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Kinder der Retorte

Kinder der Retorte

Titel: Kinder der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Sie vertrauen ihm mehr als allen anderen Männern in Ihrer Organisation. Dennoch würden Sie nicht erlauben, daß Thor wählt? Sie würden Thor keine Chance geben zu protestieren, wenn Sie sich entschließen, ihn als Kellner hier in diesem Club zu beschäftigen? Sind Sie der Meinung, das Gesetz sollte Ihnen das Recht geben, Thor zu vernichten, wenn Ihnen die Laune danach ist?«
    »Ich habe Thor gemacht«, erwiderte Krug in festem Ton. »Er ist die beste Maschine, die ich habe. Ich liebe und bewundere ihn, so wie ich jede gute Maschine liebe und bewundere. Aber ich besitze Thor. Thor ist kein Mensch. Er ist nur eine geschickte Imitation eines Menschen, eine makellose Imitation. Und wenn ich so verschwenderisch und verrückt sein wollte, Thor zu zerstören, nun, dann würde ich ihn zerstören.« Krugs Hand begann zu zittern. Er starrte auf sie, als wolle er ihr befehlen, daß sie sich beruhigte, doch das Zittern verstärkte sich, und der Inhalt eines vollen Weinglases ergoß sich auf den Tisch. Mit steinernem Gesicht sagte Krug: »Ja, ihn zerstören! Als ich die Androiden schuf, hatte ich nie etwas anderes im Sinn, als Werkzeug herzustellen, Diener des Menschen, geschickte Maschinen.«
    Sensoren in den Diensträumen des Nemoclubs zeigten das Verschütten des Weines an. Der Kellner trat ein und wischte ihn auf. Draußen vor dem Fenster tanzte ein Schwarm riesiger transparenter Krustentiere.
    Als der Alpha hinausgegangen war, sagte Senator Fearon zu Krug: »Ich wußte nicht, daß Sie so über die Androidengleichheit denken. Sie haben es nie ausgesprochen.«
    »Ich bin nie gefragt worden.«
    »Würden Sie gegen die AGP stimmen«, fragte Salah al-Din, »wenn die Angelegenheit vor den Kongreß käme?«
    Krug zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Ich weiß nicht. Ich halte mich aus der Politik heraus. Ich bin Fabrikant, Geschäftsmann, Unternehmer. Warum soll ich mich in theoretische Kontroversen mischen?«
    »Wenn den Androiden die Bürgerrechte verliehen würden«, sagte Leon Spaulding, »hätte das vielleicht Rückwirkung auf den Krug-Konzern. Ich meine, wenn Sie wirkliche menschliche Wesen produzieren, fallen Sie unter die Bevölkerungskontrollgesetze, die besagen…«
    »Genau«, unterbrach ihn Krug. »Es wird nicht geschehen. Ich fabriziere die Androiden. Ich kenne sie. Es gibt eine kleine Gruppe von Unzufriedenen. Ja. Sie sind zu intelligent – zu ihrem eigenen Schaden. Sie glauben, überall herrscht wieder Sklaverei. Doch das stimmt nicht. Die andern wissen es. Sie sind unzufrieden. Thor Watchman ist zufrieden. Warum unterstützen nicht alle Alphas die AGP? Sie sind gegen sie. Und warum? Weil sie glauben, daß es eine idiotische Sache ist. Sie werden gut behandelt. Dieses Gerede vom Verkauf von Alphas gegen ihren Willen, von ihrer Vernichtung nach Lust und Laune, das alles ist hur Theorie. Keiner verkauft einen guten Alpha, und niemand tötet Androiden zum Spaß, ebensowenig wie Menschen ihre eigenen Häuser zum Spaß zerstören. Es besteht kein Bedürfnis für Androidenrechte. Die meisten Alphas begreifen das. Die Betas kümmern sich nicht darum. Die Gammas verstehen es nicht. Sie sehen also, meine Herren, das Thema ergibt ein gutes Tischgespräch, nicht mehr. Die AGP wird wieder verschwinden. Meinen Respekt, Mr. Salah al-Din vor Ihrer Gutherzigkeit, aber Ihre Seelengüte führt Sie in die Irre. Sie werden keine Alphas in Ihrem Kongreß haben.«
    Krugs lange Rede hatte ihn durstig gemacht. Er streckte die Hand nach seinem Weinglas aus. Wieder verkrampften sich seine Muskeln, wieder stieß er das Glas um, wieder eilte ein wachsamer Alpha herbei, um den vergossenen Wein aufzuwischen. Hinter der dicken Glasmauer des Nemoclubs kreuzte ein dunkelroter Fisch von einem Meter Länge mit einem riesigen Maul und einem spitzen schmalen Schwanz durch den Schwarm der Krustentiere, verschlang sie mit gierigem Appetit.
28
    15. Januar 2219
    Der Turm ist 1001 Meter hoch. Zur Feier hat Krug allen Arbeitern einen freien Tag bewilligt. Man schätzt jetzt, daß der Bau seine volle Höhe bis Mitte März erreichen wird.
29
    Lilith Meson sagte: »Ich hatte einen Besucher hier, gestern morgen, Thor.«
    »Manuel Krug?«
    »Nein. Siegfried Fileclerk.«
    Watchman richtete sich in Liliths tiefem Schaumstoffsessel auf. »Fileclerk. Hier? Warum?«
    Lilith lachte. »Bist du jetzt schon so menschlich, daß du Eifersucht empfindest, Thor?«
    »Ich finde das nicht lächerlich. Aus welchem Grund ist er in deine Wohnung gekommen?«
    »Er kam ins

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