Kinder des Holocaust
Stuart McConchie gerade zu Dean Hardy, als Bonny die Küche betrat. Er verstummte, als er sie sah. »Ein Anekdötchen aus den hiesigen Lebensverhältnissen«, sagte er, als glaube er, sich entschuldigen zu müssen. »Sie würde Sie womöglich schockieren. Sie hängt mit einem intelligenten Tier zusammen, und vielen Menschen sind solche Viecher zuwider.«
»Erzählen Sie ruhig«, sagte Bonny. »Erzählen Sie, wie das mit der Ratte war, die die Nasenflöte spielen konnte.«.
»Es ist möglich, daß ich in meiner Erinnerung zwei intelligente Tiere irgendwie durcheinanderbringe«, sagte Stuart, indem er begann, das Wasser für den Ersatzkaffee zu erhitzen. Er betätigte sich umständlich mit dem Topf, und erst, als er ihn zu seiner Zufriedenheit aufgesetzt hatte, drehte er sich um und lehnte sich an den mit Holz befeuerten Ofen, schob die Hände in die Taschen. »Auf jeden Fall, ich glaube – wenn ich mich recht entsinne –, der Kriegsbeschädigte hat behauptet, die Ratte hätte nicht bloß die Nasenflöte gespielt, sondern auch eine primitive Art von Buchführung ausgeheckt. Aber irgendwie kommt's mir so vor, als ob das nicht so ganz zusammenpaßt.« Es runzelte die Stirn.
»Ich finde, es paßt ganz genau zusammen«, sagte Bonny.
»So eine Ratte könnten wir hier als Angestellte gebrauchen«, meinte Mrs. Hardy. »Wenn das Geschäft expandiert, werden wir hier eine anständige Buchhaltung benötigen, und es wird bestimmt expandieren.«
Draußen begannen auf der San Pablo Avenue von Pferden gezogene Fahrzeuge in diese und jene Richtung zu rollen; Bonny hörte die scharfen Geräusche von Hufen. Sie hörte die Regungen morgendlicher Betriebsamkeit und ging ans Fenster, um hinauszuschauen. Sie sah auch Fahrräder und einen riesigen alten Lastzug mit Holzvergaser. Und Menschen zu Fuß, zahlreiche Fußgänger.
Aus einer Bretterbude kam ein Tier zum Vorschein, überquerte achtsam die Breite der Straße und verschwand auf der anderen Seite unter dem Vorbau eines Gebäudes. Gleich darauf kam es wieder heraus, nun gefolgt von einem zweiten Tier. Beide waren kurzbeinig und von gedrungenem Körperbau, möglicherweise mutierte Bulldoggen. Das zweite Tier zog eine ungefüge, schlittenähnliche Ladefläche, behäuft mit verschiedenartigen wertvollen Dingen, vorwiegend Lebensmittel; sie holperte und schlingerte auf ihren Kufen über das unregelmäßige Straßenpflaster, während die beiden Tiere sich eilig davonmachten.
Bonny hielt die Umgebung noch für ein Weilchen vom Fenster aus unter Beobachtung, doch die zwei kurzbeinigen Tiere ließen sich nicht wieder blicken. Gerade wollte sie sich abwenden, da sah sie etwas anderes sich bewegen, die erste Aktivität des heutigen Tages aufnehmen. Ein rundes Metallge bilde zeigte sich in ihrem Blickfeld, rundum mit Flecken dunkler Tarnfarben sowie Anhäufungen von Laub und Ästchen bedeckt, verharrte kurz, fuhr zwei dünne Antennen aus, die im Sonnenschein des frühen Morgens zitterten.
Um alles in der Welt, was ist denn das? fragte sich Bonny. Und dann begriff sie, daß sie vor sich eine von Hardys homöostatischen Schädlingsfallen sah.
Viel Glück, dachte sie.
Nachdem die Falle gestoppt und rundum Fährtenlese oder etwas vergleichbares vorgenommen hatte, blieb sie noch einen Moment lang an Ort und Stelle stehen, als hege sie selbst Zweifel, bevor sie die Verfolgung der beiden Tiere aufnahm, die an Bulldoggen erinnerten. Sie entfernte sich um die Ecke eines benachbarten Hauses, langsam, fast würdevoll, viel zu gemächlich, als daß von einer ernsthaften Nachstellung hätte die Rede sein können, und Bonny mußte lächeln.
Der Wandel und Handel eines neuen Tages hatte angefangen. Überall rings um Bonny erwachte die Stadt erneut zu ihrem gewohnten Leben.
NACHWORT
Jawohl, ich habe falsche Voraussagen getroffen, als ich 1964 Dr. Bloodmoney schrieb. Von mir vorausgesagte Ereignisse sind nie eingetreten, und wenn man diesen Roman liest, sieht man, was ich meine. Aber eigentlich ist es gar nicht die eigentliche Aufgabe der Science Fiction, Voraussagen zu machen. Science Fiction gibt sich nur den Anschein, als mache sie Voraussagen. Das ist so ähnlich wie mit den Außerirdischen in Star Trek, die alle englisch sprechen. Es geht dabei um eine literarische Gepflogenheit. Sonst nichts.
Es amüsiert mich allerdings zu sehen, worin ich mich im einzelnen geirrt habe. Am deutlichsten habe ich mich in bezug auf die Zukunft der bemannten Raumfahrt getäuscht. Doch das beweist nur, wie
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