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Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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fahren«, meinte er. »Was haben wir denn in Dänemark verloren?«
    Das beunruhigte sie. »Und was haben wir hier verloren?« Sie griff nach seiner Hand. Sie blieben mitten im Schritt stehen. »Tauno, was ist es, das dich im wilden Wald festhält?«
    Er beantwortete die erste Frage. »Nun, es ist wahr, wir haben unsere Verwandten gefunden, und sie haben sich als eine beliebige Gruppe von Sterblichen erwiesen. Du mußt die Rolle der Frau Sigrid wirklich satt haben. Also reise ab, wenn du es wünschst.«
    Sie sah ihm forschend ins Gesicht. Es war völlig leer, während das ihre zuckte. »Und du nicht?«
    »Noch nicht. Aber geh du nur und bringe Ingeborg und Niels meine Grüße.«
    »Du hast versprochen, wenigstens für eine Weile zu ihr zurückzukehren.«
    »Das werde ich, das werde ich, wenn es an der Zeit ist«, erwiderte er gereizt.
    »Du hast dich verändert, Tauno – auf gewisse Weise mehr als sonst jemand aus Liri.«
    »Nur daß das, was ich jetzt bin, bereits in mir lag wie das Auftauen in einem gefrorenen Teich. Genug. Ich habe keine Lust, über mich zu reden.”
    Als er ihr Gesicht sah, wurde seine Stimmung weicher. »Aye, grüße Ingeborg von mir, wenn du zurückkehrst«, bat er. »Sag ihr, daß ich ihre Treue, ihren weisen Rat, ihre geduldige Hilfe nicht vergessen habe und auch nicht, wie lieb sie war, wenn wir beieinanderlagen. Ich wünschte, es wäre mir gegeben, eine sterbliche Frau so zu lieben, wie Vater unsere Mutter liebte.« Er seufzte. »Aber es ist nicht so.«
    Sie drehte das Gesicht weg, aber sie fragte nicht, wer es sei, den er lieben könne.
    »Doch was ist mit dir?« fuhr er fort. »Wohin willst du gehen, wenn du ein paar Wochen oder Monate mit Niels verbracht hast?«
    Sie nahm ihren Mut zusammen. »Vielleicht gehe ich überhaupt nicht mehr weg.«
    »Wie?« rief er erstaunt. Nach einer Minute: »Nun ja, du wirst seine Buhle sein, solange er jung ist. Ich verstehe, daß du das gern möchtest. Er würde dir deine Freiheit lassen, und wenn er alt wird ...«
    »Ich werde mit ihm alt werden.«
    Ihm verschlug es die Sprache, und Eyjan drängte: »Du solltest auf Vater hören. Er hat recht, der Glaube ist
wahr,
und wir sind nicht verdammt, wir müssen uns nur entschließen, das anzunehmen, was er uns verspricht ... und das Feenreich ist zum Untergang verurteilt, Tauno ... Ich wollte unbedingt noch heute nacht mit dir sprechen, weil ich morgen Vater Tomislav in seiner Gemeinde aufsuchen und ihn bitten will, mir mehr zu erzählen. Willst du nicht mitkommen?«
    »Nein!« brüllte er, riß sich von ihr los und hob die Faust drohend gen Himmel. »Eyjan, das kann nicht dein Ernst sein ...«
    »Ich bin mir noch nicht ganz sicher, aber ...«
    »Vor einem Gott kriechen, der zerbricht, was er geschaffen hat ... Odin hat wenigstens niemals behauptet, gerecht zu sein.«
    Ihre eigene Kraft erwachte und straffte ihren Rücken. Sie sah ihn an. »Sei froh, daß Gott nicht gerecht ist«, sagte sie. »Er ist gnädig.«
    »Wo war die Gnade für Nada?« Er fuhr herum und rannte davon. Sie wollte ihm folgen, doch dann blieb sie stehen, wo sie sich befand.
    Der Mond, weit im Westen stehend, ließ den See immer noch im Glanz erzittern, aber der Himmel im Osten wurde weiß. Dort waren die Sterne über den Baumwipfeln verschwunden, und wie ein bronzener Schimmer schwebte ein früher Habicht in den Lüften. Über der Erde lag frostige Stille.
    Tauno und Nada standen Seite an Seite am Ufer. Die Vilja war ernster gestimmt als sonst. »Du bist immer gut zu mir«, flüsterte sie. »Aber, oh, heute ist die Freundlichkeit irgendwie von dir gewichen. Ich fühle es, ich fühle es so wie früher den Sonnenschein.«
    »Wie könnte ich zu dir anders als freundlich sein?« Seine Stimme klang spröde.
    Sie war so in Gedanken versunken, daß sie es nicht merkte, sie drückte nur die Finger, die er mit den ihren verflochten hatte. »Du bringst mir die Erinnerung an Dinge wie Sonnenschein zurück«, versicherte sie ihm. »Wenn du bei mir bist, habe ich keine Angst mehr, mich zu erinnern. Ich weiß, du sorgst dafür, daß es mir nicht weh tut.«
    »Und du, du hilfst mir zu vergessen.«
    »Was? Aber du möchtest doch nicht vergessen, oder? Dein wundervolles Meer, über das du mir gar nicht genug erzählen kannst! Ich dagegen war nichts anderes als ein törichtes Mädchen, das in großes Leid hineinstolperte und sich ertränkte. Ja, das habe ich getan. Heute traue ich mich, daran zu denken, obwohl ich nicht verstehe, wie ich jemals in solche

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