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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sind.
    Er malte sich aus, wie er im Bug des Raumschiffs angeschnallt in der Kapsel saß, so wie Walt Dangerfield, neben sich eine Frau von beträchtlicher äußerer Atttraktivität. Sie waren Pioniere, sie und er, ausersehen zur Gründung einer neuen Zivilisation auf einem anderen Planeten. Doch da knurrte sein Magen, und er merkte, wie hungrig er war; er konnte das Mittagessen unmöglich viel länger aufschieben.
    Noch während er herumstand und die riesige, aufrechte Rakete auf dem Bildschirm betrachtete, widmeten seine Gedanken sich dem Essen bei Kürtchens Kulinarische Köstlichkeiten: Suppe mit Brötchen, Rindsgulasch, Apfelkuchen mit Eis und Sahne.

    3

    Fast jeden Tag aß Stuart McConchie in dem Café- und Restaurantbetrieb ein Stück weiter die Straße hinauf, in der auch der TV modern lag, zu Mittag. Als er heute Kürtchens Kulinarische Köstlichkeiten betrat, sah er zu seinem Verdruß, daß hinten im Restaurant Hoppy Harringtons Gefährt stand, und dort nahm tatsächlich Hoppy mit völlig natürlichem und unbekümmertem Betragen sein Mittagessen zu sich, als sei er es schon seit langem gewöhnt, hier zu essen. Gottverdammt, dachte Stuart. Er macht sich überall breit. Die Phokos machen sich überall breit. Und ich habe ihn nicht einmal den Laden verlassen sehen.
    Nichtsdestotrotz setzte sich Stuart in eine Eßnische und nahm die Speisekarte zur Hand. Von dem lasse ich mich nicht verscheuchen, dachte er, während er nachschaute, woraus das Tagesgericht bestand und was es kostete. Das Monatsende war da, und er war knapp bei Kasse. Er wartete schon mit Schmacht auf seinen zweimonatlichen Scheck, den ihm Fergesson zum kommenden Wochenende persönlich aushändigen würde.
    Die hohe Stimme des Phokos drang an Stuarts Ohr, während er die Suppe löffelte; offenbar erzählte Hoppy wieder irgendein Anekdötchen; aber wem? Connie, der Kellnerin? Stuart drehte den Kopf Und sah sowohl die Kellnerin wie auch Tony, den Grillkeeper, in der Nähe von Hoppys Karren stehen und zuhören, ohne daß einer von beiden irgendein Anzeichen von Widerwillen gezeigt hätte.
    Hoppy sah und erkannte Stuart. »Hallo«, rief er.
    Stuart nickte und wandte sich ab, befaßte sich mit seiner Suppe.
    Der Phoko erzählte ihnen etwas über irgendeine Erfindung, die er ausgeheckt hatte, ein neumodisches elektronisches Apparätchen, das entweder schon fertig war oder das er erst noch basteln wollte – Stuart bekam nicht richtig mit, wie es sich verhielt, und es war ihm ohnehin eindeutig gleichgültig. Für ihn hatte es keinerlei Bedeutung, was Hoppy sich zurecht zimmern mochte, welche verrückten Ideen im Gehirn des kleinen Kerls entstanden. Ohne Zweifel ist es irgendeine Abartigkeit, sagte sich Stuart. Irgendein Irrengerät, so was wie ein Perpetuum mobile ... vielleicht einen Perpetuum-mobile-Seifenkistenwagen für ihn selbst. Diesen Einfall fand er so putzig, daß er lachen mußte. Das muß ich Lightheiser erzählen, beschloß er. Hoppys Perpetuum mobile. Dann hatte er eine noch bessere Eingebung. Hoppys Phokomobil. Darauf mußte er laut auflachen.
    Hoppy hörte ihn lachen und nahm anscheinend an, Stuart lache über irgend etwas, das er gerade von sich gegeben hatte. »He, Stuart«, rief er, »kommen Sie doch rüber, ich spendiere Ihnen 'n Bier.«
    So ein Dummkopf, dachte Stuart. Weiß er nicht, daß Fergesson uns weder während der Arbeits- noch in der Mittagszeit Bier erlaubt? Das ist eine feste Regel. Wer in der Mittagspause Bier trinkt, braucht gar nicht erst ins Geschäft zurückzukehren, und den letzten Scheck schickt Fergesson ihm nach Hause.
    »Hör mal«, sagte er zu dem Phoko, indem er sich an seinem Platz umwandte, »wenn du erst mal 'n Weilchen länger für Fergesson gearbeitet hast, wirst du's besser wissen und nicht solchen Quatsch daherreden.«
    Der Phoko errötete. »Was meinen Sie denn?« erkundigte er sich unterdrückt.
    »Fergesson gestattet seinem Personal keinen Alkohol«, sagte der Grillkeeper. »Alkohol verstößt gegen seinen Glauben, habe ich recht, Stuart?«
    »Stimmt genau«, bestätigte Stuart. »Und es wäre besser, du würdest dir das merken.«
    »Davon hatte ich keine Ahnung«, sagte der Phoko, »und außerdem wollte ich selbst gar kein Bier trinken. Aber ich sehe nicht ein, welches Recht ein Chef haben könnte, seinen Mitarbeitern vorzuschreiben, was sie während ihrer freien Zeit machen. Es ist ihre Mittagspause, und wenn sie Bier trinken möchten, sollten sie's trinken dürfen.« Seine Stimme hatte einen

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