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Kinder der Stürme

Kinder der Stürme

Titel: Kinder der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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getrocknet.“Die Versammlung gab ihm die Erlaubnis dazu.“
    „Jeder sollte wissen, daß er eine Fliegerin hängt“, sagte Coll, „der Landmann ließ ihr die Flügel anlegen. Gefaltet natürlich, aber eine unmißverständliche Geste. Er hat sie verspottet, indem er ihr riet die Flügel zu gebrauchen, um diesen Sturz abzufangen und wegzufliegen.“
    Später, nach einigen Tassen von Evans Spezialtee und Platten mit Brot und Wurst, hatte S’Rella ihre Ruhe wiedergefunden und erzählte Maris und Evan die ganze Geschichte der schrecklichen Versammlung, während Coll mit seiner Tochter einen Spaziergang unternahm.
    Es war eine einfache Geschichte. Val Einflügler, der die fünfte Fliegerversammlung in der Geschichte von Windhaven einberufen hatte, hatte die Kontrolle darüber verloren. Tatsächlich hatte er die Kontrolle nie gehabt. Seine Einflügler und ihre Verbündeten machten kaum ein Viertel der Anwesenden aus. Die drei Ehrenmitglieder waren die Landmänner von Nord und Süd Arren und der ehemalige Flieger Kolmi von Thar Kril, der den Vorsitz übernommen hatte. Alle drei unsympathische Typen. Als die Versammlung gerade begonnen hatte, wurden wütende Stimmen laut, die Tya und ihr Verbrechen verurteilten. Darunter auch die Stimme von Kolmi. „Dieses landgebundene Mädchen hat nie verstanden was es heißt, eine Fliegerin zu sein“, zitierte S’Rella Kolmis Äußerungen. Andere hatten ihm beigepflichtet. Jemand sagte, man hätte ihr nie die Flügel geben dürfen. Andere behaupteten, daß sie nicht nur ihrem Landmann gegenüber ein Verbrechen verübt hätte, sondern auch ihren Fliegerkollegen gegenüber. Sie hat das ehrwürdige Vertrauen, das man in sie setzte, verletzt und alle Flieger in Mißkredit gebracht, fügte ein dritter hinzu.
    „Katinn von Lomarron versuchte, sie zu verteidigen“, erzählte S’Rella ihnen, „aber er wurde niedergebrüllt. Katinn wurde wütend und beschimpfte sie alle. Wie Tya hat er viele Kriege gesehen. Einige von Tyas Freunden haben sie ebenfalls verteidigt, oder sie versuchten ihre Handlungsweise zu erklären. Aber niemand hat ihnen zugehört. Als Val sich erhob, um seinen Vorschlag durchzubringen, dachte ich einen Moment lang, er hätte eine Chance. Er war sehr gut. Ruhig und vernünftig, ganz anders, als er sich gewöhnlich verhält. Er beruhigte sie, indem er zugab, daß Tya ein schwerwiegendes Verbrechen begangen hatte, fuhr dann aber fort, die Flieger darauf hinzuweisen, daß sie sie trotzdem verteidigen müßten, und daß wir es nicht zulassen dürften, daß der Landmann sie auf seine Art bestraft, denn wir seien mit Tyas Schicksal verbunden. Es war eine sehr gute Rede. Wenn jemand anders sie gehalten hätte, hätten sie sich wahrscheinlich überzeugen lassen, aber Val hielt sie, und er war von Feinden umgeben. Viele der älteren Flieger hassen ihn immer noch.
    Val schlug der Versammlung vor, man möge Tya für fünf Jahre die Flügel abnehmen, danach sollte sie versuchen, sie im Wettkampf wiederzuerlangen. Außerdem bestand er darauf, daß nur Flieger einen Flieger verurteilen sollten, was beinhaltete, daß Tya befreit und Thayos mit Sanktionen belegt werden sollte.
    Er hatte die Zuhörer schon so weit, daß sie seinem Vorschlag zustimmten, aber es funktionierte nicht. Kolmi hat uns nicht das Wort erteilt. Wir erhielten nicht die Gelegenheit, uns zu äußern. Die Versammlung dauerte fast einen ganzen Tag, und kaum ein Dutzend Einflügler durften ihre Meinung darstellen. Kolmi ließ uns nicht zu Worte kommen.
    Nachdem Val gesprochen hatte, erteilte er einer Frau aus Lomarron das Wort. Sie sprach darüber, wie Vals Vater als Mörder gehängt worden war und darüber, wie Val Ari in den Selbstmord getrieben hatte, indem er ihr die Flügel genommen hatte. ‚Kein Wunder, daß er uns dazu bringen will, diese Kriminelle zu verteidigen 4 , sagte sie. Ähnliche Beiträge folgten. Man sprach über Verbrechen und über Einflügler, die nicht verstanden, was es hieß, ein Flieger zu sein. In diesem Chaos ging Vals Vorschlag unter.
    Dann machten einige ältere Flieger den Vorschlag, die Akademien zu schließen. Aber das stieß auf wenig Zustimmung. Corm sprach sich dafür aus, aber seine eigene Tochter widersprach ihm. Das setzte ein Zeichen. Die Artellianer und einige ehemalige Flieger waren dafür. Es gelang ihnen, eine Abstimmung durchzusetzen. Aber weniger als ein Fünftel der Versammlung entschied sich für ihren Vorschlag. Die Akademien sind gerettet.“
    „Dafür muß man

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