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Kinder der Retorte

Kinder der Retorte

Titel: Kinder der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Dichter besangen, war es dies, weswegen Männer Duelle ausgefochten und auf Königreiche verzichtet hatten?
    Nach einer Weile sagte er: »Wie werden wir wissen, daß es vorüber ist?«
    Ihre Augen öffneten sich. Er war nicht in der Lage zu unterscheiden, ob Wut oder Lust in ihnen funkelte. »Du wirst es schon merken«, antwortete sie, warf den Kopf zurück und lächelte.
    Er machte weiter. Die Bewegungen ihrer Hüften wurden heftiger. Ihr Gesicht verzerrte sich, entstellte sich beängstigend, wurde fremd, beinahe häßlich; eine Art von innerem Sturm war losgebrochen und wütete in ihr. Alle ihre Muskeln schienen sich zu verkrampfen. Ihre Vagina schloß sich fest um seinen Penis und schien ihn in sich hineinsaugen zu wollen.
    Plötzlich spürte auch er, wie sich die Muskeln seines Körpers unerträglich spannten. Sein Bewußtsein trübte sich, und er war nicht mehr in der Lage, die Wirkungen, die ihre Vereinigung in ihr ausgelöst hatte, zu registrieren. Er schloß die Augen. Er rang stöhnend nach Atem. Sein Herz hämmerte wild. Seine Haut glühte. Er drückte sie fester an sich, preßte sein Gesicht in die Grube zwischen ihrer Wange und ihrer Schulter. Eine Reihe von zuckenden Stößen schüttelte ihn.
    Das war es also! Wie schnell die Ekstase dahinschwand! Er konnte sich jetzt kaum der mächtigen Empfindungen erinnern, die ihn vor wenigen Sekunden überschwemmt hatten. Er fühlte sich genarrt. War das alles? Wie die nach einem kurzen Aufwallen versickernde Brandung? Es ist überhaupt nichts, dachte Thor Watchman. Es ist ein Betrug.
    Er löste sich von ihr.
    Sie lag da mit nach hinten hängendem Kopf, die Augen geschlossen, der Mund schlaff; sie war schweißgebadet und sah blaß aus. Ihm war, als hätte er diese Frau nie zuvor gesehen. Einen Augenblick, nachdem er sich von ihr gelöst hatte, öffnete sie die Augen. Sie stützte sich auf einen Ellbogen und lächelte ihn scheu an.
    »Nun?« fragte sie.
    »Was?« Er blickte sie nicht an.
    »Wie fühlst du dich?«
    Watchman hob die Schultern. Er suchte nach den richtigen Worten und konnte sie nicht finden. »Besiegt«, sagte er. »Müde. Leer. Ist das richtig? Ich fühle mich… leer.«
    »Es ist normal. Nach dem Koitus ist jedes Tier traurig. Ein altes lateinisches Sprichwort. Du bist ein Lebewesen, Thor. Vergiß es nicht.«
    »Ja, und ein müdes dazu.« Asche auf dem kalten Strand. Die Flut ist zurückgewichen. »Hast du es genossen, Lilith?«
    »Konntest du es nicht sehen? Nein, ich nehme an, du hast es nicht gesehen. Ich habe es genossen. Sehr.«
    Er legte seine Hand leicht auf ihren Schenkel. »Ich bin glücklich. Doch ich bin noch immer verblüfft.«
    »Über was?«
    »Über die ganze Sache. Über den Vorgang, die Reihenfolge der Ereignisse. Stoßen. Zurückziehen. Schwitzen. Stöhnen. Das Kitzeln in den Lenden, und dann ist es vorüber. Ich…«
    »Nein«, sagte sie. »Du darfst die Sache nicht intellektuell betrachten. Nicht analysieren. Du mußt mehr erwartet haben, als wirklich dran ist. Es ist nur Spaß, Thor. Es ist das, was die Leute tun, um glücklich miteinander zu sein. Das ist alles. Das ist wirklich alles. Es ist keine kosmische Erfahrung.«
    »Es tut mir leid. Ich bin nur ein dummer Androide, der nicht…«
    »Sprich nicht weiter, Thor.«
    Er begriff, daß er sie verletzte, indem er verneinte, durch Ihre Vereinigung überwältigt worden zu sein. Er verletzte sich selbst. Langsam stand er auf. Seine Stimmung war düster. Er fühlte sich wie ein leeres, im Schnee liegendes Gefäß. Er hatte einen winzigen Augenblick des Glücks empfunden, genau im Höhepunkt ihrer Vereinigung; doch war dieser Augenblick der Verzückung etwas wert, wenn ihm düstere Traurigkeit folgte?
    Sie hatte es gut gemeint. Sie wollte ihn menschlicher machen. Er hob sie auf, zog sie wieder an sich, küßte sie flüchtig auf die Wange und sagte: »Wir werden es irgendwann noch einmal versuchen, willst du?«
    »Wann immer du willst.«
    »Es war sehr seltsam für mich, das erstemal. Es wird dann bestimmt besser gehen. Ich weiß es.«
    »Es wird, Thor. Das erstemal ist es immer seltsam.«
    »Ich denke, es ist besser, wenn ich jetzt gehe.«
    »Wenn du mußt.«
    »Es ist besser. Aber wir sehen uns bald wieder.«
    »Ja.« Sie berührte seinen Arm. »Und in der Zwischenzeit… werde ich verfahren, wie wir es besprochen haben. Ich nehme Manuel mit in die Gammastadt.«
    »Gut.«
    »Krug sei mit dir, Thor.«
    »Krug sei mit dir.«
    Er begann sich anzuziehen.
23
    Und Krug sagte, es soll für

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