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Urmel aus dem Eis

Urmel aus dem Eis

Titel: Urmel aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Erstes Kapitel:
Über den Nutzen, mit Menschen reden zu können

    Seit damals waren Jahrmillionen vergangen.
    Eines schönen Frühlingsmorgens watschelte Ping Pinguin zur Schule. Unterwegs traf er den Waran, der dasselbe Ziel hatte.
    „Ausgepflafen?“ fragte Ping Pinguin. Obwohl er fleißig übte, konnte er das Sch nicht sprechen. Es klang wie „pf“. So ging es fast allen Tieren, jedes hatte bestimmte Schwierigkeiten. Zum Beispiel zischte Wawa, der Waran, das Z heraus wie eine Dampflokomotive.
    „Ich bin umgetschogen!“ antwortete er. „Und nach einem Umtschug schlafe ich immer gut!“
    „Oh!“ rief Ping Pinguin. „Umgezogen — wohin?“
    „In eine Riesenmuschel“, antwortete Wawa leichthin, als ob das die natürlichste Sache der Welt sei. „Gantsch plötschlich habe ich sie am Ufer gefunden!“
    „Das sind die besten Funde!“ Ping Pinguin trommelte sich begeistert mit den Flügelstummeln auf den Bauch. „Ich will deine Riesenmupfel sehen!“
    „Schule schwäntschen?“ fragte Wawa unsicher.
    Sie überlegten aber nicht lange. Sie drehten um und wanderten nebeneinander den Berg hinab. Sie konnten das unbesorgt tun, denn der Besuch von Professor Tibatongs Tiersprechschule war vollkommen freiwillig. Es kam sogar vor, daß der Professor selbst seine Schüler nach Hause schickte, wenn er gerade etwas Wichtiges zu tun hatte.
    Die Insel Titiwu, auf der sich dies alles zutrug, liegt in der Mitte der Welt. Hier blühen und wuchern die üppigsten Pflanzen, Bäume, Farne und Kakteen. Die Insel Titiwu liegt unter dem Äquator, und dort ist es sehr heiß. Titiwu gehört zu den letzten Inseln, auf denen die Tiere noch ungestört leben können. Deshalb hatten sich hier auch die verschiedensten Arten zusammengefunden, obwohl nicht alle das Klima gleich gut vertrugen.
    Die Riesenmuschel, die Wawa gefunden hatte, war vielleicht die größte der Welt. Sie sah aus wie eine Suppenschüssel mit geschlossenem Deckel und lag gut geschützt vor den Wellen auf dem Kiesstrand, hinter grauen Felsblöcken.

    „Sie ist so praktisch!“ sagte Wawa stolz. „Es ist mein erstes Haus, das ich tschumachen kann. Und schön ist sie außerdem!“ Er preßte die Schalen mit den Vorderpfoten auseinander. Ping Pinguin hüpfte hinein. Wawa folgte ihm und ließ das Muscheldach zuklappen.
    Das Sonnenlicht schimmerte märchenhaft durch die Wölbung aus Perlmutter.
    Wawa seufzte behaglich: „Hier kann ich ungestört nachdenken. Die Sonne geht auf und unter und tschieht über mich hinweg, und der Mond geht auf und unter und tschieht über mich hinweg...“
    Ping Pinguin betrachtete seinen Freund interessiert. „Das ist aber ziemlich viel Geziehe!“ sagte er. „Was denkst du so dabei?“
    „Oh, tschum Beispiel, daß ich den Menschen gantsch gehörig die Meinung sagen werde, wenn ich mich erst gantsch richtig mit ihnen unterhalten kann!“
    „O ja!“ rief Ping Pinguin, denn diese Ansicht erfreute ihn auch. ,,Aber leider kann ich nachts selten nachdenken. Seele-Fant stört mich so pfrecklich, dich nicht?“
    „Nicht mehr! Jetscht kann ich ja meine Muschel tschumachen!“
    „Ich will auch eine Mupfel!“ klagte Ping Pinguin. „Laß uns eine Mupfel für mich suchen.“
    Wawa öffnete sein Haus, und beide schlüpften durch den Spalt. Kaum aber erblickte Ping Pinguin das Meer, stieß er einen krächzenden Schrei aus: „Pfau mal, ein Eisberg!“
    Wawa hatte noch nie einen Eisberg gesehen. Er kletterte deshalb auf einen großen Stein. Durch das leise Klatschen der Wellen hörte er deutlich Seele-Fants röhrenden Gesang:

    „Oh — hoho!
    Öch bön nöcht froh!
    Neun, öch bön so —
    oh — hoho!
    oh — haha!—
    dön Tränön nah!“

    Wie gewöhnlich saß der See-Elefant weit draußen auf dem einsamen Felsenriff und sang eines seiner traurigen Lieder. Er war aber so weit entfernt, daß man ihn nur wie einen dunklen Punkt am Horizont erblicken konnte. Jetzt interessierten sich allerdings weder Ping Pinguin noch Wawa für ihn. Auf die Insel Titiwu trieb etwas zu, was wie ein Kristall funkelte. Langsam wurde es größer. Bald konnte man Zacken und Spalten auf seiner Oberfläche erkennen.
    Ping Pinguin stürzte sich in die Flut. Er umkreiste den Eisberg und rief: „Unter Wasser ist er mindestens dreimal so groß!“ Dann verschwand er, mußte aber hinten eine Stelle entdeckt haben, wo er den Eisblock erklimmen konnte, denn plötzlich erschien er auf seiner Spitze, stolz wie der Erstbesteiger eines hohen Gipfels.
    „Erkälte dir nur nicht

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