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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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eine Erklärung hinzu. »Ich meine, ich bin allein, nicht bloß ein Teil einer ande ren Person. Freilich, ich habe schon einmal gewechselt, aber da bin ich nur in so ein blindes Vieh geraten – Edie hatte mich reingelegt, das Tier war für mich zu überhaupt nichts zu gebrauchen. Aber hiermit ist alles anders.« Das schmale Gesicht des Phokos verzog sich zu einem Lächeln.
    »Sei jedenfalls vorsichtig«, wiederholte Stockstill seine Empfehlung.
    »Jawohl, Sir«, erwiderte der Phoko respektvoll. »Ich werde mir Mühe geben. Ich habe Pech gehabt, was die Eule betraf, aber es war nicht meine Schuld, ich wollte ja gar nicht von ihr verschluckt werden. Das war allein ihre Idee.«
    Aber diesmal war es deine, dachte Stockstill. Das macht einen Unterschied aus. Dafür habe ich volles Verständnis. Und so ein Unterschied ist sehr wichtig. »Walt, hier spricht Dr. Stockstill«, sagte er erneut ins Mikrofon. »Ich versuche noch immer, Sie zu erreichen. Ich bin der Ansicht, wir können hier unten eine Menge tun, um Ihnen dabei zu helfen, diese Krise durchzustehen, allerdings vorausgesetzt, Sie tun, worum ich Sie bitte. Ich schlage vor, wir probieren's heute mal mit freier Assoziation, weil man sich davon versprechen kann, daß es gelingt, zur Wurzel Ihrer inneren Spannungen vorzudringen. Auf jeden Fall kann ein solches Vorgehen Ihnen nicht schaden, das werden Sie sicherlich selbst wissen.«
    Aus dem Lautsprecher kam nur Statik.
    Ist es hoffnungslos? fragte sich Stockstill. Hat es einen Sinn, sich noch länger zu bemühen? Er drückte die Taste des Mikrofons abermals. »Walter«, sagte er, »die Person, die Ihnen die Kontrolle über den Satelliten entzogen hatte, ist inzwischen tot, Sie brauchen sich in der Hinsicht also keine Sorgen mehr zu machen. Wenn Sie sich im Moment wohl genug fühlen, werde ich Ihnen weitere Einzelheiten mitteilen. Einverstanden? Wollen wir so verfahren?« Er lauschte. Nur statisches Rauschen ließ sich vernehmen.
    »Kann ich jetzt, da ich draußen bin«, fragte der Phoko, der auf seinem Mobil durchs Haus sauste wie ein großer, eingesperrter Käfer, »die Schule besuchen?«
    »Ja«, versicherte Stockstill leise.
    »Aber ich weiß schon ziemlich viel«, sagte Bill. »Ich habe zugehört, wenn Edie in der Schule gesessen hat, ich brauche nicht ganz von vorn anfangen, ich kann mit ihr zusammen weiterlernen. Meinen Sie nicht auch, daß das geht?« Stockstill nickte. »Ich frage mich«, ergänzte der Phoko, »was wohl meine Mutter sagen wird?«
    »Was?« fuhr Stockstill betroffen auf. Dann begriff er, wen Bill meinte. »Sie ist fort«, sagte er. »Bonny ist mit Gill und McConchie fortgegangen.«
    »Ich weiß, daß sie weg ist«, sagte der Phoko trübsinnig. »Aber; wird sie nicht irgendwann mal wiederkommen?«
    »Möglicherweise nicht«, entgegnete Stockstill. »Bonny ist eine sonderbare Frau, sehr rastlos. Ich würde jedenfalls nicht damit rechnen.« Vielleicht ist es besser, dachte er, sie erfährt nie, was sich hier zugetragen hat. Es müßte ihr außerordentlich schwerfallen, sich damit abzufinden. Schließlich hat sie ja niemals eine Ahnung davon gehabt, daß es dich tatsächlich gibt. Nur Edie und ich haben es gewußt. Und Hoppy. Und die Eule. »Ich geb's vorerst auf, Dangerfield noch erreichen zu wollen«, sagte er plötzlich. »Vielleicht ein andermal.«
    »Ich vermute, ich bringe Sie durcheinander«, sagte Bill. Stockstill nickte. »Das tut mir leid«, sagte Bill. »Ich war hier dabei, mich mit allem vertraut zu machen, ich wußte nicht, daß Sie heute morgen kommen. Ich habe nicht etwa die Absicht, Sie durcheinanderzubringen. Es hat sich halt in der vergangenen Nacht so ergeben ... Ich bin zum Haus gekrochen und habe mich unter der Tür durchgezwängt, bevor Hoppy kapiert hat, was Sache war, und dann war's auch schon zu spät für ihn, ich war ihm bereits zu nah ...« Er sah den Ausdruck auf dem Gesicht des Doktors und verstummte.
    »Das ... das ist eben etwas völlig anderes als alles, was ich bis heute kennengelernt habe«, sagte Stockstill. »Ich habe gewußt, daß es dich gibt. Aber das war auch so gut wie alles.«
    »Sie haben nicht gedacht, daß ich lerne, wie man überwechselt, was?« meinte Bill voller Stolz.
    »Nein, stimmt«, bekannte Stockstill.
    »Versuchen Sie noch einmal, mit Dangerfield zu reden«,
    sagte Bill. »Geben Sie nicht auf, ich weiß genau, daß er dort oben ist. Woher ich's weiß, werde ich Ihnen nicht verraten, sonst kämen Sie bloß noch mehr durcheinander.«
    »Danke«,

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