben Körper. Warum hat Krug uns Genitalien gegeben, wenn er nicht wollte, daß wir sie gebrauchen?«
    »Ich stimme jedem Wort zu, das du gesagt hast, aber….«
    »Aber was?«
    »Aber Sex bedeutet mir nichts. Und ich weiß, das ist ein böses Argument gegen unsere Sache. Ich bin nicht der einzige Alpha, der so empfindet, Lilith. Wir reden nicht viel darüber, aber…« Er wich ihrem Blick aus. »Vielleicht haben die Menschen recht. Vielleicht sind wir eine mindere Rasse, künstlich durch und durch, nur eine organische Rasse von Robotern, gemacht aus Fleisch und…«
    »Falsch. Steh auf, Thor. Komm her.«
    Er ging auf sie zu. Sie nahm seine Hände und legte sie auf ihre nackten Brüste.
    »Drücke sie«, sagte sie. »Sanft. Siehst du die Warzen, wie sie hart werden, sich aufrichten? Das ist ein Zeichen, daß ich auf deine Berührung reagiere. Das beweist mir, daß ich eine Frau bin, kein Roboter. Es ist die Art, wie eine Frau Verlangen zeigt. Was empfindest du, wenn du meine Brüste berührst, Thor?«
    »Ihre Glätte, die kühle Haut.«
    »Was fühlst du innerlich?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Eine Beschleunigung deines Pulses? Spannungen? Ein Knoten in deinem Leib. Hier, berühre meine Hüfte, streichle mich. Fühlst du jetzt etwas, Thor?«
    »Ich bin nicht sicher. Das ist mir so neu, Lilith.«
    »Zieh dich aus«, sagte sie.
    »Es erscheint mir so mechanisch auf diese Weise. So kalt. Soll Sex nicht vorbereitet werden durch Werbung, weiches Licht, Flüstern, Musik, Poesie?«
    »Dann weißt du also doch ein wenig darüber«, lächelte sie.
    »Ein wenig. Ich habe ihre Bücher gelesen. Ich kenne das Ritual, das Präludium.«
    »Wir können das Präludium versuchen; hier, ich habe das Licht gedämpft. Nimm einen Drink, Thor. Nein, keinen Whisky, nicht für das erstemal. Etwas Leichtes. Gut so. Und hier ist ein wenig Musik.

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