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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Sie sich sehr wohl darüber im klaren. Sie haben das Bedürfnis, endlich einmal wieder etwas von wirklichem Nutzen zu tun, nicht wahr? Können Sie sich noch daran erinnern, wann dies Bedürfnis zum erstenmal fühlbar geworden ist? Strecken Sie sich völlig entspannt und untätig aus, ich erledige von hier oben den Rest.« Er lachte gedämpft. »Sicher ist Ihnen klar, daß ich diese ganze Unterhaltung aufzeichne. Ich werde unsere albernen Gespräche von jetzt an jeden Abend über New York ausstrahlen – dort in der Gegend haben die Leute Geschmack an derartigem intellektualistischem Zeug.«
    »Bitte lassen Sie uns die Unterhaltung auf jeden Fall fortsetzen«, sagte Stockstill.
    »Huuudi-huudi-hu«, prustete Dangerfield. »Meinetwegen. Soll ich was über das Mädchen erzählen, in das ich verknallt war, als ich in die fünfte Klasse ging? Damals hat es mit meinen Inzestphantasien so richtig angefangen.« Er verstummte und schwieg für eine Weile. »Wissen Sie was?« meinte er dann merklich versonnen. »Ich habe seit vielen Jahren nicht an Myra gedacht. Bestimmt zwanzig Jahre lang nicht.«
    »Sind Sie mit ihr zum Tanzen gewesen oder so was?«
    »In der fünften Klasse?!« heulte Dangerfield auf. »Sind Sie nicht ganz bei Trost, oder wie? Selbstverständlich nicht. Aber ich habe sie geküßt.« Seine Stimme klang allem Anschein nach nun etwas gelockerter, sogar mehr als in früheren Zeiten. »Den Kuß habe ich nicht vergessen«, ergänzte er leise. Für einen Moment übertönte Statik seine Stimme. »... und dann hat Arnold Klein mir eins auf die Birne gegeben«, sagte er, als Stockstill seine Worte wieder verstehen konnte, »und daraufhin habe ich ihn umgeschubst. Haben Sie mir folgen können? Ich wüßte gerne, wieviel meiner vielen Hundert inter essierten Zuschauer unsere Unterhaltung mitanhören. Ich sehe da Lämpchen aufleuchten, sie versuchen, mit mir auf den niedrigen Frequenzen Verbindung aufzunehmen. Wer weiß, vielleicht sind darunter andere, womöglich sogar bessere Analytiker. Und die möglicherweise weniger hohe Honorare verlangen.« Er unterbrach den Kontakt. Für einige Zeit blieb es still; dann meldete Dangerfield sich weiter. »Etliche Leute haben mir gerade durchgegeben«, sagte er aufgeheitert, »daß es vollkommen richtig von mir war, Arnold Klein umzuschubsen. Bis jetzt sind die Hörer im Verhältnis vier zu eins für mich. Soll ich weitermachen?«
    »Ich bitte darum«, sagte Stockstill, der Notizen aufs Papier kritzelte.
    »Naja«, sagte Dangerfield, »und dann war da Jenny Linhart. Das war anfangs der sechsten Klasse.«
    Der Satellit hatte sich unterdessen in seiner Kreisbahn genähert; der Empfang war laut und deutlich. Doch vielleicht war die Qualität ausschließlich Hoppy Harringtons besonders guter Anlage zu verdanken. Dr. Stockstill rauchte seine Zigarette, auf dem Stuhl zurückgelehnt, und lauschte, während die Stimme anschwoll, bis sie in dem Raum dröhnte und widerhallte.
    Wie oft muß Hoppy hier gesessen und den Satelliten abgehört haben, dachte er. Und dabei hat er seine Pläne ausgeheckt und die Vorbereitungen für seinen großen Tag getroffen. Und jetzt ist alles vorbei. Hatte der Phokomelus – Bill Keller – das verhutzelte, verdorrte kleine Etwas mitgenommen? Oder lag es hier noch irgendwo herum?
    Stockstill schaute sich nicht um; seine Aufmerksamkeit galt vollauf der Stimme Dangerfields, die nun so kraftvoll an seine Ohren drang. Er ließ sich durch nichts in seiner Umgebung von seiner Aufgabe ablenken.

    In einem unvertrauten Zimmer erwachte Bonny Keller in einem fremden, weichen Bett und empfand schläfrige Verwirrung. Diffuses gelbes Licht, das offenbar vom frühmorgendlichen Sonnenschein stammte, flutete auf sie herab, und an ihrer Seite saß ein Mann, den sie kannte, streckte jetzt die Arme nach ihr aus. Es war Andrew Gill, und sie stellte sich vor – sie malte es sich mit voller Absicht aus –, dieser Augenblick fände sieben Jahre zuvor statt, am Tag X.
    »Hallo«, begrüßte sie ihn leise und drückte ihn an sich. »Halt, hör auf«, sagte sie dann. »Du zerquetschst mich ja, und außerdem bist du noch nicht rasiert. Was ist denn los mit dir?« Plötzlich setzte sie sich auf und schob ihn von sich.
    »Warte ab«, sagte Gill, warf die Decken beiseite, hob Bonny auf seine Arme und trug sie durchs Zimmer zur Tür.
    »Wohin gehen wir denn?« fragte sie. »Nach Los Angeles? Auf diese Weise, indem du mich auf den Armen trägst?«
    »Wir werden jemandem zuhören.« Mit der

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