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Kinder der Retorte

Kinder der Retorte

Titel: Kinder der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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nicht mitspielen.
    Er wartete, bis er seine Ruhe wiedergefunden hatte. Dann sagte er: »Nimm mich mit in eine ihrer Kapellen.«
    Manuel sah ihn entsetzt an. »Ich würde es nicht wagen!«
    »Du warst dort.«
    »Verkleidet. Mit einem Androiden als Führer.«
    »Dann verkleide mich. Und nimm deinen Androiden mit.«
    »Nein«, sagte Manuel. »Die Verkleidung würde nicht wirken. Selbst mit roter Haut würdest du erkannt werden. Du kannst dich mit deiner Figur nicht als Alpha ausgeben. Sie würden dich sofort entdecken, und es gäbe einen Aufruhr. Es wäre, als ob Christus in eine Kathedrale käme, verstehst du? Ich möchte die Verantwortung nicht übernehmen.«
    »Ich will aber herausfinden, wie ernst sie es meinen.«
    »Frag einen deiner Alphas.«
    »Zum Beispiel?«
    »Auch Thor gehört zu ihnen?« Die Enthüllung traf Krug wie ein Keulenschlag.
    »Er ist einer ihrer führenden Köpfe, Vater.«
    »Aber wir sind doch fast jeden Tag beisammen. Wie kann er seinem eigenen Gott so nahe kommen, ohne überwältigt zu werden?«
    Manuel erwiderte: »Sie unterscheiden zwischen deiner irdischen Manifestation als Sterblicher und deiner göttlichen Natur, Vater. Thor sieht dich auf doppelte Weise; du bist nur das Gefäß, in dem sich Krug auf der Erde bewegt. Ich zeige dir den entsprechenden Text…«
    Krug schüttelte den Kopf. »Nein, danke.« Er umschloß den Würfel mit beiden Händen und beugte sich vor, bis seine Stirn fast die Schreibtischplatte berührte. Ein Gott? Krug, der Erlöser? Und sie beten täglich, daß ich für ihre Befreiung eintrete. Wie konnten sie? Wie kann ich? Ihm war, als habe die Erde ihre Festigkeit verloren, als breche er durch ihre Kruste, stürze ihrem Kern entgegen, freischwebend, unfähig, den Fall aufzuhalten. Und so soll es geschehen und an diesem Tag sollen die Kinder der Retorte erlöst werden. Nein! Ich habe euch gemacht, ich weiß, was ihr seid. Ich weiß, was ihr weiter sein müßt. Wie kommt ihr auf solche absurden Ideen? Wie könnt ihr erwarten, daß ich mich darauf einlasse?
    Schließlich sagte Krug: »Manuel, was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun?«
    »Das liegt ganz an dir, Vater.«
    »Aber du hattest doch etwas im Sinn. Du hattest ein Motiv, mir diesen Würfel zu bringen.«
    »Hatte ich das?« fragte Manuel in schlecht verhehlter Unaufrichtigkeit.
    »Dein alter Herr ist kein Dummkopf. Wenn er schlau genug ist, Gott zu sein, ist er auch schlau genug, in seinen eigenen Sohn hineinzuschauen. Du meinst, ich sollte tun, was die Androiden von mir verlangen. Ich sollte sie jetzt erlösen. Ich sollte das tun, was sie erwarten.«
    »Vater, ich…«
    »Vielleicht glauben sie, daß ich ein Gott bin, aber ich weiß, daß ich keiner bin. Der Kongreß nimmt keine Befehle von mir entgegen. Wenn du und dein Androidenliebchen und die anderen glauben, ich könnte auf eigene Faust den Status der Androiden ändern, dann schaut ihr euch alle besser gleich nach einem anderen Gott um. Nicht, daß ich ihren Status ändern würde, wenn ich es könnte. Wer gab ihnen diesen Status? Wer hat sie als erster verkauft? Maschinen sind sie. Maschinen! Synthetisch hergestellt aus Fleisch! Kluge Maschinen! Nicht mehr!«
    »Du verlierst die Beherrschung, Vater. Du regst dich auf.«
    »Du stehst auf ihrer Seite. Du bist ein Teil von ihnen. Das Ganze war beabsichtigt. So war es doch, Manuel! Mach, daß du rauskommst! Geh zurück zu deinem Plastikweib! Und du kannst ihr von mir sagen, kannst ihnen allen sagen, daß…« Krug fing sich wieder. Er wartete einen Augenblick, bis das Hämmern seines Herzens aufgehört hatte. Dies war die falsche Art, die Angelegenheit zu behandeln, das wußte er. Er durfte nicht blindlings handeln. Er mußte vorsichtig vorgehen und in voller Beherrschung der Fakten, wenn er hoffen wollte, mit dieser Sache fertig zu werden. Ruhiger sagte er: »Ich muß mehr über die Sache nachdenken, Manuel. Ich wollte dich nicht anbrüllen. Du mußt verstehen, wenn du hier hereinkommst und mir erzählst, ich sei ein Gott, und zeigst mir die Krugbibel, das muß mich schon ein wenig aus der Fassung bringen. Das mußt du verstehen. Laß mich nachdenken, sage zu niemandem etwas. Ich muß mit dieser Sache fertig werden.« Krug stand auf. Er reichte über den Schreibtisch und packte Manuels Schulter. »Dein alter Herr brüllt zu viel«, sagte er. »Er explodiert zu schnell. Das ist doch wohl nichts Neues für dich? Schau, vergiß, was ich gesagt habe. Du kennst mich. Du weißt, daß ich manchmal zu heftig

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