Kinder des Wassermanns
zusammen; hin und wieder schließt sich uns Iwans Frau oder sein Sohn an.« Sie verzog das Gesicht. »Ich fürchte, der junge Luka beginnt, mich zu gern zu haben. Ohne es zu wollen, würde ich Leid über das Haus bringen.«
»Tauno?«
»Woher soll ich das wissen?« entgegnete Eyjan schroff. »Er verschwindet tage- und nächtelang hintereinander in der Wildnis. Kommt er zurück, grunzt er, er sei auf der Jagd gewesen, und ist kaum höflich zu den Leuten. Ich sagte schon, daß ich den Verdacht habe, er haßt den christlichen Glauben für das, was er seinem Volk angetan hat. Aber warum er mich meidet ...«
»Hm«. Andrei stützte das Kinn in die Hände und ließ lange seinen Blick auf ihr ruhen. »Könnte er eine Liebste irgendwo in einer entfernten Hütte gefunden haben? Ich bin sicher, daß keiner von euch einen Partner in Skradin haben kann.«
»Nein«, bestätigte sie knapp. »Das können wir nicht.«
»Und in einem Einzelbett wird einem die Zeit lang. Ah, da fällt mir ein ... Wenn er kein sterbliches Mädchen verführt hat, nun, dann gibt es auch noch Wesen aus dem Feenreich in dieser Gegend ...« Entsetzt erkannte Andrei, wohin ihn dieser Gedanke führte. Wieder bekreuzigte er sich. »Jesus verhüte es!«
»Was macht es schon, wenn er, der seelenlos ist, sich mit einer Elfe paart?« spottete Eyjan.
»Ich will nicht, daß mein Sohn unwiderruflich verlockt wird. Er könnte sterben, bevor er errettet ist.« Andreis Augen richteten sich auf sie. »Du auch, meine Tochter.«
Eyjan schwieg.
»Was habt ihr für Pläne?« forschte er.
Ihre unglückliche Stimmung verriet sich in ihren Worten. »Ich weiß es nicht, denn Tauno hält sich ja ständig von mir fern. Wir hatten unsern dänischen Freunden versprochen, sie wieder aufzusuchen, wenn es uns möglich sei. Danach ... Grönland?«
»Kein geeigneter Ort für euch, die ihr Besseres kennengelernt habt.« Andrei zögerte. »Luka Subitsch wäre ein rücksichtsvoller Gatte.«
Eyjan wurde ärgerlich. »Niemals werde ich die Bande tragen, die sie den Frauen hier auferlegen!«
»Aye, in Dänemark wärest du freier, und es gefällt mir, was du über diesen Niels Jonsen erzählt hast. Laß dich taufen, heirate ihn, sei glücklich.«
»Mich taufen lassen. So werden ... wie du?«
»Ja, altern und in wenigen Jahren sterben und in der Zwischenzeit keusch und fromm leben. Aber du wirst im Segen Gottes und danach in Seiner Gegenwart leben. Erst wenn du dieses Angebot Jesu Christi angenommen hast, kannst du wissen, wie unermeßlich großzügig es ist.«
Mit den Augen ebenso wie mit seinen Worten redete Andrei ihr zu: »Ich verstehe, du fürchtest den Verlust deiner wilden Freiheit, du meinst, daß du dann lieber aufhören möchtest zu sein. Ich gebe dir meinen Eid darauf – nicht beim Allerhöchsten, noch nicht – , bei meiner Liebe zu deiner Mutter und zu dir, Eyjan Agnetestochter, daß du in der Menschlichkeit Erlösung finden wirst. Es wird dir sein, als kämest du allein aus einer Winternacht in einen vom Feuer erhellten Raum, wo diejenigen, die deinem Herzen am nächsten stehen, bei einem Festschmaus sitzen.«
»Und wo ich keine Sterne mehr sehe, keinen Wind mehr spüre«, protestierte sie.
»Das Feenreich hat seine Schönheiten«, räumte er ein. »Aber wäre es nicht am klügsten, du gäbest sie auf, solange sie zum Teil noch so sind, wie du sie gekannt hast? Oh, Eyjan, Kind, erspare dir die Qual, die Halbwelt untergehen zu sehen und den gleichen Zusammenbruch in der eigenen Brust zu spüren. Denn die Halbwelt wird verderben. Was in Liri geschehen ist, war nur ein Vorgeschmack von dem, was dem ganzen Feenreich widerfahren wird. Die Magie stirbt aus in der Schöpfung. Ein weiser Mann hat mir das nachgewiesen, und ich möchte es an dich weitergeben – obwohl mich jedes Wort wie ein Messer durchbohrt – , wenn du hierbleiben willst, bis ich zur Flotte zurückkehren muß.
Triff deine Entscheidung so, daß du denjenigen, die dich lieben, wie auch dir selbst Elend ersparst. Verlasse ein Feenreich, wo du kein Glück finden kannst, was du auch tust, wohin du dich auch wendest. Nimm die göttliche Liebe Christi an, die ehrliche Liebe Niels' und der Kinder, die du ihm gebären wirst, und eines Tages werden wir uns alle im Himmel wiedersehen.«
Er sah an ihr vorbei in weite Fernen und fügte leise hinzu: »Auch Agnete.«
Wie ähnlich ist er doch Tauno, dachte sie.
Im Sommer, wenn die Bäume sie mit ihrem Schatten vor der Sonne schützten, konnte eine Vilja bei
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